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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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Reichtum und sind ein Teil der Familie. Ich bin vom Stamm der Chagga, und bei Josephina ist alles noch von der alten Art, ich spüre, wie es mein Herz erwärmt, gleichzeitig bin ich aber auch froh, diesem Lebensstil mit dem Land und den Tieren entkommen zu sein.
    Tante Elna verwirrt mich. Sie geht direkt auf die Flanke einer Kuh zu, setzt sich in die Hocke und zieht an einer Zitze, bis ihr die Milch in den Mund spritzt. Sie tätschelt die Kuh und sagt: »Du hast ein paar hübsche Kühe, Josephina.« Und wir Neger lachen, weil die alte schwedische mama sich mit Kühen auskennt.
    »Als ich Kind war, musste ich jeden Morgen die Kühe melken.«
    Tante Elna sieht mich mit den Kindern. Sie hört, wie ich Schwedisch mit ihnen spreche. Die alte mama ist klug.
    Obwohl das Haus nun wie ein Paradies wirkt, durchschaut sie die Heuchelei, weil Solja sich nur an mich oder Josephina wendet, wenn sie Hunger hat, ein Bad oder Hilfe bei den Hausaufgaben will – die Eltern sind fast wie fremde Menschen auf Besuch.
    »Was willst du in deinem Leben mal erreichen, Marcus?«, fragt sie mich eines Tages.
    »Jetzt gehe ich zur Schule«, sage ich.
    »Aber was könntest du dir vorstellen zu werden? Oder zu tun? Wenn diese ganze Familie wieder nach Hause gefahren ist?«
    »Ich werde zur Schule gehen, solange Katriina mir hilft, das Schulgeld zu bezahlen. Und dann hoffe ich, dass Jonas mich über das Projekt nach Schweden schickt, damit ich lerne, wie man mit einem Wald umgeht.«
    »Du solltest nicht auf die Hilfe anderer warten, Marcus. Darauf kann man sich nicht verlassen. Du musst selbst etwas tun«, sagt Tante Elna.
    »Aber ich habe niemanden, der mir hilft. Meine Eltern sind tot. Ich habe kein Haus, um darin zu wohnen, und ich habe auch keine Berufsausbildung mit Urkunden, so dass ich zu Firmen gehen könnte, um einen Job zu bekommen. Ich muss zur Schule gehen, damit ich weiß, was ich mache.«
    »Okay, ich werde sehen, was ich tun kann«, sagt sie.
    Sowie Tante Elna abgereist ist, zieht der alte Wahnsinn wieder ein. Solja sagt, sie hätte Hunger, und Jonas brüllt im Wohnzimmer: »Marcus! Du sollst Solja etwas zu essen machen. Muss ich es denn jedes Mal wieder sagen?«
    » Tsk «, zischt Josephina in der Küche. »Wie sollen diese Kinder Menschen werden, bei so einem Vater?«
    »Wir machen sie zu Menschen, Josephina«, sage ich.
    »Wir können sie nicht zu weißen Menschen machen – wir wissen nicht, wie.«
    »Wir machen sie zu waafrika. «
    » Tsk . Gibt das ein Durcheinander.« Josephina schüttelt den Kopf.
    MUTTER DROGENBÄUERIN
    Mein kleiner Bruder kommt an meine Tür. Er ist sehr gewachsen.
    »Du musst der Familie helfen.«
    »Ich habe kein Geld.«
    »Unser Vater ist im Gefängnis, weil er sich besoffen geprügelt hat, und unsere Mutter lebt sehr gefährlich.« Er erzählt mir, Mutter habe begonnen, mirungi anzubauen, das die Somalier und Araber kauen, um high zu werden; sie nennen es khat . Sie verkauft es vor dem Markt. Es ist ebenso ungesetzlich wie bhangi , wird aber von der Polizei nicht so heftig verfolgt. Wenn du mit dem Bus nach Same fährst, gibt es Leute, die mitten im Nirgendwo aussteigen; du verstehst nicht, warum. Was wollen sie dort? Aber sie haben Säcke und ein Messer – sie bauen es im Busch an. Und vielleicht heuern sie ein paar Leute an, um ihnen zu helfen, es an den Straßenrand zu tragen, einen Bus nach Moshi, Arusha oder Dar – wohin auch immer – anzuhalten und es dort zu verkaufen, solange es frisch ist und wirkt. Vor allem am Sonntag, wenn alles geschlossen ist, wird es von den Arabern gekaut. Die Männer haben einen großen Klumpen Stängel in der Backe und mahlen mit dem Mund wie eine Kuh. Vernünftige und ruhige Männer nehmen es, aber es erfordert den Einsatz einer Kuh. Es sieht aus wie Gemüse – wie irgendetwas für einen Salat, aber eeehhh , bitter –, ich weiß es durch meine Untersuchungen. »Wenn sie unsere Mutter verhaften, werden deine kleinen Schwestern im Kinderheim wie Ratten leben«, sagt mein jüngerer Bruder.
    »Wie soll ich euch helfen, wenn ich kein Geld habe?«
    » Tsk «, sagt er. »Du bist der Älteste, aber du bist ein schlechter Sohn. Du lässt deine eigene Mutter im Stich, um auf die Kinder von wazungu aufzupassen. Glaubst du, sie können dich weiß machen?« Ich gebe ihm das Geld, das ich habe, und schicke ihn fort.
    DER BÖSE BLICK
    Bevor Tante Elna abgereist ist, hat sie gesagt, sie würde mir ein Paket mit Hosen und T-Shirts für den Kirchgang schicken. Und ein bisschen

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