Liberty: Roman
der Schule in die Stadt gefahren und am Clocktower-Kreisel ausgeladen, damit wir unsere Besorgungen erledigen und zur Post gehen können.
Ich will mit Jarno zur Verandabar des Liberty.
»Aber wieso denn?«, fragt Sif.
»Ich hab Lust auf ein Bier«, antworte ich.
»Das ist bescheuert«, sagt Sif.
»Dann bin ich eben bescheuert«, erwidere ich und folge Jarno. Ein guter Ort. Etwas abgelegen von den Hauptwegen und versteckt hinter Balustraden, die das Dach und eine große Bougainvillea tragen. Wir sitzen unter dem Vordach und sehen aus weiter Entfernung, wer auf uns zukommt. Samantha taucht auf, schnorrt eine Zigarette.
»Und, Christian – kann man sie gebrauchen?«
»Wen?«
»Sif?«
»Sie ist okay«, sage ich. Wir trinken ein Bier oder zwei und verbergen den Geruch mit Zigaretten und Big-G-Kaugummi. Kein Besäufnis, lediglich das süße Leben.
Samstagabend ist Fete im Speisesaal.
»Und wenn Sally kommt?«, sagt Sif, als ich sie zu meinem Zimmer im Kijana ziehe – ich habe mit Böhmer verabredet, dass er eine Weile nicht erscheint.
»Beruhig dich. Wenn wir das Licht nicht einschalten, glaubt sie, wir sind auf der Fete.« Im Zimmer kann ich Sif den Pullover ausziehen. Ich küsse ihre Brüste, bekomme eine Hand an ihre Möse und kann einen Finger hineinstecken. Sie schiebt meine Hand weg. Ich kann ihr Gesicht nicht erkennen.
»Was ist los?«
»Du wärst doch viel lieber mit Samantha zusammen«, sagt Sif.
»Wir sind Freunde. Samantha und ich. Ist es einem Jungen verboten, mit einem Mädchen befreundet zu sein?«
»Du bist scharf auf sie.«
»Nein«, entgegne ich. »Ich bin scharf auf dich. Hier, fühl doch«, sage ich und nehme ihre Hand, lege sie auf meinen Schwanz.
»Lass das«, sagt sie.
»Ich bin scharf auf dich.« Es klopft an der Tür. Wir sind still.
»Die Fete endet in einer Viertelstunde«, wird gesagt. Es ist Sally. »Dann hat jeder Kijana zu verlassen, der nicht hierhergehört.« Okay – sie ist lockerer, als sie aussieht.
»Nein, ich will nicht mehr mit dir zusammen sein«, erklärt Sif am nächsten Tag. Ich gehe in den Musikraum und trommele.
Marcus
PERFEKTES HAUSMÄDCHEN
Gottes Hausmädchen ist weg, und ich will keine Unterhosen von Jonas mehr waschen – wer weiß denn, ob sie nicht ansteckend sind? Phantom hat eine Cousine, Sia – sie ist perfekt. Ich hole sie mit dem Motorrad ab und fahre nach Hause, als ich weiß, dass Jonas nicht da ist. Ich führe das perfekte Hausmädchen Katriina vor. Sia ist kurz geraten, hat einen kugelrunden Kopf, schlechte Zähne, hängende titi und einen riesengroßen Hintern. Sia sieht eigenartig aus, man freut sich, lächelt und möchte lachen, wenn man sie nur sieht. Katriina ist sofort verliebt.
»Wer ist das?«, fragt Jonas, als er nach Hause kommt.
»Ist sie nicht herrlich?«, sagt Katriina. »Das ist Sia, unser neues Hausmädchen.«
Jonas grunzt bloß. Das Telefon klingelt. Er nimmt ab, redet lange und angestrengt – von der Küche aus kann ich die Worte nicht verstehen. Dann knallt Jonas den Hörer auf.
»Dieser verdammte Erland Lundgren«, sagt er, und meine Ohren werden zu denen eines Elefanten. Lundgren ist der neue Mann in der Botschaft in Daressalaam. Lundgren ist der Projektkoordinator der SIDA , der sich alle Projekte der SIDA in Tansania ansieht. Er findet Jonas nicht fantastisch. Lundgren findet, die Sägewerke sehen alt aus; haben sie für den Preis von neuen Sachen in Schweden Schrott gekauft? Wo sind all die angelernten Arbeiter, die zur Ausbildung in Schweden gewesen sind? Viele Fragen mit rechtwidrigen Antworten. »Ich will diesen Job in Nicaragua«, sagt Jonas.
»Aber ich will nicht nach Nicaragua«, sagt Katriina. »Die Kinder werden verrückt, wenn wir so mit ihnen herumziehen. Außerdem geht es gerade einigermaßen mit Solja in der Schule.«
»Wer sagt denn, dass ihr mitmüsst?«, sagt Jonas.
»Wie meinst du das?«
»Vielleicht ist es besser, wenn ihr zurück nach Schweden geht.«
»Damit du dir ein paar spanisch-indianische Nutten nehmen kannst?«, sagt Katriina in einem ganz natürlichen Ton.
AIR TOTAL CONFUSION
In Moshi, Arusha und im ganzen nördlichen Tansania gibt es keine Schrauben mehr. Alle Teile für Betten, Stühle und Tische stehen in der Imara Möbelfabrik bereit, aber sie können nicht nur verleimt werden.
»Du musst mit nach Dar kommen und nach Schrauben suchen«, sagt GM , der zu einer Sitzung mit Erland Lundgren muss, um auf die Fragen nach den schlechten Maschinen, den Fehlbeträgen und der
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