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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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AUSTRALIEN
    Claire fängt an, mich am späten Nachmittag zu besuchen. Wenn sie am Haupthaus vorbeigeht, legt Jonas alles, was er in den Händen hält, weg, geht zum Fenster und verfolgt sie mit den Augen. Katriina kommt ins Wohnzimmer und schaut ihn an.
    »Wer ist das?«, fragt sie.
    »Claire, Marcus’ Freundin.«
    »Und wieso starrst du ihr hinterher?«
    »Na ja, ich war nicht sicher, ob sie es wirklich war.«
    »Hm«, sagt Katriina.
    Meine Gedanken an Claire sind auch unchristlich, aber Claires Mutter ist sehr fromm, also will Claire nicht schlimm und unartig sein – nicht einmal, wenn ich eine Socke drüberstülpe.
    Eines Tages kommt Claire zu mir und erzählt, Jonas hätte sie gefragt, ob sie abends mal mit in die Stereo Bar will, nur um eine Cola zu trinken und etwas zu essen.
    »Er will mich an der Ecke meiner Straße abholen, ich könnte aber auch das Geld für ein Taxi bekommen. Er hat auch gefragt, ob er mir sonst irgendwie helfen könnte; wenn mir Geld fehlen würde, nur damit ich zurechtkomme. Warum fragt er so etwas?«
    Ich zeige auf ihre Papaya. Sie tritt von einem Bein aufs andere.
    »Die will er haben«, sage ich.
    »Aber … was denkt er sich bloß? Katriina würde mich umbringen. Und er ist so alt – und frisst Erde. Das ist so unappetitlich.«
    »Ja«, sage ich.
    Die Strangler-Familie hat viele Gäste. Aus Australien kommt ein Arzt, mit dem bwana Strangler in die Schule gegangen ist. Claire kommt am Abend zu mir, nachdem sie ihre Pflichten als Hausmädchen erledigt hat.
    »Er sagt, er will mich nach Australien mitnehmen – dieser Gast«, sagt sie.
    »Glaubst du ihm?«
    »Er hat es gesagt.«
    »Hat er es auch den anderen gesagt?«
    »Nein, nur zu mir.«
    »Haben es noch andere gehört, als er es gesagt hat?«
    »Nein, bwana war arbeiten, und mama hat die Kinder aus der Schule geholt, nur der Gast war zu Hause, um sich auszuruhen.«
    »Was glaubst du, wieso will er dich nach Australien mitnehmen?«
    »Er hat mich gern, hat er gesagt. Ich wäre ein feines Mädchen.«
    »Aber warum sollte er dich mit nach Australien nehmen – das ist teuer.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hat er dich nicht gefragt, ob du mit ihm ausgehen willst?«
    »Er hat gesagt, wenn er von der Safari zurückkommt, könnten wir etwas zusammen machen.«
    »Ist er nicht erst gestern gekommen?«
    »Vorgestern Abend.«
    »Er kennt dich anderthalb Tage und will dich mit nach Australien nehmen?«
    »Na ja … ich fand das ja auch ein bisschen merkwürdig«, sagt Claire.
    Ich zeige darauf. »Das ist es.«
    »Glaubst du?«
    »Ja, in ein paar Tagen, vielleicht sogar schon morgen, fasst er dich an.«
    »Aber … das will ich nicht.«
    »Dann musst du es ihm sagen.«
    »Aber … meinst du nicht, er erzählt es bwana Strangler?«
    »Nein, denn dann würde bwana Strangler wütend werden. Er will nicht, dass seine Gäste das Hausmädchen wie eine malaya behandeln.«
    » Malaya ?«
    »Er ist weiß, und du bist schwarz und sehr hübsch. Er würde sie gern ausprobieren.« Ich zeige wieder darauf. »Er würde sogar bezahlen.«
    »Aber so etwas Schmutziges mache ich nicht«, sagt Claire.
    »Ich kann ihn gut verstehen. Ich bin sicher, sie ist sehr schön.«
    »Hör auf!«, ruft Claire.
    »Ich glaube, ich werde nicht wieder aufhören können, wenn ich sie erst einmal probiert habe.« Sie schlägt nach mir, ich fasse sie um den Leib und ziehe sie auf meinen Schoß. Sie hält die Arme schützend vor ihren Körper und lächelt verlegen.
    »Bleib ruhig«, sage ich. »Ich würde sie ja auch gern ausprobieren, aber ich werde dich nicht nach Australien mitnehmen.«
    »Das macht nichts«, sagt Claire. »Was sollte ich auch in Australien?«
    Ich bin froh über Claire. Und jetzt möchte sie gern geküsst werden. Doch Gott steht wie ein großer Stein auf meinem Weg zum Paradies. Ich dachte, ich hätte das Nacktsein satt. Aber meine harte Arbeit bei Tita und mama GM ist überstanden. Ich bekomme keinen Juice von Rosie oder Vicky. Nur Claire besucht mich in meinem Ghetto und sitzt mit gekreuzten Beinen auf dem Stuhl. Sie ist die Pfingstkirche; soll ich am Altar ja sagen, bevor ich überhaupt nur an ihr nesteln darf?
    SCHOKOLADE
    Ich komme von der Arbeit nach Hause und gehe ins Haus, um zu sehen, ob es an Lebensmitteln fehlt, denn dann müsste ich einkaufen gehen. Sofort kommt Jonas in die Küche und zeigt mit dem Finger auf mich.
    »Verschwinde!«, sagt er.
    Wie bitte?
    »Aber wir wissen doch nicht mal, ob er es war«, sagt Katriina auf Schwedisch aus dem

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