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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Konyagi ist ihm recht. Er leert sein Glas und schnalzt mit der Zunge. Es ist gemütlich. Wir trinken Tee und Kaffee, setzen uns auf die kleine Veranda und schauen uns die Sterne an, während Bob im Wohnzimmer singt. Rauchen noch einen Joint. Ich gehe hinaus in den dunklen Garten. Was ist passiert? Ich muss über die Dinge nachdenken, die Details, Gefahren lauern. Mir ging es hier zu gut, lange. Aber … viele Dinge laufen schief, unsicher, falsch. Wie kann ich …? Eine Sicherung wirft mich aus der Bahn. Eine Sicherung für vielleicht zweieinhalb dänische Kronen. Wahnsinn.
    Ich gebe Faizal die andere Hälfte des Geldes, die ich ihm versprochen habe. Faizal ist mit einem Taxi gekommen – ich empfange ihn draußen, wir setzen uns auf die Veranda. Ich hole den Verstärker und Kaffee. Halima folgt mir und versteckt sich zwischen meinen Beinen; sie weiß nicht, dass der schwarze Mann ihr Vater ist. Rachel bleibt im Schlafzimmer hinter geschlossener Tür. Sie will den Mann nicht einmal sehen.
    »Meine Tochter Halima«, sagt Faizal und nickt in Richtung des Mädchens.
    »Ja?«
    »Du musst sie mit nach Europa nehmen.«
    »Ich muss nicht nach Europa.«
    »Nein, jetzt noch nicht. Aber wenn du nach Europa gehst, musst du sie mitnehmen.«
    »Okay.«
    »Ich meine es ernst«, sagt er. »In dieser Scheiße hier zu leben, ist sehr gefährlich. Du musst sie mitnehmen.«
    »Das habe ich mir auch gedacht.«
    »Gut.« Faizal lächelt.
    Als er gefahren ist, ist Rachel stinksauer. Stellt Fragen, was gestern Abend im Golden Shower vorgefallen ist, obwohl sie es bereits gehört hat.
    »Und was willst du jetzt machen?«, fragt sie zum dritten Mal hintereinander. »Ist es nicht besser, nach Dänemark zu gehen?«
    »Gut möglich, dass ich besser nach Dänemark gehen sollte.«
    »Vielleicht kann deine Mutter uns helfen?«
    »Du bist keine Dänin. Wenn du nach Dänemark kommst und dort wohnst, schmeißen sie dich raus. Du kannst dich dort lediglich ein paar Monate als Touristin aufhalten, das ist alles.«
    »Aber … wir sind doch zusammen.«
    »Ja, aber wir sind nicht verheiratet.«
    »Nein, aber …«
    »Und wieso? Weil du bereits verheiratet bist. Mit Faizal. Und warum hast du dich nicht scheiden lassen?«
    »Du weißt, er … Ich habe Angst, weil er vielleicht vor Gericht sagen wird, ich … ich würde mit dir zusammenleben. Dann kann er das Kind fordern.«
    »Er will das Kind doch gar nicht.«
    »Nur aus Rache. Seine Mutter würde sich darum kümmern. Und die Behörden … dann gucken die Behörden auch auf dich: Wer bist du? Was machst du hier in Tansania? Stiehlst du die Frauen und Kinder des afrikanischen Manns? Hast du eine Aufenthaltserlaubnis? Eine Arbeitserlaubnis?«
    »Rachel. Wenn es nach Faizal geht, soll das Kind bei uns bleiben, wir sollen Halima mit nach Europa nehmen. Er hat doch gar kein Geld, um seine Mutter zu bezahlen, damit sie sich um das Kind kümmern kann. Wir sorgen dafür, dass es Halima gut geht.«
    »Ja, aber er kann auch Geld für die Scheidung fordern. Wenn er vor Gericht Krach schlägt und mich beschuldigt, hast du nichts davon. Und ich verliere mein Kind an seine Mutter. Aber wenn Faizal sich wie ein Lamm aufführen soll, will er Geld sehen.«
    »Sagt er das?«
    »Was? Bist du wahnsinnig? Glaubst du, ich rede mit diesem Betrüger? Vergiss es.«
    Rachel kommt ins Wohnzimmer, sie hat sich angezogen, als wollte sie ausgehen.
    Sie stellt sich vor mich hin.
    »Fährst du mich zum Gericht?«
    »Was willst du da?«
    »Mich scheiden lassen«, erklärt Rachel. Ich lächele, schüttele den Kopf, lege die Arme um sie.
    »Rachel, es ist Sonntag. Das Gericht hat geschlossen. Wir machen das morgen.« Sie entzieht sich meinem Griff – wie ich sehe, sind ihre Augen feucht.
    »Okay«, sagt sie, geht wieder ins Schlafzimmer, schließt die Tür.
    »Die Afrikaner haben das Dorf, den Klan und die Familie. Die Inder haben ihre Glaubensgemeinschaft und die Familie. Du hast die Familie«, sagt Mick zu mir. Wir sitzen in der Nähe seiner Autowerkstatt in einer Garküche, essen Pilaf und trinken Bier. Ich habe die Sicherungen gefunden und muss bald zurück nach Moshi. »Du musst deine Familie um Hilfe bitten.«
    »Sie wollen mir nicht helfen.«
    »Du musst sie enttäuscht haben.«
    »Ich habe meine Freunde.«
    »Welche Freunde?«, erkundigt sich Mick.
    »Leute in Moshi.«
    »Freundschaft ist ein Hobby für wohlhabende Leute.«
    »Ich bin mit einer Menge Leute in Moshi befreundet.«
    »Nein, bist du nicht«, widerspricht er.
    »Du

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