Liberty: Roman
Haus, von Dänen in stramm europäischem Stil gebaut. Rosie ist perfekt für die Rezeption, die Augen der wazungu -Touristen können an der schwarzen Schönheit ein Fest feiern. »Ich werde nach Arusha kommen und dich immer besuchen«, sage ich.
»Nein«, sagt Rosie. »Du sollst mich nicht besuchen.«
»Warum nicht?«
»Ich komme jetzt voran – es ist aus mit uns.«
»Aber wieso denn?«
»Du bist weder der Boss noch auf dem Weg nach Europa. Du bist bloß ein Babysitter«, sagt Rosie und geht. Tsk , dieses Mädchen ist kalt. Durch dieses Unglück und den Ärger mit dem GM und der Polizei ist ihr mein Niveau klar geworden. Marcus – nur eine kleine Laus.
Ich liege mit geschwollenen Knien ein paar Tage im Bett, dann fange ich an zu humpeln, denn obwohl der Körper kaputt ist, muss mein Lebenswerk fortgesetzt werden. Jetzt fahre ich ein anderes Motorrad des Projekts. Ob Jonas wohl wütend über den Diebstahl des Motorrads ist? Nein, es gehörte der SIDA , es kostet ihn nichts. Nechi erzählt mir, Rosie würde mit einem Typen flirten, der Dickson heißt – sein Vater hat Tansanit-Minen in Merelani, und Dickson hat viel Geld.
Christian
Religion, wir schwänzen. Samantha nimmt mich mit zum alten Schul-Swimmingpool hinter der Karibu Hall. Die Betonwände des kleinen Beckens sind rissig, der Boden ist mit Erde, Blättern und Unkraut bedeckt. Ich würde gern etwas über die Situation zu Hause erzählen, aber wie anfangen? Wir setzen uns und lassen die Beine über den Rand baumeln.
»Wie sind deine Eltern?«, frage ich sie.
»Wieso?«
»Na ja, einfach so … also, dein Vater hat das Hotel, aber … Was ist mit deiner Mutter? Ist sie okay?«
»Eltern«, sagt Samantha. »Sie sind bloß Restaurant, Kasse, Hotel, Transportservice und eine Pest.«
»Aber was macht deine Mutter?«
»Das ist doch vollkommen egal. Sie wohnt in Tanga, eine halbe Tagesreise von hier. Das passt mir ausgezeichnet. Wo ist diese Zigarette?« Ich hole die einzige Zigarette heraus. Es herrscht zur Zeit Mangel. Es ist würdelos, auf der Schule über Eltern zu reden. Schließlich sind wir fast erwachsen und nur gezwungen, noch eine Weile an den Eltern zu hängen. Und Samantha hat Glück. Sie ist auf dem Internat. Sie muss sie nicht jeden Tag sehen. Ich zünde die Zigarette an und reiche sie ihr. Wir horchen beide auf Schritte; von ein paar Lehrerwohnungen führt der Weg zur Schule am alten Swimmingpool vorbei, aber die Erde ist voller trockener Eukalyptusblätter, so dass man Näherkommende schon von Weitem hört.
»Willst du einen Recyclingzug?«, fragt mich Samantha.
»Einen was?«
»Komm her«, sagt sie und fasst mich um den Nacken. »Mach den Mund auf.« Ich öffne den Mund. »Rauchkanal«, sagt sie und bläst mir den Rauch in meinen Mund – fast wie ein Kuss. Ich ziehe den Rauch ein. Sie legt ihre Lippen auf meine. Beide Zungen fühlen sich warm an in meinem Mund. Dann zieht sie sich zurück. »Du bist gar nicht so schlecht«, sagt sie. Sie nimmt noch einen Zug. »Noch mal«, sagt sie. Sie bläst mir den Rauch ein. Ich versuche, sie zu küssen. »He, hör auf – ich rauche«, wehrt sie mich ab. Doch dann küsst sie mich noch einmal, fest, mit der Zunge in meinem Mund. »Fühl mal«, sagt sie und legt meine Hand auf ihre Brust. Ich streichele sie.
»Mmmm«, sage ich, beuge mich vor und küsse ihren Hals. Sie lacht. Ich bin total hart. Sie legt meine Hand auf ihren nackten Schenkel, ich führe sie langsam zur Innenseite – näher an die Möse heran. Sie schiebt sie fort.
»Wir sind doch Freunde«, erklärt sie und reicht mir den Rest der Zigarette, steht auf. »Ich gehe zurück.« Sie schaut mich an. Ich ziehe fest an der Zigarette. Kann noch nicht aufstehen. Sie stößt irgendetwas zwischen einem Schnauben und einem Kichern aus. Dann zuckt sie die Achseln und geht. Ich rauche die Zigarette bis zum Filter herunter; grüner Schleim auf der Zunge, Schwindelgefühle.
»Du solltest dich mit deiner Mutter treffen«, sagt Vater.
»Nein.«
»Sie ruft mich zweimal in der Woche an und sagt, ich soll mit dir reden, damit ihr euch sehen könnt.«
»Ich habe nicht vergessen, dass sie mich nicht mitgenommen hat, als sie die TPC verlassen hat.«
»Wärst du denn gern mitgefahren?«
»Sie hat mich nicht mal gefragt – das habe ich nicht vergessen.«
»Aber wolltest du denn mit?«
»Nein, aber ich finde, sie hätte wenigstens fragen können.«
»Sie hat sich wahrscheinlich gedacht, dass du nicht mitgekommen wärst.«
» Tsk «, sage ich
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