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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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dem Motorrad vor der Veranda, bereit zum Verhör. Jonas ist durch das Motorengeräusch aufgewacht. Der Schwede ist sehr mit dem Leben im Moshi Club beschäftigt. Jetzt grunzt er und reibt sich das alte Bier aus den Augen. Jetzt muss ich alle Neger im Projekt verpetzen, die am West-Kili und in der Möbelfabrik gegen die schwedische Weltordnung verstoßen haben. Die Fragen regnen auf mich herab: Ist die Holzlieferung angekommen? Wurden die Möbel abgeholt und bezahlt? Hast du den Holzleim beschafft? War der Buchhalter bei der Arbeit? Den ganzen Tag?
    »Ja«, sage ich. Woher soll ich das wissen? Ich war nur drei Stunden dort. Der Lohn ist nicht so, dass man davon leben kann – es ist lediglich das Gewürz für die Kartoffeln, die du dir selbst besorgen musst. Ich bin in der ganzen Stadt herumgelaufen, um meine eigenen Geschäfte abzuwickeln: Kassetten kopieren, interessantes Carlsberg-Bier an reiche Inder verkaufen und Tita pumpen – sehr erschreckend, ich glaube, an ihrem Bauch zeigt sich eine Beule.
Christian
    Samantha und Tazim kommen an einem Samstag zu Fuß aus der Stadt – sie sind zu spät zum Pick-up der Schule gekommen. Tazim ist nervös, ich glaube, sie hat geweint.
    »Kannst du uns zur Schule fahren?«, fragt mich Samantha.
    »Na klar. Aber eine nach der anderen. Wer zuerst?«
    »Tazim«, entscheidet Samantha. Ich starte das Motorrad. Tazim setzt sich hinter mich.
    »Ich bin gleich zurück«, sage ich zu Samantha.
    »Fahr vorsichtig«, sagt Tazim.
    »Nein«, erwidere ich und beschleunige so rasch, dass sie aufschreit. Aber ich fahre auch so schnell, damit sie sich an mir festhalten muss. Ich spüre ihre Brüste an meinem Rücken. Tazim ist aus Goa, Katholikin – nicht wie die anderen Inder. Sie hat Liebschaften, woher sie kommen, ist ihr egal. Als ich auf dem Parkplatz der Schule halte, springt sie ab und schlägt mir auf die Schulter.
    »Ich habe gesagt, du sollst anständig fahren.«
    »Auch ich danke für die Fahrt«, entgegne ich lächelnd.
    » Tsk «, schnalzt sie und lächelt zurück. Geht. Sie hat einen sehr hübschen Hintern. Ich fahre nach Hause und wende auf dem Hofplatz. Samantha sitzt in einem der Stühle direkt vor der Haustür.
    »Soll ich dich fahren?«, frage ich.
    »Ich hab’s nicht eilig.« Samantha bleibt sitzen.
    »Okay.« Super. Ich trete den Stützfuß herunter, steige ab. »Kann ich dir was anbieten?«
    »Zigaretten und Whisky«, sagt Samantha. Ich grinse.
    »Der Alte schließt den Bar-Schrank ab, aber Zigaretten gehen klar. Cola?«
    »Ja«, sagt Samantha. Ich gehe ins Haus. Sie folgt mir, bleibt hinter mir stehen, als ich den Kühlschrank öffne. Eigentlich habe ich Sif wie so oft versprochen, sie in der Schule zu besuchen, aber sie sagt nie etwas. Sie will nur mit mir zu Mboya ins Kishari gehen und eine Cola kaufen. Ich darf sie küssen – mit der Zunge. Aber jedes Wort muss man ihr zwischen den Zähnen herausziehen.
    »Ich will dein Zimmer sehen«, sagt Samantha.
    »Okay.« Ich gebe ihr eine Cola und gehe voraus. Juliaz steht im Wohnzimmer und bügelt. Samantha steckt den Kopf hinein, grüßt. Er fragt, ob wir etwas zu essen möchten. »Hast du Hunger?«
    »Klar«, sagt sie.
    »Ja, wir möchten gern etwas essen. Danke«, sage ich auf Swahili – auch um Samantha zu zeigen, wie gut mein Swahili ist. Ich bin nicht so scheißweiß, wie ich aussehe. Sie hat hier gelebt, seit sie drei Jahre alt war. Wir gehen in mein Zimmer. Ich lege Musik auf. Eddy Grant, dessen Musik mich immer an Irene erinnert. »Zigaretten«, sage ich und zeige darauf. »Bitte.«
    Es sind Marlboro. Samantha setzt sich aufs Bett und zündet sich eine an.
    »Mmmm«, sagt sie und lässt sich zurückfallen, bis sie flach auf dem Rücken liegt; sie nimmt einen tiefen Zug, ihre Brüste heben sich. Sie schaut an die Decke – und ich starre auf die Brüste, während sie Rauchringe ausstößt. »Die sind gut, diese Marlboro«, sagt sie. Ich sage nichts. Was soll ich auch sagen? Dass sie gut aussieht, wenn sie raucht? »Wo sind deine Eltern?«, will sie wissen. Ich antworte nicht. Sie muss doch wissen, dass meine Mutter abgehauen ist und mit Léon am West-Kilimandscharo vögelt. Sie schaut zu mir hinüber, während ich hastig an meiner Zigarette ziehe. Aber vielleicht ist es gut, es mal herauszulassen?
    »Meine Mutter spielt Kolonialherrin mit einem holländischen Farmer am West-Kilimandscharo, und mein Vater säuft.«
    »Ist deine Mutter … ausgezogen?« Vielleicht hat sie wirklich noch nichts davon gehört. Ich nehme

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