Liberty: Roman
können.«
»Rachel hat sich bereits darum gekümmert«, sagt Vater. Er kann wirklich ein jovialer Motherfucker sein, wenn er den Menschen in seinem Leben gegenübersteht. Wenn wir so tun, als gäbe es keine Probleme, gibt es auch keine Probleme.
Die ganze Schar isst in dem chinesischen Restaurant. Solja unterhält sich mit Rachel. Ich unterhalte mich mit Rebekka. Katriina und Vater thronen über diesem vereinigten Chaos.
Bwana D’Souza betritt mit seiner kleinen pummeligen Frau und ihrem dicken Sohn das Lokal.
»Mr. Knudsen, Katriina«, sagt er mit einem breiten Lächeln und gibt meinem Vater die Hand, während die pummelige Frau Katriina begrüßt. Jedes Mal, wenn ich D’Souza begegne, sehe ich seine fette braune Fresse eingeklemmt zwischen den Hinterbacken von Chantelle vor mir, wie er sie mit der Zunge vögelt und sie ihm in den Mund pinkelt. Es ist bizarr, aber ich habe keinerlei Zweifel an der Wahrheit. Ich begrüße ihn nicht, er begrüßt mich nicht. Es gefällt ihm nicht, dass ich mich in dem Milieu bewege, in dem so viele indische mabwana makubwa verkehren, obwohl sie gleichzeitig die Neger verachten. Ich weiß zu viel.
Wir essen weiter. Vater spricht Swahili mit Rachel, fragt sie nach ihrem Dorf, erklärt ihr, was er in Shinyanga macht, sein Swahili ist ziemlich gut geworden. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie D’Souza aufsteht und zur Toilette geht. Als er zurückkommt, steuert er unseren Tisch an.
»Mr. Knudsen«, sagt er. »Viele von uns sind der Ansicht, dass es nicht gut ist, wenn Christian sich in dieser Weise in Moshi herumtreibt und so tut, als wäre er ein Einheimischer. Das sollten Sie wissen.«
»Wieso ist das nicht gut?«
»Er vermischt die Dinge. Es hat keinen Sinn, sich hier nachts mit dem Abschaum vom Markt herumzutreiben. Er sollte in Europa sein und eine Ausbildung, eine richtige Arbeit antreten.«
»Wie können Sie so etwas sagen?«, mischt Solja sich ein.
»Es ist doch die Wahrheit«, erwidert D’Souza.
»Das ist rassistisch«, erklärt Solja. Katriina sieht sie an – stolz, glaube ich. Rachel starrt mit leerem Blick vor sich hin. Ihr Englisch ist inzwischen ziemlich gut, sie kann der Unterhaltung folgen.
»Finden Sie es richtig, wenn Christian in Tansania wie ein dummer Eingeborener lebt?«, fragt D’Souza rhetorisch.
»Ziemlich eigenartig für einen Mann wie Sie, so etwas zu sagen«, mische ich mich ein.
»Wieso ist das eigenartig?«, fragt er und sieht mich an.
»Sie sind bei allen fetten waafrika-malaya in Moshi bekannt. Sie bezahlen dafür, dass Ihnen der Hintern versohlt wird, als seien Sie ein unartiges Baby.« Ich lasse es einfach so stehen – schaue ruhig zu D’Souza, der trotz seiner sonnengebräunten Haut einen feuerroten Kopf bekommt.
»Das ist Wahnsinn«, sagt er laut. »So etwas Unglaubliches habe ich noch nie gehört.« Er dreht sich um und marschiert zu seiner Familie, wirft Geld auf den Tisch und schiebt sie vor sich aus dem Restaurant.
»Ist das wahr?«, erkundigt sich Katriina auf Schwedisch.
»Ja«, antworte ich auf Dänisch.
»Ihgitt«, sagt Solja.
»Mein Vater will mit dir reden«, sagt David, als ich das nächste Mal im Golden Shower bin.
»Ist er an der Bar?«
»Nein, in Majengo. In der Bar, die Jacksons heißt.«
»Also kommt er später?«
»Nein, du sollst sofort hinfahren und mit ihm reden.« Oh, Mist, will er sich schon wieder über irgendetwas beschweren? Will er noch mehr Anteile?
»Worüber will er denn mit mir reden?«
»Da musst du ihn schon selbst fragen«, gibt David zur Antwort.
»Okay.«
Ich fahre nach Majengo, halte vor Jacksons Bar, gehe hinein. Bwana Benson sitzt an einem Tisch auf der Veranda. Durch die Tür sehe ich Chantelle an der Bar sitzen. Sie schaut in meine Richtung – irgendetwas ist nicht in Ordnung. Ich winke ihr. Sie winkt nicht zurück.
» Bwana Benson«, sage ich. »Was ist los?« Er gibt mir mit der Hand ein Zeichen, mich zu setzen. Ich setze mich und suche in der Tasche nach meinem Zigarettenpäckchen. PAH . Meine Wange brennt nach einer Ohrfeige von seiner Hand. Ich lasse die Zigaretten auf die Tischplatte fallen. Er sitzt ganz ruhig da. Nimmt sich mit seinen nikotingelben Fingern eine Zigarette, während er mich mit seinem pissgelben Blick anglotzt.
»Was zum Henker machen Sie da?« PAH – noch eine Ohrfeige. Er ist schnell. Ich rutsche mit dem Stuhl zurück, starre ihn fassungslos an.
»Du zerstörst ihr Leben, weil du Unfug treibst«, sagt Benson. »Wegen dir verliert sie ihre
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