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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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dass wir nur von Ziegenhirten gesehen werden können.
    Wir rauchen, ohne uns zu unterhalten. Samantha schaut geradeaus. Ich sehe sie mir aus den Augenwinkeln an – die glatte braune Haut der Arme, die Brüste unter dem strammen T-Shirt.
    »Das lief nicht … mit Shakila?«, sagt sie.
    »Nein.« Was soll ich sagen.
    »Schade.«
    »Ja.«
    »Was ging denn schief?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Du bist zu schüchtern«, stellt Samantha fest. Ich stehe auf und gehe ein Stück die Böschung hinunter. Schüchtern. Als wäre ich mir darüber nicht im Klaren. Ich müsste jetzt eine Hand auf ihren Oberschenkel legen, aber ich traue mich nicht. Ich zucke die Achseln und breite die Arme zum Fluss hin aus.
    »Ach, verdammt«, sage ich laut und rede auf den Fluss ein, weil ich Samantha nicht ansehen kann, als ich es sage. »Ich kann einfach nicht … fuck, mit ihr reden. Weil sie so scheiß … hübsch und klug ist.« Samantha lacht hinter mir.
    »Und große Titten hat.«
    »Ja, stimmt«, erwidere ich und grinse. »Zur Hölle«, füge ich hinzu, weil ich fast nicht gewagt hätte, sie anzufassen. Erst als Shakila meine Hand nahm und sie auf ihre Brust legte. Es war fantastisch. Ich gehe zurück und setze mich. Ich finde mich in diesem Mist nicht zurecht.
    »Es wird schon gehen«, meint Samantha.
    »Glaubst du wirklich?«
    »Ich weiß es wirklich nicht«, antwortet sie.
    Als ich aus Moshi nach Hause komme, gehe ich in die Küche, um mir etwas kaltes Wasser aus dem Kühlschrank zu holen.
    »Hej«, sagt Irene.
    »Hej. Geht’s gut?«, frage ich sie auf Swahili – Irene spricht kein Englisch. Ich bin jetzt über ein Jahr hier, mein Swahili ist ziemlich gut.
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll?«
    »Hat mama nichts gesagt?«
    »Nein. Sie hat in Moshi eingekauft, und dann ist sie nach draußen gegangen. Vielleicht auf den Golfplatz.«
    »Okay. Ich finde es raus.«
    Kurz darauf kommt Mutter zurück, und ich gehe ins Wohnzimmer. Irene folgt mir und stellt sich abwartend an die Tür.
    »Irene möchte wissen, was die Hausherrin gern erledigt haben möchte«, sage ich auf Dänisch. »Es ist ihr erster Job als Hausmädchen.« Irene steht direkt hinter mir, dienstbereit. Mutter dreht sich um und sieht uns an.
    »Dann sag’s ihr. Du musst ein bisschen mithelfen …« Mutter stockt, schlägt beide Hände vors Gesicht, ihre Schultern beben, sie dreht sich um und läuft ins Schlafzimmer. Tränen. Ich sehe Irene an, die ein erschrockenes Gesicht macht.
    » Njoo «, sage ich – komm. Wir gehen wieder in die Küche. »Setz dich.« Wir sitzen an dem kleinen Esstisch. Ich zähle es ihr auf: Morgens hat sie Kaffee zu kochen, Brot zu rösten, Mangos und Papayas aufzuschneiden und den Tisch zu decken. Irene sieht unglücklich aus. »Was ist denn?«
    »Aber …«, sagt sie und seufzt. »Was gehört denn auf den Tisch?«
    Ich fange an: »Butter, Käse, Marmelade, Juice.« Unterbreche mich. Ich habe Emmanuels Haus gesehen, eine von den Sklavenunterkünften der Plantage; der Vater ist Feldarbeiter. Sie haben Strom, aber keinen Kühlschrank. Sie haben fließendes Wasser, aber es kommt aus einem Hahn neben dem Haus, und die Toilette ist ein Loch in der Erde. Irene kommt aus einem Fischerdorf – Hütten aus Rohr und Lehm, gestampfter nackter Erdboden. Sie haben nicht einmal Strom, obwohl sie in der Nähe der hydroelektrischen Station wohnen, aber der Strom des Staudammes wird nach Moshi geleitet.
    Ich stehe auf. Es ist früher Nachmittag.
    »Jetzt mache ich Frühstück, damit du siehst, wie es geht«, sage ich und nehme die Dinge aus dem Kühlschrank. Decke den Tisch, koche Kaffee. Erkläre, dass Früchte, die mama mit nach Hause bringt, in einer Natriumlösung gewaschen werden müssen, damit die Bakterien und die DDT -Reste entfernt werden und man sich nicht den Magen verdirbt. Ich will ihr zeigen, wie man eine Mango aufschneidet, sodass man sie einfach mit dem Löffel essen kann.
    »Das weiß ich«, sagt sie.
    Ich erkläre ihr, wie man aus Passionsfrüchten und Apfelsinen Juice herstellt; wie viele Früchte und wie viel Wasser dazugehören. Und dass sie daran denken soll, die Badewanne und die Eimer mit Wasser zu füllen, damit wir über Wasser verfügen, sollte es abgestellt werden. Sie muss das Wasser durch einen Filter gießen und das gefilterte Wasser in Flaschen abfüllen und in den Kühlschrank stellen. Dann gehe ich zum Putzen über. Fegen, abstauben. Die halb automatische Waschmaschine kann ich nicht erklären.
    »Die Wäsche erledigen meine

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