Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
Vom Netzwerk:
den kleinen Schmerz einer Ohrfeige spüren? Erst muss er mir ein Bein abhacken oder mir den Bauch aufschlitzen, bevor ich etwas empfinde. »Nein«, sage ich. »Wenn ich die Polizei rufe, möchten sie die Bücher vielleicht auch gern sehen. Und vielleicht kommen sie auf die Idee, Geld von dem mzungu zu erpressen.« Ibrahim stellt einen Fuß neben meinen und schubst mich, dass ich in die kichaa -Mischung und das Aloe-Vera-Wasser falle. Ich bleibe ruhig am Boden liegen. Das Hausmädchen sieht aus dem Küchenfenster zu.
    »Du verdammter Hühnerfarmer«, sagt Ibrahim und geht. Ich rufe das Hausmädchen nicht, damit sie zur Polizei an der YMCA -Kreuzung läuft. Ibrahim ist mein Freund gewesen, er hat mich in seinen Armen getragen, als ich fast ohne Fuß war. Er schlägt mich nicht gern, aber er verfolgt seinen Traum.
    Der Tag nimmt ein ganz schlechtes Ende. Claire kommt nur mit einer kleinen Portion kenianischer Luxuswaren für den Kiosk zurück, weil die Kenianer nicht gut für die Batik der unverheirateten Mädchen bezahlen wollten. Stilistisch sei sie ohne Spannung, und rein handwerksmäßig sitzen die Fäden zu locker. Tsk .
Christian
    Das Golden Shower läuft okay, aber es kommt zu wenig Geld herein, obwohl ich den Eindruck habe, dass am Wochenende viele Leute kommen. Das Geld in der Kasse dividiert durch den Eintrittspreis sollte die Anzahl der Gäste ergeben, abzüglich meiner Leute und der des Besitzers. Aber es stimmt nicht. Natürlich kommt der eine oder andere umsonst herein: Leute, die uns einen Gefallen getan haben, sowie ein paar Freunde. Aber es stimmt trotzdem nicht. Ich fange an zu zählen. Mit wem soll ich reden? Abdullah ist der Rausschmeißer, Firestone bewacht den Parkplatz, und Khalid nimmt an der Tür das Eintrittsgeld entgegen, weil er rechnen kann. Wenn ich betrogen werde, könnten sie alle es sein. Ich kann nicht davon ausgehen, dass Khalid das Geld bei sich trägt, das in der Kasse fehlt. Er könnte es einem der anderen gegeben haben. Wem soll ich vertrauen? Ich rede mit Rogarth.
    »Ich kümmere mich darum«, verspricht er.
    »Wie? Mit wem willst du reden?«
    »Mit niemandem. Ich werde ihn vom Anfang des Abends an der Tür beobachten.« Und Rogarth hält Wort. Er versteckt sich hinter einer Wand, behält Khalid im Auge und zählt gleichzeitig, wie viele Gäste Eintritt bezahlen. Alle halbe Stunde gehe ich zu Rogarth und frage ihn. Nach anderthalb Stunden haben wir Erfolg.
    »Er ist ein Idiot«, sagt Rogarth. »Das Geld steckt in seinen Socken.«
    »Okay, du übernimmst die Tür, wenn ich mit Abdullah komme.« Ich erkläre Abdullah die Situation. Er hebt Khalid aus dem Stuhl, zieht ihn draußen in eine Ecke und drückt ihn an die Wand, während ich eine Leibesvisitation vornehme. Khalid heult und liefert das komplette Entschuldigung-aber-meine-Mutter-ist-krank-ich-brauche-Geld-für-Medizin-es-wird-nie-wieder-vorkommen-Programm ab.
    »Schaff ihn hier raus«, ordne ich an. Abdullah zerrt Khalid auf die Straße und gibt ihm einen Tritt in den Hintern, hinaus in die Dunkelheit. Firestone steht auf dem Parkplatz und grinst.
    Khalid kommt am nächsten Morgen. Er bettelt, wieder einsteigen zu dürfen. Er sei ein guter Kerl. Es ginge doch ums Geschäft.
    »Nein«, lautet meine Antwort.
    »Komm her und setz dich«, fordert bwana Benson mich auf, als wir Freitagnachmittag im Golden Shower ankommen, um aufzubauen. Ich setze mich ihm gegenüber an den Tisch.
    »Künftig bekomme ich vierzig Prozent des Eintrittsgeldes«, sagt er.
    »Vereinbart waren dreißig.«
    »Ja. Und jetzt sind es vierzig.«
    »Und wieso?«
    »Weil ich es sage.«
    »Es ist jedes Wochenende voll. Sie verdienen eine Menge mit der Bar.«
    Er zuckt die Achseln und lächelt. »Vierzig«, erklärt er, steht auf und geht. Es ist sein Laden. Wo können wir hin? Es kotzt mich an, aber ich fresse es in mich hinein. Was kann ich tun? Es funktioniert nach wie vor nur, wenn wir mit den kleinen Discos auf dem Berg weitermachen und hin und wieder mit der kleinen Anlage im Shukran Hotel spielen. Ich habe Ibrahim und Abdullah als Rausschmeißer zu bezahlen. Und Rogarth, der das Kassieren des Eintritts übernommen hat, seit Khalid rausgeflogen ist. Außerdem Firestone als Parkwächter. Ich bekomme mein Geld. Aber es reicht gerade für Essen, Benzin, Miete, Rachels Englischkurs, etwas Taschengeld und die allgemeinen Betriebskosten. Es bleibt nichts übrig, um weitere Geräte zu importieren, falls irgendetwas kaputtgeht, oder neue LP s zu kaufen. Es wird nie

Weitere Kostenlose Bücher