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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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fertig.« Ich nicke und atme den Rauch aus, versuche, sie anzulächeln. »Na, also«, sagt sie und legt ihre Arme um mich. Ich fange an zu weinen. »Ach, Scheiße. Du wirst schon darüber wegkommen.«
    Im Haus lässt sich das Schweigen in Scheiben schneiden. John kommt mit Miriam vorbei, um sich zu erkundigen, ob wir am Wochenende zu den heißen Quellen südwestlich der TPC mitkommen.
    »Setzt euch«, lädt Vater sie ein. »Dann mache ich uns einen Drink.« Sie setzen sich. Mutter sitzt bereits da.
    »Gut, euch wieder hier zu haben«, sagt Miriam.
    »Wie war’s denn so?«, fragt Mutter.
    »Ach, du weißt doch«, antwortet John. »Miriam spielt Golf, und ich leere die Flaschen.« Vater lächelt angestrengt.
    »Keine unbekannte Arbeitsteilung«, sagt er. Mutter steht auf und geht quer durchs Wohnzimmer in den Flur. Vater schüttelt den Kopf. »Sie hat es sehr schwer.«
    »Es ist besser, wir gehen«, sagt John und leert sein Glas. Miriam stellt ihres ebenfalls ab. »Gib uns Bescheid, wenn wir irgendetwas tun können«, sagt sie. Sie gehen zu ihrem Wagen. Vater schenkt sich noch einen Gin Tonic ein und sinkt in seinen Sessel.
    »Wieso kann sie nicht einfach …« Er wedelt schlapp mit der Hand in der Luft. Trinkt einen Schluck. Schaut mich an. »Wir müssen doch weiterleben«, sagt er und nickt langsam. Blickt in sein Glas. Nimmt noch einen Schluck. Seufzt. Steckt sich eine Zigarette an. Ich gehe zur Rückseite des Hauses. Zünde mir auch eine Zigarette an.
    Am nächsten Morgen kommt mama Nasira zurück. Sie klopft an die Vordertür. Der Verband an der gebrochenen Schulter ist ab. Mutter schaut erschrocken durch das Türglas und wendet sich an mich.
    »Du musst sie bitten zu gehen, Christian. Ich kann sie nicht sehen.« Mutter läuft aus dem Wohnzimmer, in den Flur. Ich öffne die Haustür.
    » Pole «, sagt mama Nasira. Ich danke und sage: »Hier gibt es keine Arbeit mehr.«
    »Ich wollte nur die mama begrüßen.«
    »Der mama geht es nicht gut.«
    » Pole «, sagt sie noch einmal.
    »Danke.«
    Mutter vernachlässigt das Haus. Unternimmt tagsüber lange Spaziergänge. Vater fragt den Gärtner, ob er einen Koch oder ein Hausmädchen kennt.
    »Meine Nichte«, sagt Benjamin. »Sie ist sehr fleißig. Ich kann sie morgen mitbringen.«
    »Okay«, sagt Vater. Am nächsten Tag kommt Benjamin mit einem siebzehnjährigen Mädchen aus seinem Dorf in der Nähe des Nyumba ya Mungu – Gottes Haus –, dem Stausee südlich des TPC -Geländes. Das Mädchen heißt Irene. Sie soll im zweiten Zimmer der Dienstbotenwohnung wohnen.
    »Du musst ihr zeigen, was sie zu tun hat«, fordert Vater mich auf und geht in sein Büro. Mutter ist nirgendwo zu sehen – vielleicht ist sie auf dem Golfplatz. Ich zeige Irene das Haus. Den Wäschekorb, die Seife.
    »Die mama wird dir die Waschmaschine erklären«, sage ich. Wir haben eine halb automatische, aber ich weiß nicht, wie sie funktioniert. Ich zeige ihr das Bügelbrett und das Bügeleisen.
    »Das ist in Ordnung«, antwortet sie – ein wenig nervös, glaube ich – und beginnt mit dem Abwasch.
    »Hast du schon mal als Hausmädchen gearbeitet?«
    »Ich habe zu Hause geholfen.« Der erste Job, natürlich ist sie nervös; sie hat zu Hause geholfen, in einer Hütte aus Rohr und Lehm, ohne Strom oder Wasser. Und jetzt bei ein paar Weißen, die gerade ihre Tochter verloren haben. Irene hat natürlich durch Benjamin von dem Verkehrsunfall gehört.
    Ich gehe ins Wohnzimmer, wo Mutter aus dem Fenster starrt.
    »Wer ist das?«, fragt sie tonlos und ohne mich anzusehen.
    »Das neue Hausmädchen. Irene. Benjamins Nichte. Sie muss ein paar Instruktionen bekommen, was sie machen soll.«
    »Dann sag es ihr doch.«
    »Was ist mit dem Einkauf?«, frage ich. Es gibt zwar einen Markt auf dem Gelände der TPC , aber der ist nicht so gut wie der Markt in Moshi.
    »Ich kaufe in Moshi ein«, antwortet Mutter. »Von nun an.« Dann dreht sie sich um und verschwindet im Schlafzimmer.
    Am Abend essen wir in der Messe. Hinterher gehe ich in mein Zimmer und schließe die Tür. Ich kann die Alten nicht hören. Der Kühlschrank wird geöffnet, glaube ich. Schritte. Sonst nichts. Ich mache Hausaufgaben, aber es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren. Dann höre ich, wie die Verandatür geöffnet wird.
    »Wieso sitzt du hier?«, fragt Mutter, jetzt draußen.
    »Was soll ich deiner Ansicht nach tun?«, fragt Vater.
    »Aber du sitzt nur da … und trinkst die ganze Zeit«, erwidert Mutter mit Tränen in der Stimme.
    »Ich

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