Liberty: Roman
so viel Geld sein, um ein Auto zu kaufen, damit wir uns nicht ständig eins mieten müssen. Ich bekomme auch kein Stroboskoplicht in die Finger, um die Gehirne der Neger ein bisschen durcheinanderzubringen.
Auf dem Motorrad nach Swahilitown, um Abdullah abzuholen. Fühle mich benommen und dehydriert – todmüde. Fahre beinahe in den Straßengraben, wage nicht zu überholen. Bringe Abdullah zum Markt, er soll ein bisschen mirungi -Khat kaufen. Nach langem Suchen treiben wir etwas Diesel auf. Ich besorge ein Taxi, um die Anlage ins Golden Shower zu fahren. Dann dorthin, schleppen, fahren, schleppen, aufbauen, zwischendurch hastig etwas essen. Es ist zu spät, um mich noch hinzulegen. Wo sollte ich mich auch hinlegen? Fange an, die Blätter zu kauen – ich habe es schon ein paar Mal gegen Monster-Kopfschmerzen ausprobiert. Es schmeckt bitter und wirkt langsam, ein Prickeln im Mund. In der Nähe gibt es einen Kiosk, der Wrigley Juicyfruit Kaugummi führt; ich verknete das gezuckerte Kaugummi mit dem grünen Pflanzenklumpen. Fühle mich im Mund wie ein Kaninchen. Der Flash kommt allmählich. Langsames Amphetamin. Bekämpfe den Beigeschmack mit Gin Tonic. Im Golden Shower hat die Party begonnen. Ich kaue, bleibe frisch. Trinke wie ein Fisch im Wasser. Stehe hinter den Plattenspielern, lege die Scheiben auf, tanze, lache. Ich weiß es, ich habe es schon bei anderen gesehen: Meine Zähne schimmern grün in dem fluoreszierenden Licht der Diskothek. Bis zum nächsten Morgen geht’s mir gut. Wir bringen die Anlage zurück. Im Kopf habe ich eine ungeheure Lust zu lieben, aber als ich versuche, es in die Tat umzusetzen … kann ich nicht.
»Er kann nicht arbeiten«, meint Rachel, nachdem sie es eine Weile probiert hat. Sie ist nicht glücklich über das mirungi . Ihre Atemzüge werden gleichmäßig. Ich schaue auf ihren Rücken und an die Decke. Der Ventilator schnurrt. Ich fühle mich ausgelaugt. Mein Herz rast. Als ich gegen Mittag aufwache: brutale Kopfschmerzen. Was ist die Antwort?
»Ich kann nicht mehr als Rausschmeißer arbeiten«, teilt Big Man Ibrahim mit.
»Was? Warum nicht?«
»Die Discobranche wirft nur Kleingeld ab«, erwidert er. »Ich werde in Zaire in den Minen arbeiten.«
»Mann, Ibrahim, das ist doch lebensgefährlich.«
»Ich soll Aufseher werden – eine Schicht leiten, die Schlangen hineinschicken. Ich muss nicht selbst graben.«
»Was ist mit Freitag? Kommst du Freitag?«
»Ja.« Ibrahim lächelt. »Freitag ist der letzte Tag. Wir veranstalten eine Party, und danach bin ich weg – um ein Vermögen zu verdienen.«
»Ich werd dich vermissen, Mann.« Ibrahim lächelt mich an, wir stoßen mit den Fäusten gegeneinander. Freitag feiern wir, und Ibrahim geht fort.
Bereits Samstagabend gibt es Ärger. Schreierei. Die kleine harte Scola prügelt sich mit einem der jungen Mädchen aus Majengo – wüst. Haare werden ausgerissen, Klamotten zerfetzt, es wird gespuckt, geschrien und getreten. Abdullah kommt und schnappt sich Scola von hinten.
»Lass meinen Fisch in Ruhe«, schreit Scola dem jungen Mädchen zu.
»Du bist alt und verbraucht«, schreit das Mädchen zurück. »Du lutschst nicht an einer Pumpe wie an einem Bonbon, weil du glaubst, eine feine Dame zu sein, aber du bist nur eine alte malaya !« Das Mädchen gibt Scola eine Ohrfeige. Abdullah lässt sie los. Ich weiß nicht, warum, aber wir kennen Scola – sie war die ganze Zeit über hier, sie ist nett. Vielleicht mag Abdullah es nicht, wenn so ein dreckiges Miststück sie schlägt. Scola stürzt sich sofort auf das Mädchen und verpasst ihr eine aufgeplatzte Lippe, noch bevor ich bei den beiden bin und Abdullah über die Musik hinweg zurufe: »Schaff dieses Mädchen hier raus!«
Gleichzeitig packe ich Scola, und Rogarth, dieser Idiot, stoppt die Musik. Ich blicke zu ihm hinauf, aber es ist nicht Rogarth – bwana Benson steht bei den Plattenspielern und hat den Arm von der LP gehoben. Er schaut mich giftig an.
»Diese dreckigen Mädchen töten das Mysterium der Frau«, erklärt er auf Englisch mit seinem Arbeiterklasse-Akzent. »Daran müssen wir glauben – du und ich. Sonst bleibt uns nichts mehr.«
Scola hat sich wieder beruhigt, ich lasse sie los und gehe zu Benson. »Wo ist Ibrahim?«, will er wissen.
»Er hat aufgehört.«
»Komm mit an die Bar«, fordert Benson mich auf. Ich folge ihm, während Rogarth die Musik wieder laufen lässt, aber die Stimmung im Raum ist verdorben. Wir setzen uns auf zwei Barhocker. Benson schaut mich
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