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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Rosie war sehr hübsch, und Vicky war scharf und aus einer guten Familie. Doch solche Mädchen laufen mir davon. Ich brauche eine andere Art von Mädchen.
    In der Nähe der Larssons wohnt eine Familie aus Australien, Doktor Strangler mit Frau und Kindern. Strangler ist ein richtiger Familienmensch – kein Köter, der sich nachts herumtreibt. Stranglers Hausmädchen ist Claire, Rosies stille Freundin aus der Schule. Damals sind meine Augen bei Claire blind gewesen, aber nun ist sie zu einem Panther herangewachsen – graziös und hübsch. Ich sehe sie jeden Tag auf der Straße. Ich grüße sie und frage, ob ich sie mitnehmen darf. Mandelaugen, volle Lippen, kleine titi , wie ich sie mag, das Hinterteil in der Höhe, und die Beine … sie sind lang wie eine Tagesreise. Sie setzt sich auf das Motorrad wie eine Dame, nimmt die Maschine nicht zwischen die Beine, sondern hält beide Beine auf einer Seite.
    »Möchtest du eine Cola?«, frage ich sie.
    »Ja.« Wir fahren zu meinem Kiosk und setzen uns auf eine Bank im Schatten.
    »Steh auf«, sage ich. Sie steht von der Bank auf. »Setz dich«, sage ich, und sie setzt sich, sieht mich verwirrt an.
    »Warum bist du aufgestanden?«
    »Du hast gesagt, ich soll aufstehen …«
    »Ja, aber hättest du auch dein Kleid ausgezogen, wenn ich es dir gesagt hätte?«
    »Nein! Natürlich nicht. Was redest du denn da?«
    »Und wieso hast du mich nicht gefragt, warum du aufstehen solltest?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Wenn du mich fragst, warum ich etwas möchte, dann reden wir zusammen. Aber wenn du nur tust, was ich dir sage, dann ist es egal – dann bist du ein Papagei.«
    »Warum hast du gesagt, ich soll aufstehen, wenn du es gar nicht wolltest?«, fragt sie und hebt den Kopf, ganz in der Art einer Königin.
    »Ich will bloß, dass du tust, was du selbst willst, und nicht, was andere wollen.«
    »Jetzt will ich jedenfalls hier sitzen und meine Cola trinken, und dann will ich nach Hause.«
    »Okay«, sage ich.
    »Gut.« Wir trinken eine Weile Cola, ohne ein Wort zu sagen. Dann hebt sie den Kopf und schaut mir in die Augen: »Die ganze Zeit bist du damit beschäftigt, dich als ein bwana mkubwa mit Kiosk und Motorrad zu zeigen. Aber du bist nur eine kleine Nummer, angestellt bei den wazungu , genau wie ich.«
    »Ja«, sage ich.
    BASTARD-KIND
    Ich gehe mit Edson in eine Bar, er ist jetzt der Fahrer für einen bwana mkubwa im KNCU . Edsons Frau arbeitet als Sekretärin bei TanScan. Sie war oft mit dem GM auf Geschäftsreise. Jetzt ist Kind Nummer zwei gekommen, und Edson ist sehr betrunken.
    »Dieses Kind sieht mir überhaupt nicht ähnlich«, sagt er. »Ich sage zu ihr: ›Wessen Kind ist das?‹ Und sie behauptet, das Kind sähe aus wie ihr Großvater oder ein Onkel. Ich sage: ›Zeig mir Bilder von ihnen.‹ Sie sagt: ›Sie hatten keinen Fotoapparat.‹ Aber das Kind – dieser hässliche kleine Bengel – sieht ganz genau aus wie euer GM .«
    Edson brüllt und weint in sein Bier. Zu viele Gedanken an Sex in diesem Land. Und Edson kennt das Spiel, er muss dem großen Mann im KNCU doch auch malaya zuführen. Wenn eine arme verheiratete Frau sieht, dass es in der Familie Probleme gibt, wird sie aktiv, um es zu ändern. Sie kann sogar fremde Männer pumpen, um ihren eigenen Mann und die Kinder zu versorgen. Edson zittert vor Verzweiflung. Dieses Land hat keinen Strom für Licht in der Dunkelheit, kein Radio, kein Fernsehen, keine Bücher. Nur Unwissenheit. Und das Gepumpe.
    Der Rest der Welt ist ganz anders. Ich weiß es. Von bwana Knudsen leihe ich ständig den Economist , wenn er damit fertig ist – ein sehr seriöses Blatt. Um die Botschaft zu verstehen, musst du absolut nüchtern sein. Ich lese Dinge, von denen wir in Tansania keine Ahnung haben. Es gibt wahnsinnigen Reichtum, wider jede Vernunft. Und sie schreiben ganz offen, dass Nyereres afrikanischer Sozialismus fehlgeschlagen ist. Wenn ich das auf der Straße laut sage, würde ich bald im Karanga Prison wohnen.
    DIEBESPACK
    Dinge verschwinden aus meinem Kiosk, aber ich kann nicht ständig dort sein und alles im Auge behalten – ich muss arbeiten. Schließlich kann ich kaum noch neue Waren kaufen für das bisschen Geld, das hereinkommt. Ich beschwere mich – sie klauen zu viel und töten die Zukunft.
    »Das ist nicht dein Kiosk«, sagt Nechis großer Bruder.
    »Das ist meiner. Ich habe den Bau bezahlt, und ich habe die Waren gekauft.«
    »Ja, aber der Kiosk steht auf meinem Grundstück, also ist es mein Kiosk. Ich weiß nicht,

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