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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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nicht so im Stich lässt wie Mika. In Zukunft wäre ich vollkommen unabhängig und könnte handeln und alle möglichen Geschäfte aufziehen, um zu überleben. Weil ich weiß, dass ohne die Larssons alle über mich lachen und genießen werden, wie ich leide.
    Claire sieht mich mehr und mehr als Enttäuschung an.
    »Du solltest die Familie um Hilfe bitten.«
    »Deine Familie?«, sage ich, um ihr den Mund zu schließen, denn sie hat nur ihre fromme Mutter, die arm ist, und eine jüngere Schwester, die den Weg zum guten Leben dadurch zu finden hofft, dass sie ihre Papaya für alle mabwana makubwa öffnet.
    »Nein, deinen Bruder«, sagt Claire. »Er fährt matatu von Moshi nach Holili – die Fahrer in den kleinen Bussen bekommen eine Menge Schmiergeld, weil sie das Verbindungsglied zur Polizei sind, wenn die Passagiere Schmuggelgut aus Kenia durch die Polizeisperren auf der Straße nach Moshi bringen wollen.«
    Das ist richtig. Mein jüngerer Bruder steigt in der Welt auf. Kann ich ihn fragen? Nein, denn ich habe dieses System des afrikanischen Sicherheitsnetzes verworfen und abgeschnitten, bei dem du dir an einem Tag ein Kilo Maismehl bei deinem Bruder leihst und er am nächsten Tag mit vier Kindern und einer dummen Frau in dein Haus zieht. Und du kannst nichts sagen, denn es ist deine Familie und du schuldest ihm noch Maismehl. Das ertrage ich nicht. Nein, denn meine ganze Familie kann mich jedes Mal wieder herunterziehen, wenn ich einen kleinen Schritt auf der Leiter mache. Sie wollen nach oben, ohne ihre Beine zu rühren.
    »Aber jetzt, jetzt könntest du ihre Hilfe brauchen, oder?«, sagt Claire mit einem harten Blick.
    »Nein«, sage ich. »Wir müssen uns unterstützen und unsere eigene Familie gründen, die richtig funktioniert. Du und ich.« Claire dreht mir den Rücken zu.
    » Tsk« , sagt sie und geht.
    In der Stadt begegne ich Ibrahim.
    »Bist du nicht mehr mit Claire zusammen?«, fragt er.
    »Wieso fragst du?«
    »Ich sehe einen Haufen Typen, die sie verfolgen und versuchen, sie zu fangen.«
    »Wo?«, frage ich.
    »Sie kommt zu Jacksons in einem sehr engen Kleid, in dem alles direkt vor den Augen schaukelt«, sagt Ibrahim. Ins Jacksons, dahin kommen gefährliche Burschen. Sie haben eine Menge verschiedener Mädchen, und ich habe Angst – in ihrem Blut könnte der Tod sein. Am Haus der Strangler-Familie kommt der Wachmann zum Tor und erzählt mir, Claire sei nicht da. Vielleicht kommt sie morgen. Ich fahre zu Claires Mutter in einer entsetzlichen Gegend von Pasua. Aber Claire will mich nicht sehen, die Mutter sagt, ich soll gehen.
    »Aber warum arbeitet sie nicht bei den Stranglers?«, frage ich.
    »Die Familie Strangler reist in zwei Tagen zurück nach Australien«, sagt Claires Mutter.
    »In zwei Tagen. Aber wo soll sie dann arbeiten und wohnen?«
    »Sie will dich nicht mehr sehen«, sagt die Mutter und schließt die Tür vor meiner Nase. Was soll Claire ohne die Strangler-Familie tun? Warum hat sie nichts gesagt? Claire hat es vor mir geheim gehalten, während sie an dem Plan unserer kirchlichen Trauung arbeitete.
    Claire will mich nicht sehen. Was kann ich unternehmen? Ich besuche Rhema, und sie behandelt mich gut, weil ich ihr über Harri Arbeit im Projekt verschafft habe. Aber ihre Familie ist voller Probleme. Erst ist der Vater gestorben, und jetzt ist die Mutter krank.
    »Ist es Malaria?«, frage ich.
    »Ich glaube schon«, sagt Rhema. Aber Malaria kann jemanden kaum so rasch zerstören. Vielleicht ist die Mutter wie eine alte Negerin aus dem Busch: Ihr Mann ist tot, und nun hat sie entschieden, nur durch Willenskraft auch zu sterben. Rhema will nicht darüber reden. Sie will mich gut lieben. Sie kommt jeden Abend in mein neues Ghetto und öffnet mir ihre Papaya. Trotzdem stimmt etwas mit dem Gefühl nicht. Ich frage sie.
    »Wieso willst du mit mir zusammen sein?«
    »Du bist gut zu mir gewesen, ich will dir meine Liebe geben.«
    Wenn ich bei Rhema liege, denke ich an Claire. Hinterher bin ich müde und wünsche, Rhema würde gehen.
Christian
    »Willst du ein bisschen Geld verdienen?«, werde ich von Anders gefragt.
    »Wie denn?«
    »Schwarzarbeit. Nachisolierung bei ein paar Häusern, Fliesen legen in ein paar Einfahrten, so was halt.«
    »Ich weiß nicht, wie man das macht.«
    »Das ist egal«, behauptet Anders. »Das erledige ich.«
    Anders weiß es auch nicht, aber sein Onkel stellt uns an und zeigt uns, wie es geht, bevor er uns mit der Arbeit allein lässt. Ich überlege, ob der Onkel der

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