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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Lene und Torben in Aalborg wohnen.«
    »Aalborg? Okay.«
    »Sie wohnen in der Nähe des Hasseris-Gymnasiums; dort gibt es einen Kurs, der dich auf die Studienzulassung vorbereitet.«
    »Ich soll in einen Vorbereitungskurs?«
    »Was hast du sonst vor?«
    »Nein, das ist schon in Ordnung.«
    »Gut«, sagt er, gibt mir ein paar Papiere und zeigt auf eine Stelle, an der ich unterschreiben soll. Ich krakele meine Unterschrift.
    Ich freue mich, nach Dänemark zu kommen. Vater findet heraus, dass ich von Mwanza einen inländischen Linienflug nehmen kann.
    Am letzten Abend sitzen wir auf der Veranda und rauchen trockene Zigarren. Der Alte ist ein bisschen angeschickert. Ich sehe ihn mir in der Dämmerung an. Ist er imstande zu töten? Ich lasse es einfach mal raus: »In Moshi sagen die Leute, du hättest Jonas’ Kopf an den Saunaofen geschlagen, so dass er gestorben ist.«
    »Was …?« Vater richtet sich unvermittelt in seinem Stuhl auf. »Nein!«, sagt er laut.
    »Du hättest durchaus ein Motiv.«
    »Was für ein Motiv?«
    »Katriina.« Er sieht mich schweigend an, prüfend, denke ich, aber es ist zu dunkel, um es genau zu erkennen.
    »Aber das ist doch … wahnsinnig.«
    »Ist es das?«
    »Ja«, sagt er und steht auf, wobei er den Kopf schüttelt. Er wirft die Zigarre auf den staubigen Hofplatz und geht ins Haus.
    Vater fährt mich nach Mwanza. Die Straße ist miserabel, man müsste eigentlich mit einem Nierengurt fahren, um die Organe an ihrem Platz zu behalten.
    »Christian«, sagt Vater auf dem Flugplatz. »Mach bitte keine Dummheiten.«
    »Dummheiten?«
    Er seufzt: »Du weißt … du kannst in den Ferien hierherkommen. In einem Jahr, nach den ersten Prüfungen – ich werde es bezahlen. Du weißt, dass ich …« Er bricht ab. Ich klopfe ihm auf die Schulter.
    »Ebenfalls«, sage ich. »Bis dann.«
    Ich gehe auf das alte Propellerflugzeug zu, eine DC 3. Es ist ein Fehler, dass ich den Kopf wende und zum Ende der Startbahn blicke. Dort liegt zerbeultes Metall neben dem Asphalt – eine andere DC 3 in drei Teilen.
    »Was ist passiert?«, frage ich den Mann, der neben mir geht. Ich zeige auf das Metall.
    »Ach, die ist wie ein Stein gelandet«, antwortet er und grinst.
    Die Kabine ist vollgestopft mit Menschen, ganz hinten sind einige Ziegen. Das Flugzeug rappelt und bebt, als wir über die Startbahn rasen, aber wir heben vom Boden ab, bevor wir auf das Flugzeugwrack treffen. Alles ist undicht – kalte Luft dringt in die Kabine, als wir die Flughöhe erreicht haben. Unten auf der Erde kann ich bis zum Horizont Buschland sehen. Einzelne Feldwege schlängeln sich zwischen den verstreuten Bäumen und Büschen. Ich sehe einen Hirten mit einer Herde von Kühen und Ziegen. Und eine manyatta – den typischen Kreis aus Dornengebüsch, der um die Lehmhütten gezogen wird, um nachts die Raubtiere abzuhalten. Plötzlich tauchen Dar und das Meer am Horizont auf. Wir landen schmerzfrei, und vier Stunden später sitze ich in einer KLM -Maschine auf dem Weg nach Schiphol, mit Anschluss nach Kopenhagen und Aalborg.
    Tante Lene holt mich am Flughafen ab.
    »Nein, was bist du braun geworden, Christian«, sagt sie.
    »Danke«, erwidere ich lächelnd.
    Wir fahren nach Hasseris. Nach Tansania sieht es aus wie Legoland.
    »Du wirst dort unten wohnen«, sagt Tante Lene und zeigt mir den Weg in den Keller. Das Zimmer hat ein paar kleine Fenster direkt unter der Decke. Es gibt eine Waschküche mit Dusche, zwei Kochplatten, einen kleinen Ofen. Die Toilette ist am Ende der Treppe und wird als Gästetoilette des Hauses genutzt. Perfekt – mein eigenes kleines Ghetto.
    »Wir müssen einander respektieren – nicht wahr?«, sagt Torben.
    »Ja, natürlich«, antworte ich. »Ihr bekommt keinerlei Schwierigkeiten mit mir.« Es ist ein geniales Gefühl, einen eigenen Raum zu haben, einen eigenen Kellereingang unter dem Dach der Doppelgarage.
    In vierzehn Tagen beginnt der Vorbereitungskurs.
    Die ersten Tage esse ich mit Lene und Torben.
    »Aber du wirst ja für dich selbst sorgen, wenn du dich erst einmal eingelebt hast«, sagt Lene. Die Nachbarin kommt vorbei, eine kleine füllige Frau mit einem etwas eingeschüchterten Gesichtsausdruck. Sie bringt eine Rhabarbertorte mit.
    »Dann mache ich mal frischen Kaffee«, sagt meine Tante. »Ja, das ist mein Neffe Christian, der aufs Hasseris-Gymnasium gehen soll.«
    »Bist du das, der in Afrika gewesen ist?«, fragt die Frau verwundert und starrt mich eingehend an.
    »In Tansania, ja.«
    »Waren die sehr

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