Liberty: Roman
Guthaben habe, seit D’Souza meine Boombox gestohlen hat und Ostermann akzeptieren musste, dass die Ware nicht angekommen ist. Die kleinste Boombox der Welt soll direkt mit dem Flugzeug geschickt werden. Ich fahre persönlich zum Flughafen, frage mich zum Chef der Zöllner durch und erkundige mich bei ihm: Ja, man kann einen kleinen Pfad durch den Dschungel der Regeln und Abgaben schmieren, damit die Boombox problemlos vor meine Tür rutscht.
GÖTTLICHE REINIGUNG
Kein Koch und kein Hausmädchen im Haus für den Abwasch, die Wäsche und den Fußboden – ich schufte wie in der Hölle. Normalerweise vererben sich die Weißen ihre Hausmädchen, aber im Augenblick reist niemand ab. Oder der Gärtner kommt mit seiner Cousine, die einen Job sucht. Aber unser Gärtner mag seine hübsche Cousine, sie soll einen derartigen Job nicht bekommen.
»Kennst du jemanden, Marcus?«, fragt Katriina.
»Nein, nicht für diesen Job.« Glaubt sie, ich würde jemanden, den ich kenne, Jonas’ Wahnsinn aussetzen? Manchmal kommen Mädchen direkt an die Veranda und fragen nach Arbeit. Katriina stellt die Erstbeste an, jung, aber nicht zu hübsch. Ich führe sie herum. Die Wäsche ist ein riesiger Haufen. Sie wäscht sie in der Badewanne, denn Larssons Waschmaschine ist tot. Sie hängt die Wäsche auf, schrubbt sämtliche Fußböden und wischt Staub. Sie nimmt die Wäsche herein und legt sie zusammen.
Am nächsten Tag ruft mich Katriina. Ich gehe ins Haus. Sie und das Hausmädchen stehen im Badezimmer vor dem großen Wäschekorb.
»Ich verstehe nicht, warum sie nicht alles gewaschen hat. Sie will nicht«, sagt Katriina. Ich frage das Hausmädchen.
»Ich kann die privaten Sachen des Mannes nicht waschen«, sagt sie.
»Was?«
»Ich darf sie nicht waschen.«
»Warum denn nicht?«, frage ich, aber die Antwort ist klar – sie ist sehr fromm, und die Unterwäsche eines Mannes ist gefährlich. Ich erkläre es Katriina, die den Kopf schüttelt.
»Wir müssen sie behalten, bis wir eine andere finden«, sagt sie und wäscht die Unterhosen selbst. Sie hängt sie zu der anderen Wäsche an der Trockenschnur. Als ich nach Hause komme, hat das Hausmädchen die andere Wäsche abgenommen und an ihren Platz gelegt. Jonas’ Unterhosen hängen noch immer dort. Sie darf sie nicht berühren, obwohl sie sauber sind und sich keinerlei Tropfen aus der Pumpe des Mannes mehr darin befinden. Larssons sind im Club. Ich hole die Unterhosen herein und lege sie ungebügelt zusammen an ihren Platz – vielleicht bohrt sich eine Larve aus den Fliegeneiern in Jonas’ Arsch und lässt sein Fleisch zu schmerzhafter Scheiße werden. Abends kommen Gäste. Das Hausmädchen erscheint früh am nächsten Morgen. Ich liege entspannt in meinem Bett, glücklich, dem Chaos im Haus entkommen zu sein.
»Marcus!«, brüllt Jonas vom Haus. Ich muss springen. »Was zum Teufel ist mit ihr los?«, fragt er mit einer Handbewegung. Das Hausmädchen steht aufrecht und stolz auf dem frisch gewaschenen Wohnzimmerboden. Der Couchtisch sieht merkwürdig aus. Die Aschenbecher sind weg, ebenso die Tonic-Flaschen und der Müll von den Erdnüssen und Zigarettenschachteln. Nur die Bierflaschen und die Gläser stehen noch da. Ich frage sie.
»Ich darf die Gottlosigkeit nicht anfassen«, sagt sie. Ich erkläre es Jonas.
» Toka !«, befiehlt er dem Hausmädchen – verschwinde. Er dreht sich um und geht ins Schlafzimmer. Ich muss mein eigenes Geld holen, um sie für drei Tage Putzen mit göttlicher Unterstützung zu bezahlen, räume selbst die Flaschen und Gläser weg und wasche ab.
WAHRHEITSPROBLEM
Solja ist inzwischen groß , zwölf Jahre alt, und das schafft ein neues Problem. Sie fragt wie eine erwachsene Person: »Wieso gehen sie ständig abends in den Club? Warum ist Mutter traurig? Weshalb ist Vater so eigenartig?« Ich könnte mit liebevollen, schützenden Lügen antworten. Oder ich könnte die Wahrheit sagen, aber das würde mir die Leiter wegreißen, auf der ich stehe – sehr schnell.
Die Wahrheit hat bereits neue Probleme geschaffen. Im KCMC war ich vollgestopft mit Medikamenten und habe wie ein Frosch über Asko und seine malaya gequakt. Katriinas Gedanken haben den Namen ausgewechselt: nicht mehr Asko, sondern Jonas. Und nun nimmt sie sich ihre eigene Freiheit.
»Du bleibst heute Vormittag mit Rebekka zu Hause. Ich muss ein paar Dinge erledigen, wenn ich Solja zur Schule gefahren habe.«
Von keinerlei Aktivität geht die Frau dazu über, an zwei Vormittagen in der Woche
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