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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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ich bin auch durstig, deshalb gehe ich mit Katriinas Schlüssel in die Speisekammer. Alle Carlsberg sind ausgetrunken, und die Brauerei in Arusha macht Pause, weil es keine Kapseln mehr gibt. Ich entdecke, dass sämtliche Schnapsflaschen mit einer Nadel markiert sind oder einem Kratzer auf dem Etikett, vielleicht mit einem Fingernagel, genau bis zum Pegel. Ich nehme ein Wasserglas, fülle es und kratze an der Stelle, bis zu der ich gekommen bin, eine Markierung ins Etikett: ein neues Zeichen. Sie haben eine besondere Sorte harten Alkohol – Schnaps –, er heißt Aalborg. Ein durchsichtiger klarer gongo , er riecht sehr gut. Ich trinke, werde betrunken und schlafe zwei, drei Stunden wie ein Stein. Und wenn der Alkohol-Effekt überstanden ist, höre ich beep-beep-beep-beep . Sie sind zurück, der Wachmann öffnet das Tor, es ist vielleicht drei Uhr morgens.
    Jonas kommt in die Küche. Er starrt mich an. Geht in die Speisekammer. Hebt die Flaschen an. »Hier fehlt was«, sagt er und glotzt mich an.
    »Ich weiß nicht. Was ist in den Flaschen? Nein, ich traue mich nicht, so etwas Gefährliches zu trinken.« Ich plappere wie ein Papagei und spiele den Dummen, denn der weiße Mann liebt den Gedanken an die Dummheit des Negers.
    Ich habe neue Zeichen auf die Etiketten gekratzt, die zum Niveau der Flasche passen, aber es geht zu schnell. Also fange ich an, die Flaschen mit Wasser aufzufüllen, wenn ich mich bedient habe.
    Ich wärme die Milch, ich wechsle die verkackten Windeln, ich trage Rebekka auf dem Arm, und ich putze ihre Milchzähne. Auch an gewöhnlichen Wochentagen gehen ihre Eltern aus. Ja, was sollen sie sonst machen? Du hast ein Sägewerk, das im Wald läuft; die Leute arbeiten, die Dinge in der Stadt funktionieren, du hast Leute, die gut für dich arbeiten. Du selbst tust nichts – es ist Urlaub, reiner Suff. Also, ich denke, es macht nichts, wenn ich ein bisschen trinke, um schlafen zu können. Es ist gut.
    KÄSE
    Meine Situation schenkt mir die Möglichkeit neuer Lebensfreude. Wenn du ständig für Menschen einkaufen musst, fließt ihr Geld durch deine Taschen, und manchmal bleibt auch ein wenig davon hängen, vermischt sich mit den Flusen in deiner Tasche.
    Ich lade Rosie Samstagabend ins Liberty in der Innenstadt ein. Eeehhh , der Sound ist gut, sie haben blinkendes farbiges Licht und eine große Tanzfläche. An der Bar steht Alwyn und spielt sich auf. Er ist fertig mit der ISM . Ich habe bereits von Phantom gehört, dass Alwyns Examen sehr schlecht war. Aber das spielt keine Rolle, wenn man einen reichen Chagga-Vater hat.
    »Ich und mein kleiner Bruder werden zu einem Praktikum in eine Molkerei nach Dänemark geschickt; das ist Teil eines Hilfsprogramms, das die Ausbildung von Tansaniern unterstützt«, sagt Alwyn.
    »Und wenn du wieder nach Hause kommst, produzierst du dann interessanten Käse aus der Milch der Kühe, die deinem Vater am West-Kilimandscharo gehören?«, frage ich ihn.
    »Käse?«, sagt Alwyn. »Ich bin doch kein Bauer. Wenn ich in Dänemark bin, werden sich bessere Geschäftsmöglichkeiten für mich eröffnen – wartet’s nur ab.«
    »Und was ist mit dem Africafé für Mika? Soll der Export weitergehen, wenn du weg bist?«
    »Ja, vielleicht kommt Gaspar noch mit ein paar Dosen, die du dann weiterschicken musst«, sagt Alwyn. Ich sehe zu, dass ich ihn stehen lasse, denn wenn Rosie das ganze Gerede über Europa hört, ist Alwyn am Ende noch interessanter als ich, obwohl ich ihren Eintritt bezahlt habe.
Christian
    »John ist gewalttätig«, erklärt Mutter. Sie ist aus der Krankenstation der TPC gekommen und hat Annemette auf den Arm genommen.
    »Wieso?«, fragt Vater. »Hat er Miriam geschlagen?«
    »Nein. Aber ich habe gerade die Kopfhaut eines Werkstattarbeiters mit acht Stichen genäht, der mit einem Eisenrohr geschlagen wurde.«
    »Von John?«
    »Ja.«
    »Hat das … der Arbeiter gesagt?«
    »Nein, aber seine Frau, die danebenstand und gejammert hat.«
    »Auf Swahili?«, fragt Vater, denn Mutter kann bloß wenige Worte Swahili. Sie schaut ihn an: »Ja, aber der Arzt hat es mir übersetzt, und er schien nicht überrascht zu sein.« Vater sieht sie einen Augenblick lang an.
    »Ich werde mit ihm darüber reden.«
    »Ja, das musst du.«
    Aber dazu kommt es nicht. Am Abend gehen wir zum Essen in die Messe. John und Miriam sitzen zusammen mit Léon Wauters von der Simba Farm. Es gibt einige freie Tische, doch Mutter steuert direkt auf den Tisch neben ihnen zu und grüßt höflich. Wir

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