Liberty: Roman
dicken Mann auf der Treppe. Sie gehen zusammen hinein.
»Rogarth ist jetzt Laufbursche«, erklärt Marcus. »Der große Mann hat ihn für eine gewisse Zeit angeheuert. Der Mann darf sich nicht mit einer malaya sehen lassen, er ist ein respektabler Mann, gut verheiratet, seriös. Bwana mkubwa bezahlt dem Burschen den Eintritt und gibt ihm im Laufe des Abends ein paar Biere aus. Der Bursche hat auch die Aufgabe, hin und wieder hinauszugehen und das Auto des großen Mannes im Auge zu behalten. Der große Mann vertraut den Wachleuten der Disco nicht. Außerdem hat der Bursche dafür zu sorgen, dass die Kellner sofort angesprungen kommen, wenn der große Mann Durst hat. Und er schickt seinen Laufburschen zu ein paar Mädchen: ›Der bwana mkubwa dort drüben möchte euch gern ein Bier ausgeben.‹ Ist die Antwort ja, läuft die Sache. Vielleicht erzählt der Bursche den Mädchen, wer von ihnen den Appetit des bwana mkubwa geweckt hat, oder es gibt einen Wettbewerb unter den Mädchen. Aber vielleicht will der bwana mkubwa ja auch zwei malaya , wer weiß? Wenn sich bwana mkubwa entschieden hat, geht der Laufbursche zu der erwählten malaya und erklärt, bwana mkubwa müsse dann und dann aufbrechen. Ob das dem Mädchen passen würde? ›Das passt ausgezeichnet‹, sagt sie, wenn sie willig ist. Dann muss nur noch die Frage des Seifengelds geklärt werden.«
»Und dann verschwinden sie und pumpen«, sage ich, während ich beobachte, wie Rogarth mit einem der Mädchen redet, die mit ihrem Hintern wackelt.
Ich winke dem Mädchen hinter dem Tresen und bestelle drei Bier, eins für Rogarth. Marcus geht auf die Toilette. Bestimmt trinkt er einen Konyagi an der Bar, bevor er zurückkommt – auf eigene Rechnung. Hier am Tisch erwartet er, dass ich alles bezahle. Ich bemerke, wie die Mädchen mich beobachten. Ich vermeide den Augenkontakt, es ist unangenehm, auf diese Weise beobachtet zu werden.
»Christian«, sagt Rogarth. Er steht neben mir.
»Hej«, begrüße ich ihn und breite die Arme aus. »Setz dich. Ich habe dir ein Bier bestellt.« Ich hole meine dänische Zigarettenschachtel aus der Tasche und werfe sie vor ihn auf den Tisch. »Nimm dir eine Prince.«
»Oh, Prince«, sagt Rogarth. »Ich erinnere mich daran.« Er fischt eine Zigarette aus der Packung, schnüffelt daran, zündet sie an, nimmt einen tiefen Zug. »Nicht wie der DDT -Tabak aus Tansania«, sagt er.
Marcus steht auf und geht. Noch ein Konyagi, vermute ich. Rogarth sieht ihm nach.
» Tsk . Marcus ist ziemlich versoffen, seit du fort bist.«
Es tut gut, mit Rogarth zusammenzusitzen. Wir unterhalten uns über Fußball, Golf, alte Zeiten bei der TPC , über alles Mögliche. Wir reden über Tansanit-Steine, und ich erzähle von Dickson und erwähne, dass ich gern ins Minengebiet Zaire fahren würde. Rogarth warnt mich: Es ist gefährlich. Er versucht nicht die ganze Zeit, noch ein Bier zu schnorren oder den Weg zu meiner Brieftasche zu finden.
Katriina steckt ihren Kopf zur Dienstbotenwohnung herein. Es ist Vormittag. Ich bin noch nicht aufgestanden.
»Deine Freundin hat gestern Abend angerufen.«
»Wer?«
»Marianne. Wie viele hast du?«
»Ich weiß nicht, ob sie meine Freundin ist.«
»Ach ja? Auf mich hat sie allerdings einen etwas anderen Eindruck gemacht«, erklärt Katriina. »Sie landet in vierzehn Tagen.«
»Ach, du Scheiße!«
»Wieso sagst du das?«
»Ich habe sie ein halbes Jahr nicht gesehen, und jetzt will sie einfach hier auftauchen.« Ich setze mich im Bett auf.
»Sie versucht, sich irgendeine Arbeit bei der UNO zu suchen.«
»Ich werde sie wohl anrufen müssen.«
»Ja, das denke ich auch«, erwidert Katriina und geht. Kurz darauf fährt das Auto davon, und ich gehe ins Haus. Es ist niemand zu Hause außer Issa, der mir ein Frühstück serviert. Hinterher wähle ich Mariannes Nummer in England, aber sie ist bereits wieder in Dänemark. Ich nehme die Nummer ihrer Eltern in Hasseris, allerdings ist es unmöglich, eine Verbindung zu bekommen. Fuck. Verflucht, wieso habe ich ihr nicht einfach gesagt, dass ich sie hier nicht haben will? Dass sie wegbleiben soll.
Wegen der Hitze esse ich zu wenig, außerdem renne ich viel herum, um ein Gefühl für die Situation zu bekommen: Welche Bars haben eine Tanzfläche, in denen man eine Disco veranstalten könnte, und sind deren Besitzer daran interessiert? Werden die Einnahmen geteilt? Sind sie vertrauenswürdig? Ich hatte zwei Scheiben Toast mit Erdnussbutter zum Frühstück, außerdem
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