Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
Vom Netzwerk:
Segeltouren, wenn wir in den Ferien zu Hause sind.« Woher stammt das ganze Geld? Als sie im Club sind, humpele ich ins Haus und durchwühle Jonas’ Papiere. Ich finde den Kontoauszug der Bank in Schweden, ein volles Konto. Es ist unmöglich, der Lohn ist niemals so hoch – ist es das ganze Geld von der SIDA für die Kurse, obwohl der Neger niemals zu einem Kurs nach Schweden geschickt wird? Es gibt Geld aus der Projektkasse, das auf Jonas’ Konto fließt, und jetzt ist das Geld der SIDA eine fantastische Hilfe, um nach Hause zu fliegen und mit einem Boot im schwedischen Meer zu segeln.
    Abends kommt Claire in einem sehr hübschen Kleid zu mir. Sie steht am Schreibtisch und liest in den Papieren der Ärzte. Ihr Hinterteil ragt unglaublich in die Höhe, so dass ich nach der ganzen Zeit im Krankenbett fast explodiere. Ich verfluche die Pfingstkirche in die Hölle. Aber dann geschieht ein Wunder: Claire dreht sich mit Tränen in den Augen um, springt zu mir ins Bett und küsst mich, redet, murmelt.
    »Ich bin ja so glücklich, dass du wieder bei mir bist.« Und Gottes Segen fährt direkt in ihre Hand – sie fummelt am Knopf und dem Reißverschluss – eeehhh . Sie geht ab wie ein Schnellzug – Zion Train .
    BOOMBOX
    Ich bekomme Post. Ein Brief von Tita. Kein Wort über das Schokoladenbaby. Nur die Erklärung, dass sie von meiner Katastrophe gehört hat und mir eine kleine Unterstützung zukommen lassen will. Eingepackt in Silberpapier liegen einhundert Dollar. Weiß ist die Farbe des Menschen, der sich von seinem schwarzen Gewissen freikaufen will.
    Sofort bestelle ich eine neue Pioneer Boombox mit Hilfe von Katriina und dem Telex bei Ostermann in Dänemark. Blitzschnell soll sie zum Kilimanjaro International Airport geliefert und von D’Souza ins Land befördert werden.
    Phantom kommt, um sich meinen Kadaver anzusehen. »Die Disco im Liberty ist geschlossen. Alwyns Lautsprecher sind abgebrannt«, sagt er und lacht.
    »Sein Vater wird ihm schon helfen.«
    »Nein, nein«, grinst Phantom. »Sein Vater hilft ihm nicht mehr. Erst hat er Alwyn auf die ISM geschickt – sehr teuer und ein schlechtes Examen. Dann hat er Alwyn nach Europa geschickt, um in der Käsebranche zu lernen, aber Alwyn kam zurück und sagte, er wäre ein Rasta und Discjockey. Jetzt sagt der Vater: ›Stopp. Ich bezahle deinen Lohn, wenn du Käse herstellst. Andernfalls musst du selbst sehen, wie du zurechtkommst.‹« Phantom schlägt sich lachend auf die Schenkel. Ich lache auch.
    »Hat er denn angefangen, Käse zu machen?«
    »Nein, jetzt lebt er von seinem Aufnahmeladen. Er kann noch immer Kassetten kopieren, obwohl die Lautsprecher kaputt sind. Er benutzt Kopfhörer. Aber er ist arm. Kein Taxi mehr, und die Mädchen sind auch weg. Wieder auf Maisgrütze.«
    Das ist richtig. Nachts war er der DJ im Liberty, und tagsüber hat er Kassetten kopiert, denn Alwyn hat eine Menge guter Musik.
    Ich könnte den Job übernehmen, aber ich habe keine Ausrüstung; im Augenblick benutze ich den kleinen Philips-Kassettenrekorder, den Solja mir geliehen hat. Sie weiß, dass ich Töne liebe, obwohl ich kaum noch gute Musik habe. Aber ich brauche die Musik. Lass Jah uns führen und leiten.
    »Sich nur vorzustellen, was für ein bequemes Leben Alwyn geführt hat«, sage ich.
    »Nein«, sagt Phantom. »Dieser Junge weiß nicht, wer er ist und was er ist. Ist er weiß oder schwarz? Chagga oder Rasta? Die Internationale Schule hat ihn zerstört, indem sie große Verwirrung in Alwyns Seele gepflanzt hat.«
    Ich kenne diese Verwirrung.
    ZUM TEUFEL!
    Es dauert nicht lange, bis ich D’Souza anrufe, um nachzufragen: Wo ist die Boombox, die ich bestellt habe und die sofort mit KLM zum Flughafen geschickt werden sollte? Er sagt, der Kassettenrekorder kommt nicht. Jemand hätte ihn unterwegs gestohlen. Ich muss einen Versicherungsanspruch bei Ostermann in Dänemark einfordern. Ich mache es, aber per Telex – ein Brief bleibt möglicherweise ein halbes Jahr liegen, bis er Tansania verlässt. Ich gebe Geld aus: für ein Taxi zum Postamt und für das Telex. Viel Kommunikation. »Die Stereoanlage wurde geliefert«, lautet ihre Behauptung. »Und wo ist meine Empfangsbestätigung?«, lautet meine Frage. Schließlich gelingt es: Sie akzeptieren und schreiben mir zweihundert Dollar gut. Aber ich spüre ganz deutlich die Haltung: Sie glauben, ich hätte gestohlen. Ich bestelle keinen neuen Kassettenrekorder. Im Augenblick muss ich abwarten, dass sich meine Lebenssituation

Weitere Kostenlose Bücher