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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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stabilisiert, und wenn die Larssons in Schweden sind, kann ich deren Stereoanlage nutzen und ein bisschen Geld mit dem Überspielen von Kassetten verdienen.
    »Du musst essen«, sagt Claire und zeigt auf meinen Teller, der beinahe unberührt ist – das feinste Essen, das sie speziell für mich zubereitet hat. Sie verbirgt ihr Gesicht in den Händen und weint.
    »Ich bin pappsatt«, sage ich und muss mich fast übergeben. »Ich brauche ein Bier.«
    »Du musst auch etwas essen«, sagt Claire. »Sonst stirbst du.« Ibrahim sieht mich mit einem durchdringenden Blick an: »Jetzt humpelst du ein bisschen herum, damit das Essen sich setzen kann. Und dann isst du noch bisschen.« Ich gehe ein paar Mal im Kreis und nehme dann noch ein paar Bissen, aber eigentlich stochere ich nur auf dem Teller herum. Das Essen wird im Magen zusammengepresst, aber es können durchaus leere Löcher entstehen. Deshalb ist es am besten, ein Bier nachzukippen, das in die Löcher fließen kann – dieses Bier verschafft mir sozusagen zusätzliche Nahrung.
    Das Geld ist ein großes Problem. Der Kiosk ist leer. Ich rede mit Jonas über eine Erstattung des Lohns, den ich verloren habe. Er muss im Büro einfach sagen, der Unfall wäre während der Arbeitszeit passiert, weil ich etwas für ihn zu erledigen hatte. Als Arbeiter bin ich durch die Firma bei einer einheimischen Gesellschaft versichert. Es würde Jonas nichts kosten. Ich könnte neue Waren für den Kiosk kaufen und mich aus dem Staub erheben.
    »Du hast nicht gearbeitet«, sagt Jonas. »Ständig nutzt du das Projektmotorrad verbotenerweise für deine privaten Geschäfte.«
    »Doch, es war Arbeit. Die Versicherung hat doch bereits für das tote Motorrad bezahlt. Wäre es keine Arbeitszeit gewesen, hätte ich das Motorrad ja gestohlen, und dann müsste ich dafür bezahlen und säße im Gefängnis.«
    »Es ist nach der Arbeitszeit passiert. Und bei dem Motorrad haben wir ein Auge zugedrückt.«
    »Ich habe Zigaretten für Ihre Frau geholt.«
    »Es ist nicht Aufgabe des Projekts, ihr Zigaretten zu holen.«
    »Wenn der GM sagt, ich soll seinen Privatwagen waschen, dann wasche ich das Auto. Das ist ein Teil meines Jobs, denn sonst hätte ich keinen Job mehr.« Ich stehe aufrecht vor diesem schlechten Mann und sage ihm zum ersten Mal meine Meinung direkt ins Gesicht und ins Ohr. Jonas grinst und schüttelt den Kopf.
    »Verschwinde!«
    Katriina ist meine Rettung. Sie kommt in mein Ghetto und gibt mir ein paar Schilling.
    »Erzähl es aber nicht Jonas«, sagt sie.
    »Natürlich nicht.«
    ZAIRE
    Ich fange an, Mikas Besuch vorzubereiten. Ich frage herum, um zu lernen, wie teuer Tansanit-Steine sind und wie man ihre Echtheit prüft. Ein mzee mit vielen Häusern in Shanty Town betreibt eine Mine in Merelani. Ein smarter alter Chagga, sehr hart. Ich besuche seinen Sohn – Dickson, der Mann, mit dem Rosie herumgealbert hat.
    Dickson und ich werden uns einig. In seinem Pick-up fahren wir nach Merelani, durch das Dorf mit den Bars und Motorradwerkstätten, und weiter über die holprige Straße zum Minengebiet. Es wird Zaire genannt, weil alle hoffen, sie finden hier Reichtum in der Erde, wie in der Nation der Barbarei in Westafrika.
    Gegen Bargeld kaufen wir direkt bei den Minenarbeitern Steine. Das ist billiger, weil wir dadurch die gierigen Zwischenhändler umgehen. Ich schreibe Mika, dass er hier wohnen kann, mir aber erst einmal helfen muss. Mika soll mir einen Haufen LP s mitbringen. Ich brauche gute Musik, damit ich mit meinem merkwürdigen Bein auf meinem kaputten Arsch sitzen und Kassetten kopieren kann.
    BABYLON
    Die Larssons sind nach Schweden gereist, und ich bin in dem leeren Haus: keine Kinder, nichts zu essen. Katriina hat mir ein bisschen Geld gegeben, damit ich Hundefutter kaufen kann – Maisgrütze und verdorbenes Fleisch. Soll ich es mit dem Hund teilen, oder soll ich Gras fressen, wie ein Zebra im Nationalpark?
    Ich nehme ein Taxi zum TanScan-Büro, um Geld zu bekommen.
    »Guten Tag, Marcus. Du lebst ja noch«, sagt der Buchhalter. Ich habe nur Augen für das Büromädchen. Die Pumpe ist hungrig, obwohl Claire bereits hart damit arbeitet.
    »Was ist mit dem Motorrad?«, frage ich.
    »Wir haben von der SIDA ein neues bekommen. Es war versichert, kein Problem«, sagt der Buchhalter.
    »Und was ist mit der Versicherung für meinen Schaden?«
    »Na ja, deine ganzen Medikamente, die hat die SIDA -Kasse bezahlt, kein Problem.«
    »Aber was ist mit meiner Katastrophe? Das war ein

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