Liberty: Roman
helfen.
VERWIRRUNG
Ich trinke Bier und Whisky in der Stereo Bar, weil Claire mir in den Ohren liegt, eine stabile Zukunft aufzubauen. Ein Mann lehnt sich an meiner Seite auf den Bartresen.
»Jetzt sehen wir den Mörder deutlich«, sagt er. Ich kneife meine Augen zusammen. Wer ist dieser Mann?
»Welchen Mörder?«, frage ich.
»Von dem mzungu in der Schwitzhütte. Jetzt hat der Mörder die Witwe des toten Mannes übernommen«, sagt der Mann. Es ist der Polizeiboss, der hier in Zivil neben mir steht.
»Nein, nein. Der Tod war ein Unfall.« Der Polizist grinst, und ich sehe zu, dass ich hinauskomme. Meine weißen Mädchen sind noch immer in Tansania. Wenn jemand zu viele Fragen über Jonas und seinen Tod stellt, dann ist das gefährlich.
Ich besuche sie wieder. Solja ist mit ihrem Hund im Garten.
»Solja!«, rufe ich. Sie kommt lächelnd zum Tor.
»Marcus«, sagt sie, als sie öffnet. »Wie geht’s dir?«
»Alles bestens«, sage ich, um sie nicht mit den Problemen Erwachsener zu belasten. »Ist Rebekka zu Hause?«
»Leider nein. Sie ist auf einem Kindergeburtstag, aber Mutter kommt bald.« Solja holt mir eine Cola. Wir setzen uns auf die Veranda und unterhalten uns gemütlich. Sie ist eine gute Tochter.
Dann kommt Katriina heim, und Solja geht ins Haus.
»Ich finde, du solltest nicht so häufig herkommen«, sagt Katriina.
»Es ist erst das zweite Mal.«
»Solja ist sehr verwirrt.«
»Auf mich macht sie einen sehr vernünftigen Eindruck«, sage ich.
»Ich kann es spüren, ich bin ihre Mutter«, sagt Katriina, die dem Kind gegenüber niemals so mütterlich gewesen ist wie ich.
»Diese Verwirrung liegt nicht an mir.«
»Du solltest jetzt gehen«, sagt Katriina. Tsk .
AUFREGUNG
Rhema ist einige Tage nicht zur Arbeit erschienen, und ihr Haus ist leer. Wie ich höre, ist nun auch ihre Mutter tot, und Rhema ist mit ihrer alten Großmutter und dem kleinen Bruder in einen Schuppen in dem elenden Stadtteil Soweto gezogen.
Auf der Arbeit kommen Gösta und Harri ins Lager.
»Das Lager am West-Kili ist ein Verhau«, sagt Harri zu mir. »Du kümmerst dich nicht ordentlich darum.«
»Wir brauchen einen Lagerassistenten am West-Kili«, sagt Gösta.
»Rhema muss dorthin ziehen«, sagt Harri und guckt mich böse an. Eeehhh , er hat Rhema einen Job gegeben, aber ich bin es, der von der Papaya nascht, wenn Harri im Wald ist. Jetzt will er die Papaya im Wald verspeisen. »Wir haben oben im Sägewerk bereits ein Zimmer für Rhema eingerichtet«, sagt er. Weiß Rhema, dass Harri verheiratet ist und in Schweden zwei Kinder hat? Er wird ihr nie ein Ticket geben. Aber vielleicht glaubt er es selbst.
Mein Leben passt sich dem tansanischen Rhythmus an. Jedes Mal, wenn ich etwas für das Projekt einkaufe, will ich ordentlich geschmiert werden. Und jedes Mal, wenn etwas vom Projekt verschwindet, weiß ich nicht, wer es gestohlen haben könnte, und verkaufe es dann in der Stadt.
Ich fahre mit Öl für die Motorsägen und Lohngeldern für die Tagelöhner auf den Berg. Rhema ist dort. Sie erzählt mir, was im Lager fehlt.
»Wo ist Harri?«, frage ich sie.
»Er musste nach Mbeya zu einer Sitzung.«
Als ich Harri das nächste Mal am West-Kilimandscharo begegne, bekommt er schnell einen roten Kopf vor Zorn.
»Wieso hast du nicht das richtige Öl beschafft?«, sagt er, obwohl das Öl richtig ist. »Du arbeitest sehr schlecht. Du hast in der Stadt zu sein und die richtigen Dinge zu beschaffen, anstatt ständig hierherzukommen, um dich auszuruhen.« Er hat bereits unter falschen Voraussetzungen meine Freundin gestohlen, und nun fängt er an, mich zu hassen, weil ich ihm zuvorgekommen bin. Vielleicht konnte ich die Papaya ja besser füllen? Die wazungu glauben, die waafrika hätten große Waffen zwischen den Beinen, so wie unsere Frauen große Ärsche haben – eines von beiden macht ihnen Sorgen und raubt ihnen den Nachtschlaf.
Rhema sagt nichts. Harri ist die große weiße Hoffnung.
DROHUNGEN
Bwana Knudsen kommt in seinem Land Rover und hält direkt vor meinem Haus.
»Du sollst Katriina und die Mädchen nicht so oft besuchen«, sagt er. »Katriina will das nicht.« Ich starre ihn an, total erschüttert.
»Ich versuche nur, euch zu helfen. Ich treffe den Polizeichef in einer Bar in Moshi, und er erzählt mir sofort, dass er Jonas’ Mörder sieht, wenn er sieht, wer im Bett der Witwe liegt.«
»Aber das ist nicht wahr«, sagt bwana Knudsen, sein Gesicht wird rot.
»Sind Sie sicher?«, frage ich.
»Wenn du glaubst, dass
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