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Liberty: Roman

Liberty: Roman

Titel: Liberty: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbob
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gesehen.«
    »Und?«
    »Das ist nicht gut.«
    »Wieso?«
    Sie seufzt.
    »Er geht in die Bars und sagt, ich wäre ein schlimmes Mädchen mit dem weißen Jungen.«
    »Verdammt«, sage ich. »Ich sorge dafür, dass er gefeuert wird.«
    »Nein, nein. Das darfst du nicht tun – dadurch wird alles nur noch schlimmer.«
    »Aber … wir tanzen doch nur.«
    »Er ist ein alter Idiot.«
    »Ich habe zugesagt, in der Schule Dänischunterricht zu geben«, erklärt Mutter. Ich schaue sie an. »Nein, du musst nicht, wenn du meinst, die Vorstellung, mich als Lehrerin zu haben, sei zu schrecklich.«
    »Gut.« Am nächsten Tag sehe ich sie auf dem Gang. Sie hat mich nicht bemerkt, und ich schleiche mich davon. Es ist eigenartig, Mutter an der Schule zu wissen. Sie ist Lehrerin – und somit in gewisser Weise ein Teil des Feindes.
    »Sie macht das sehr gut«, meint Nanna, die den muttersprachlichen Unterricht bei Mutter belegt hat. Und als Frau Harrison auf dem Flur neben mir geht, sagt sie: »Deine Mutter ist eine starke Frau, Christian. Du solltest stolz auf sie sein.«
    Sollte ich? Unser Haus ist ein einziges Chaos, aber in der Schule sieht es so aus, als hätte sie alles unter Kontrolle.
    »Du bist nicht mehr oft zu Hause«, sagt Vater eines Abends zu ihr.
    »Na ja, es ist schön, mal andere Menschen zu treffen und nicht immer nur die Leute von der TPC .« Sie trifft sich mit Lehrern – wie schön kann das sein?
    Am nächsten Tag ist Vater in Moshi gewesen. Er kommt in mein Zimmer und spricht leise mit mir.
    »Jetzt hast du die Raucherlaubnis«, sagt er.
    »Okay.«
    »Aber du sagst kein Wort deiner Mutter.«
    »Abgemacht«, erwidere ich. »Danke!«
    Das Haus riecht nach frisch gebackenem Roggenbrot. Wir sitzen beim Abendessen. Mutter ist bei Léon auf der Simba Farm gewesen und hat Roggenmehl besorgt.
    »Er hat ein fantastisches Leben dort oben«, erzählt sie. »Herrliches Klima, ein riesiger Küchengarten, und dieser Wald – die Kolonialisten haben doch etwas begriffen. Und er ist gut zu seinen Leuten, er bringt ihnen etwas bei.« Vater schneidet sein Fleisch, er starrt auf den Teller.
    »So fantastisch ist es nun auch wieder nicht«, wendet er ein.
    »Es ist einfach ein schöner Ort«, fährt Mutter fort und schaut aus dem Fenster, während sie isst. Dann lächelt sie vor sich hin – wendet sich mir zu – und sagt: »Und er hat Motorräder.«
    »Na und?«
    »Na ja, du hast doch so viel Spaß an Motorrädern.«
    »Ja«, sage ich. »Aber ich darf doch noch nicht mal auf Johns fahren, sagst du.«
    »Dort oben könntest du fahren. Dort ist ja so gut wie kein Verkehr.«
    »Und was nützt das, wenn wir hier wohnen?«
    »Na ja, wenn wir … ihn irgendwann mal besuchen.«
    Vater steht auf, um seine Zigaretten zu holen. Mutter sagt nichts mehr.
    Ich danke fürs Essen und verschwinde.
Marcus
    FROSTSPRENGUNG
    Es ist wie ein Verkehrsunfall in einer Flasche. Die Knudsens sind zu einer Vorweihnachtsfeier eingeladen. Katriina klopft an meine Tür. In der Hand hält sie den guten Schnaps, Aalborg. Aber die Flasche ist geplatzt – voll mit Eis. Sie sieht mich an.
    »Was ist mit der Flasche passiert?«, frage ich.
    »Ich habe sie ins Gefrierfach gelegt.«
    »Man kann sie doch nicht ins Gefrierfach legen, die Flüssigkeit dehnt sich doch aus bei Frost«, sage ich, weil ich es mit dem Dosenbier von Carlsberg ausprobiert habe, als es zu warm war. Man vergisst es, und es wird zu einer Eiskugel mit einer Metallhaut.
    »Ja, wenn zu viel Wasser darin ist – aber wenn es Alkohol ist, kann es nicht frieren.«
    » Eeehhh «, sage ich und schaue zu Boden.
    »Jemand muss also aus der Flasche getrunken und sie mit Wasser aufgefüllt haben«, sagt sie.
    »Das ist sehr schlimm.« Ich schüttele den Kopf.
    »Du sollst nicht trinken, Marcus! Es gibt bei uns schon genug, die zu viel trinken.«
    »Ja«, sage ich. »Was ist … mit Jonas?«
    »Ich habe gesagt, ich hätte sie fallen gelassen.«
    »Danke.«
Christian
    Larssons feiern heute Soljas Geburtstag, und wir sind nachmittags eingeladen – Vater, Mutter und ich. Am Vormittag kommt Léon in einem alten amerikanischen Militärjeep zu uns, den er zur Jagd benutzt. Er ist offen, aber hinter den Vordersitzen mit einem kräftigen Überrollbügel ausgestattet, so dass man sich nicht das Genick brechen kann, wenn er sich überschlagen sollte. Vater arbeitet, doch Léon hat mit Mutter offenbar vereinbart, am Vormittag eine Runde Golf zu spielen. Vielleicht bekommt sie dadurch wieder bessere Laune. Sie fragen

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