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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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mit denen wir nach Moshi zurückfahren – ein Chagga hat nördlich der Schule eine Mühle, in der wir es mahlen lassen. Hinterher fahren wir bei den Larssons vorbei, um ihnen etwas abzugeben. Marcus ist zu Hause.
Marcus
    STREICHHÖLZER
    »Kann ich heute Abend hierbleiben?«, fragt Christian seinen Vater.
    »Nein«, sagt bwana Knudsen, »ich habe keine Zeit, um dich abzuholen.«
    »Aber er kann bis morgen bleiben«, sagt Katriina. »Ich habe mit Kirsten telefoniert, sie will uns besuchen.«
    »Okay, das klingt gut«, sagt bwana Knudsen. Christian bleibt. Ich koche für die ganze Familie mit Ausnahme von Jonas, der nicht zu Hause ist.
    »Wir gehen ins Kino«, sage ich vorsichtig zu Katriina, damit niemand es hört. Aber Solja kommt auf die Veranda, als sie uns aus der Einfahrt gehen sieht.
    »Wenn ihr ins Kino geht, will ich mit«, sagt sie.
    »Wir gehen nur ein bisschen spazieren.«
    »Ihr wollt ins Kino, ich weiß es.«
    »Lass die Jungs in Ruhe«, sagt Katriina auf Schwedisch.
    »Das ist gemein.«
    Wir sehen den Film – viel Action mit Schlägereien und Verfolgungsjagden. Als wir nach Hause kommen, hält kein schaukelndes Auto auf der Straße hinter dem Haus. Der Land Cruiser und ein Land Rover von Nordic Projekt stehen vor dem Haus, und im Wohnzimmer sitzen Katriina und Jonas mit einem norwegischen Mann, der Thorleif heißt. Sie trinken Carlsberg. Wir gehen durch die Küchentür ins Haus und bleiben neben der Tür zum Wohnzimmer stehen.
    »Katriina!«, rufe ich, sie steht auf und kommt.
    »Es sind alle miteinander Diebe«, sagt Jonas zu Thorleif.
    »Natürlich. Wir haben alles: ein großes Haus, zwei Autos, fünf Angestellte, Kinder in einer Luxusschule, wir trinken Bier, haben eine Stereoanlage, gehen in Restaurants, verreisen im Urlaub. Wenn ich mir vorstelle, dass in meiner Heimatstadt in Norwegen hundert Araber in protzigen Palästen leben würden, mit vergoldeten Limousinen, und ich müsste ihre dreckige Unterwäsche waschen, und in den Wohnungen lägen überall Dollarscheine herum, würde ich mir doch auch ein paar davon in die Tasche stecken.« Thorleif nickt und schluckt sein Bier – betrunken.
    »Wenn sie ebenso gut arbeiten würden, wie sie klauen, ginge es vorwärts in Afrika«, sagt Jonas.
    »Die Neger sind genauso wie die Streichhölzer von Kibo Match«, sagt Thorleif. »Du streichst sie an, sie zünden und flammen fauchend auf, der Schwefel brennt ab, und aus sind sie, bevor die Flamme überhaupt das Holz erreicht hat. Es gibt keine Verbindung zwischen Kopf und Körper.«
    Katriinas Blick geht zwischen den beiden Männern und mir hin und her.
    »Sie sind bloß betrunken«, sagt sie.
    »Wir nehmen uns nur ein paar Polster von einem Stuhl. Dann kann Christian bei mir schlafen.«
    »Okay«, sagt Katriina. Solja kommt im Schlafanzug ins Wohnzimmer.
    »Ihr macht Krach«, sagt sie. Katriina dreht sich überrascht um.
    »Schläfst du denn noch nicht, mein Schatz?«
    »Nein. Weil ihr Krach macht.« Katriina seufzt.
    »Gute Nacht«, sage ich.
Christian
    Am nächsten Tag kommt Mutter, um sich mit Katriina und Tita zu treffen. Mutter hat mama Nasira mitgenommen, damit Annemette ständig beaufsichtigt ist. Nach der Sache mit der Schlange soll sie nicht mehr aus den Augen gelassen werden.
    Wir fahren um halb sechs, um zu Hause zu sein, bevor es dunkel wird. Ich sitze auf dem Beifahrersitz, mama Nasira mit Annemette auf dem Schoß auf dem Rücksitz. Auf der TPC -Straße schleppen sich Lastwagen dahin, denen schwarze Dieselwolken aus den Auspuffrohren wallen. Es wird dunkel. Die letzten Lokomotiven scheinen ausgefallen zu sein, so dass nun sämtlicher Zucker mit Lastwagen ins Land geschafft werden muss. Mutter überholt.
    In der Ferne kommt in einer der sanften Kurven ein Fahrrad oder Motorrad in Sicht.
    »Oh nein«, sagt Mutter und beschleunigt, um an dem Lastwagen vorbeizukommen, während der Entgegenkommende sich rasch nähert. Ich kneife die Augen zusammen.
    »Es ist ein Auto«, sage ich. »Dem ein Scheinwerfer fehlt.« Mutter ist erst zur Hälfte an dem Lastwagen vorbei – es ist nicht nur ein Laster, er hat auch einen Anhänger, aber das ließ sich in der Dunkelheit nicht erkennen. Jetzt ist das entgegenkommende Fahrzeug deutlich zu sehen, ein Land Rover.
    »Ich schaff es nicht«, sagt Mutter und tritt auf die Bremse. Der Land Rover blinkt mit dem verbliebenen Scheinwerfer, aber es sieht nicht so aus, als würde er bremsen. Mutter reißt das Steuer nach rechts und tritt gleichzeitig die Bremse durch, sie

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