Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
Vom Netzwerk:
zu, dass sie uns gewogen bleiben. Es passiert nichts.«
    Ich schalte die Stereoanlage ein und lege eine LP auf – es klingt annehmbar, aber die Anlage ist nicht sonderlich laut. Für eine Disco ist sie nicht zu verwenden. Marcus hat ein paar kleine Lautsprecher, die er auf den Fußweg stellt, wenn der Laden geöffnet ist. Mit neuen LP s könnten wir das Kopiergeschäft wieder in Schwung bringen, wenn wir uns einen ordentlichen Kassettenrekorder besorgen. Vielleicht kann ich den von meinem Vater leihen.
    Außerdem stehen noch ein paar Holzstative und Kisten mit Klamotten im Laden.
    »Was ist das?«
    »Claires Schwester Patricia verkauft ein paar Sachen und die Limonade«, erklärt Marcus.
    »Und wo ist sie?«
    »Sie lebt nach afrikanischer Zeit.« In diesem Moment kommt sie. Patricia ist hübsch, lächelt mich an, lacht. Marcus ignoriert sie, dann sagt er sehr schnell irgendetwas zu ihr, das ich nicht verstehe. Sie schleppt die Holzstative unter einen großen Baum, der am Bürgersteig steht, und hängt die Kleidung auf: lange Hosen, Polohemden, langärmelige Hemden, Socken, Boxershorts.
    »Sind das gebrauchte Sachen?«, frage ich Marcus.
    »Von europäischen Hilfsorganisationen. Claires Mutter kauft sie auf dem Markt in Kiborloni und flickt und wäscht sie. Dann verkaufen wir sie den Snobs aus der Innenstadt.«
    »Eigentlich sollten sie doch umsonst verteilt werden, oder?«
    »Nichts ist umsonst«, erwidert Marcus.
    Wir essen bei einer Garküche, die in einer aufgelassenen Autowerkstatt hinter Tanesco untergebracht ist. Ein Hof ohne Belag und ein hohes Halbdach über einem Betonboden voller Ölflecken.
    Wir setzen uns an einen leeren Tisch. Das Mädchen, das uns das Essen bringt, ist klein; sie hat ein etwas vierschrötiges Gesicht mit kräftigen Kinnladen, aber mit einer sehr feinen Nase, mandelförmigen Augen und einem Mund, dessen Lippen voll sind, ohne zu groß zu sein. Die Lippen zeichnen sich fantastisch scharf ab, und die Art und Weise, wie ihre hoch angesetzten Brüste unter dem T-Shirt strotzen und die kräftigen Hinterbacken unter einem langen, strammen Nylonrock mit Leopardenmuster wippen, erregt mich. Ich finde sie fantastisch, und sie schaut mich an. Wir bestellen und bekommen Fisch.
    Das Mädchen kommt an unseren Tisch.
    »Ist das Essen zufriedenstellend?«, erkundigt sie sich.
    »Ja, sehr gut«, gebe ich zur Antwort. Sie lacht.
    »Du sprichst Swahili?«
    »Dieser mzungu war schon mal hier«, erklärt Marcus.
    »Ich spreche ein bisschen«, füge ich hinzu.
    »Das ist gut«, sagt das Mädchen. Marcus schaut sie an.
    »Welcher Teil des Fischs ist der beste?«, will er wissen.
    »Die sind alle gleich gut«, antwortet sie.
    »Nein«, widerspricht Marcus. »Es muss einen Teil an dem Fisch geben, der besser schmeckt als die anderen.«
    »Nein«, sagt sie. »Es ist doch alles derselbe Fisch.«
    »Und was ist mit dir?«, fragt Marcus. »Gibt es nicht ein Stück an dir, das besser schmeckt als andere Teile?« Sie zögert einen Moment.
    »Doch, schon.«
    »Na, welches Stück denn?«, bohrt Marcus weiter. Sie richtet ihren Blick auf einen Punkt in der Ferne. Dann fährt sie mit der Hand locker über ihren Unterleib und lächelt.
    »Dieses Stück hier«, sagt sie, und wir kichern, alle drei. Ich schaue sie an, wir lachen, sie dreht sich um und geht – es ist absolut fantastisch, wie langsam sie geht und wie ihr Hintern dabei schaukelt. Sie setzt sich, und kurz darauf schaut sie zu mir herüber. Sie schlägt den Blick nicht nieder, als ich ihr in die Augen sehe – schließlich bin ich es, der den Blick abwendet, aber es dauert nicht lange, bis ich wieder hinsehe. Wir essen auf.
    »Komm her!«, ruft Marcus das Mädchen. Sie kommt. »Wie heißt du?«
    »Rachel«, sagt sie. Ich bezahle das Essen und gebe ein ordentliches Trinkgeld.
    »Stimmt so.«
    »Danke.«
    »Wie findest du meinen mzungu ?«, will Marcus wissen.
    »Ich weiß nicht«, erwidert Rachel.
    »Doch, sag schon.« Sie schlägt die Augen nieder und lächelt. Dann hebt sie den Kopf.
    »Ich kann ihn gut leiden«, erklärt sie und schaut mir in die Augen, bevor sie sich umdreht und den Tisch verlässt.
    Ich lache.
    »Das Mädchen ist hübsch«, sagt Marcus. Sie erinnert mich an Irene, nur toller. Und hübscher als Shakila. Die Art, wie sie geht, steht … und sich spreizt.
    Ich trinke bei Marcus eine Tasse Africafé, während er sich fertig macht. Ein hübsches, pummeliges Baby hat Claire zur Welt gebracht. Wir gehen hinaus in die Nacht – in die Stadt,

Weitere Kostenlose Bücher