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Licht

Titel: Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. John Harrison
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nachdachte.
    Dann sagte er resignierend: »Okay.«
    »Ich habe Geld.«
    »Dafür nehme ich kein Geld«, sagte Onkel Sip. »Wenn ich es recht bedenke, könnten wir alle davon profitieren. Auch Billy.« Er lächelte in sich hinein. »Also gut. Billy gehört dir. Vielleicht tust du mir auch mal einen Gefallen.« Er machte eine wegwerfende Geste. »Nichts Besonderes, keine Sorge.«
    »Ich würde lieber zahlen.«
    Onkel Sip erhob sich würdevoll.
    »Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul«, riet er ihr rundheraus. »Geh auf meinen Vorschlag ein. Ich werde dir verraten, wo du Billy finden kannst. Vielleicht auch, was er gegenwärtig für Ambitionen hat.«
    »Ich brauche Bedenkzeit.«
    »He, aber denk nicht zu lange nach.«
    Im Sitzen hatte er das Akkordeon auf den mächtigen Oberschenkeln balanciert. Jetzt nahm er es zur Brust, streifte sich die Gurte über die Schulter und quetschte einen langen einleitenden Akkord heraus. »Was ist schon Geld?«, sagte er. »Geld ist nicht alles. Ich gehe ins Zentrum, das sind fünfhundert Lichtjahre Geld. Geld auf Schritt und Tritt. Man hat ganze Planetensysteme zur Freihandelszone erklärt. Man hält sich ein Heer von Frauen, die nach zwei Schulungstagen lausige kleine do-it-yourself Splicing Kits (* Gen-Splicing = gentechnisches Verfahren, kann in Analogie zum Schneiden und Kleben von Filmen etc. gesehen werden.) ausschwitzen, und wozu? Damit ihre Kids was zu futtern haben. Oh, also können Terra- Kids für ein legales Genpflaster das Fünffache hinblättern. Knacken den Code und geben sich Samstagnacht den Stoffwechselkollaps. Weißt du, welches Motto diese Unternehmen haben?«
    »Welches, Onkel Sip?«
    »Geld kennt keine Moral, sagen sie in einem Brustton, der dich kotzen lässt. Und sie sind auch noch stolz drauf.«
    Es war 2.00 Uhr morgens in Carmody, und am Himmel glitzerte der Kefahuchi-Trakt so munter wie Onkel Sips Akkordeon. Er spielte noch einen Akkord und dann eine Reihe von ausgelassenen Arpeggios, die eins ins andere tänzelten. Er blies die Backen auf und begann zu stampfen. Nach und nach schlüpfte sein Publikum zurück in den Salon, nicht ohne sich bei Seria Maús Hologramm mit dem Anflug eines Lächelns zu entschuldigen. Es war, als hätte man irgendwo in der Henry Street, in einer Bar nicht weit von hier, auf das Wiedererwachen des Akkordeons gewartet. Sie brachten Flaschen in braunen Beuteln mit und diesmal waren auch ein paar schüchterne Frauen dabei, die Onkel Sip rasche Blicke aus den Augenwinkeln zuwarfen. Ein Lied hörte sich Seria Maú noch an, dann verpuffte sie zu einem braunen Wölkchen.
    Oberflächlich betrachtet war Onkel Sip in Ordnung. Er machte Geschäfte mit dem, was vorbeikam: Cultivare zum Vergnügen, lebendige Tattoos und jede Art von Genkosmetik, die nur wirkte, wenn man daran glaubte, – selbst wenn es das Glücksgen von Elvis für das Erstgeborene war. Jeden Nachmittag drängten sich nervöse schwangere Frauen in seinem Laden, die mehr oder weniger genaue Vorstellungen davon hatten, mit welchen Talenten ihr Baby ausgestattet sein sollte. »Alle wollen reich sein«, beschwerte er sich. »Ich habe eine Million Genies gemacht. Obendrein wollen sie alle Buddy Holly, Barbra Streisand und Shakespeare sein. Ich will Ihnen was sagen: Niemand weiß, wie diese Menschen ausgesehen haben.« Es war an der Grenze zur Illegalität. Das Ganze war, wie er es nannte, ein Riesenspaß. Abgesehen von dem, was er unterschlug. Es war, wie er es darstellte, das moderne Äquivalent zu einem Kiss-me-quick-Hut, wie man ihn am Tag der Arbeit kaufen konnte. Oder wie dieses alte Tattoo, das man damals trug. Im Labor stückelte er allerdings für jedermann. Er stückelte fürs Militär, er stückelte für die Schattenboys. Er stückelte für Virenjunkies, die wild auf das neueste Pflaster gegen ihr selbst gewähltes Hirnleiden waren. Er verschnitt mit außerirdischer DNS. Es war ihm gleich, womit und für wen er herumbastelte, solange sie nur zahlen konnten.
    Was sein Publikum betraf, so handelte es sich um Cultivare: Allesamt – selbst die scheuen jungen Frauen in den schwarzen hautengen Kostümen – waren aus seinen Stammzellen geklont, jener tiefgefrorenen Versicherung, die er damals abgeschlossen hatte, als es ihn zur Radio Bay zog. Sie waren sein jüngeres Ich – als es sein großes Geheimnis noch nicht entdeckt hatte, als es noch keinen Grund gehabt hatte, zweimal nachts am Schrein seines Erfolges zu beten.
     
    Unter der White Cat wälzte sich,

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