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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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glaube, ich werde fliegen.« Minna ist Samanthas Hausboss im Kiongozi-Haus.
    »Ganz raus?« Samantha zuckt die Achseln.
    »Gibst du ein Durchhaltebier aus?«, fragt sie.
    »Aber nur mit Cola verlängert. Mein Vater kommt bald nach Hause.«
    »Ist schon okay«, sagt Samantha. »Aber er muss zu der Sitzung in die Schule«, füge ich hinzu.
    »Sitzt er noch immer im Verwaltungsrat?«
    »Ja.«
    »Du musst ihm einen etwas zweifelhaften Ruf verschafft haben«, sagt sie. Wir trinken unser Colabier, rauchen. Der Wagen des Alten hält vor der Tür. Er kommt herein.
    »Hej, Samantha«, sagt er und nickt ihr zu.
    »Hej, mzee «, erwidert sie, und er lächelt. Zu mir sagt er auf Dänisch: »Es ist eine außerordentliche Sitzung des Verwaltungsrats einberufen worden. Offenbar haben sich ein paar Schüler nicht benommen.« Er hebt die Augenbrauen und sieht mich an. Ich strecke abwehrend die Hände aus. »Du musst dir selbst etwas zu essen machen«, sagt er und wendet sich auf Englisch an Samantha: »Bis bald.«
    »Ja, hej«, sagt sie und sieht mich an.
    »Er wusste nicht, um wen es bei der Sitzung geht«, erkläre ich und nehme mir noch eine meiner Zigaretten, während ihre Oberschenkel einladend auf dem Stuhl liegen.
    »Verflucht noch mal, Christian!«, schimpft der Alte, als er nach Hause kommt.
    »Was ist?«
    »Na ja …«, sagt er und bricht ab. Setzt noch einmal an: »Das hättest du mir doch sagen können. Sie hat doch direkt vor mir gesessen!« Er weist auf den Stuhl, in dem noch vor drei Stunden Samanthas prachtvolle Schenkel lagen.
    »Hätte das einen Unterschied gemacht?«
    »Nein. Suspendiert für zwei Wochen.«
    »Alle machen das«, sage ich.
    »Alle machen was?«
    »Rauchen, auch wenn sie keine Genehmigung haben. Trinken, bhangi rauchen, ficken – und dafür bekommt man nicht mal ’ne Genehmigung.«
    »Aber es gibt nicht viele, die ihren Hausboss beleidigen und ihren Zimmerkameradinnen in besoffenem Zustand Ohrfeigen versetzen.«
    »Samantha hat Persönlichkeit«, entgegne ich und zucke die Achseln.
    Juliaz stellt einen Teller für den Wachmann in den Kühlschrank, bevor er am späten Nachmittag nach Hause radelt. Der Alte ist nach Mwanza gefahren. Er hat inzwischen viel Arbeit als reisender Berater für Nordic Project. Also habe ich dem Wachmann sein Essen zu geben und für ihn Kaffee zu kochen. Er will jedes Mal mehr Zucker in den Kaffee. Ich muss Maisgrütze für die Hunde kochen und mit Lunge oder anderem Abfallfleisch mischen.
    Ich habe kein Geld und bin alle Verstecke Vaters durchgegangen – nichts. Es gibt Benzin in der Stadt, aber ich kann es nicht bezahlen, ergo habe ich auch keinen fahrbaren Untersatz und muss morgens mit den Larssons zur Schule fahren.
    Freitag. In der Schule findet keine Fete statt. Ich trinke Gin und rauche Zigaretten. Am Samstag öffne ich meine Schultasche und nehme die Bücher zur Hand, setze mich dann aber doch auf die Veranda und rauche. Ich müsste etwas tun, habe aber keine Lust. Ich langweile mich.
    Am Nachmittag kommt Marcus in einem Taxi. Er ist aufgeregt.
    »Die Leitung der Polizeischule veranstaltet heute Abend ein kleines Fest, aber der Mann, der die Musik auflegen sollte, hat abgesagt. Ich kann den Job bekommen, wenn ich mir eine Ausrüstung beschaffe.«
    »Wirklich?«
    Marcus zeigt auf Vaters B&O-Anlage.
    »Wenn ich die Makonde-Anlage leihen könnte.«
    »Was ist mit Larssons Geräten?«
    »Jonas sagt nein«, antwortet Marcus.
    »Ich weiß nicht recht«, zögere ich.
    »Wir fahren sie in einem Polizeiwagen hin und zurück.«
    »Ich will mit.«
    »Ja, natürlich.« Marcus lacht.
    Um acht Uhr abends kommt er mit einem Polizisten. Ich habe die Anlage bereits verpackt. Wir fahren zur Kantine der Polizeischule und stellen sie auf. Es ist ein wenig steif – zu viele Uniformen, Messer und Gabeln. Wir spielen ruhigen Soul. Aber sobald das Abendessen vorüber ist und die Lichter gedimmt werden, wird es heiß und fleischig. Die Leute schwitzen auf der Tanzfläche. Wir spielen laut: Donna Summer, Stevie Wonder, Beatles, ABBA .
    »Das ist gut, Jungs«, lobt uns der Polizeichef und gibt uns Bier aus. Wir spielen Zaire-Rock, und der Saal kocht.
    »Verstehst du, die Discobranche in Tansania ist ganz einfach. Es gibt so gut wie keine Stereoanlagen, die laut spielen können. Wenn man also eine hat, dann strömt das Geld nur so in die Tasche.«
    »Ja«, sage ich. Tief in der Nacht werden wir von einem besoffenen Polizisten nach Hause gefahren. Wir schleppen die Anlage ins Haus.
    »Lass

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