Liberty: Roman
hören.
Das Krankenhaus ist voll mit Aasfressern der Korruption. Der Oberarzt entscheidet, welche Krankenschwester die guten und einfachen Aufgaben im Krankenhaus zugeteilt bekommt. Und wie ist es möglich, dass die ganzen hübschen Krankenschwestern die besten Jobs bekommen, obwohl sie dumm sind wie ein Backstein ohne Mauer? Der Arzt pumpt sie, sogar im Krankenhaus.
Glücklicherweise ist mein Arzt mzee Kinabo, ein heiliger Afrikaner von der Pfingstkirche, der Claire auch angehört; der andere ist der mzungu Doktor Freeman. Beide gehören nicht zum Stamm der Pumper.
Und ich entdecke andere Freuden des Lebens im Krankenhaus, denn hier bin ich frei von dem schwedischen Despoten. Ich bin sein wichtigster Spion im ganzen Baumimperium, aber besucht Jonas seinen ergebenen Sklaven mal im KCMC ? Überhaupt nicht. Ja, ich weiß alles über die Untreue dieses Mannes – alles über seinen Missbrauch von schwedischen Geschenken an den schwarzen Mann, seinen Missbrauch von bhangi , Alkohol und Menschen. Er ist faul.
»Du kleines Stück Scheiße!« Was? Die Augen sind geschlossen. Ich habe geschlafen. Jetzt schlage ich sie auf und sehe den Mann, der Erde frisst. Jonas hält sein böses Gesicht direkt über meines. Er spricht so leise, dass niemand es hören kann: »Ich könnte dich umbringen, es wäre überhaupt kein Problem. Wenn du mir noch mehr Probleme machst, dann trete ich deinen stinkenden schwarzen Arsch in die Gosse.«
»Ja«, sage ich – sehr ängstlich.
»Tut es weh?«, fragt er und sticht mir mit dem ausgestreckten Finger direkt in den Bauch. Ich schreie. »Gut«, sagt er und geht, als die Krankenschwester angerannt kommt, um nachzusehen, welche Schmerzen ein derart tierisches Geheul verursachen. Es sind die Schmerzen der Lebenskrise.
TOTER KÖRPER
Endlich bekommt das Bein diese spezielle Gipsbandage, weißes Zeug wird mir aufs Bein geschmiert. Es ist wie Maniok-Mehl, wie Zement. Es trocknet und wird hart wie ein Backstein. Aber sie haben eine Öffnung gelassen, damit die Krankenschwestern jeden Tag die Entzündung aus der Wunde holen können. Und jede Woche muss ich in den Operationssaal und den Gips entfernen lassen; der mzungu ist dabei, meine Knochen anders anzuordnen, damit das Bein so gerade wird, wie es sich gehört.
Solja kommt nach der Schule zu Fuß zu mir, um mich zu besuchen.
»Asko wurde ausgewiesen, nach Finnland«, erzählt sie. Es ist eine Erleichterung in meiner Katastrophe. Ich habe mit seiner Frau ein Schokoladenbaby bekommen, und er hat seinen Job und sein Geld verloren und seine Möglichkeiten zerstört, den wundersamen Sex der schwarzen Frau zu erleben.
»Warum hat man ihn rausgeschmissen?«
»Weil er außer Tita eine schwarze Frau hatte, das ist gegen das Gesetz«, sagt Solja. »Göstas Frau ist auch nach Hause geflogen, sie wollen sich scheiden lassen.«
»Und wie geht’s zu Hause?« Sie macht ein trauriges Gesicht.
»Sie streiten sich dauernd. Vater sagt, Tita war schlimm, weil sie ein Kind mit einem schwarzen Mann hat. Aber Mutter sagt, deshalb darf Asko dich trotzdem nicht umbringen. Und Rebekka kann nachts nicht schlafen, weil sie ständig Angst hat. Mutter ist sauer und Vater so gut wie nie zu Hause – auch nachts nicht. Außerdem ist er die ganze Zeit betrunken und so merkwürdig.«
Ich sage nichts dazu. Was sollte ich auch sagen? Dass es schon irgendwie gehen wird? Ich glaub’s ja selbst nicht. Solja wartet auf meine Antwort, aber es kommt nichts.
»Glaubst du, dass meine Eltern sich scheiden lassen werden?«
»Ich denke schon«, sage ich.
FEUER IM ARSCH
Die Bakterien vermehren sich so schnell in meinem Bein, dass das Bein mich umbringen wird. Ich muss das stärkste Antibiotikum nehmen, das sich überhaupt finden lässt. Es muss in der Stadt gekauft werden, ich muss viel davon nehmen, und ich muss es selbst bezahlen. Sonst sind sie gezwungen, meinen Fuß abzuschneiden. Ich bekomme das Antibiotikum als Spritze – dieser Art von Spritze, bei der du vor Schmerzen senkrecht stehst, wenn der Arzt zusticht, obwohl dir ein Bein fehlt. Sie müssen mich ans Bett binden. Es brennt. Brennende Spitzen in meinem Arsch. Als würde rot glühende Holzkohle oder eine Lötlampe an deine Haut gehalten. Je fester der Arzt auf seine Injektionsspritze drückt, desto mehr spüre ich es. Total giftiges Zeug. Ich schreie fast das ganze Krankenhaus zusammen, also ändern sie die Methode und setzen das Antibiotikum dem tropfenden Wasser zu, das in meinen Arm läuft. Es tropft, TA , TA , TA
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