Licht (Gone) (German Edition)
Nachricht vom Ast und knüllte sie zusammen. Dann richtete sie den Blick auf das unerreichbare Ufer.
Rund um die Marina im Inneren der FAYZ stiegen dünne Rauchsäulen auf. Weiter südlich war dichter Qualm zu sehen, ein Anblick, der nichts Gutes verhieß.
Sie beschloss, von der hiesigen Marina aus Ausschau zu halten. Als sie das Ende eines Stegs erreicht hatte und auf das Wasser blickte, wünschte sie sich, sie könnte in einem der Boote auf den See hinausfahren.
»Gestern Nacht war dort die Hölle los.«
Connie wandte den Kopf und erblickte einen großen, etwas gebückten und schon älteren Mann mit weißen Haaren und einem von Sonne und Wind gegerbten Gesicht.
»Wie meinen Sie das?«
Der Mann deutete mit dem Kinn zum gegenüberliegendenUfer. »Ich beobachte sie, seit das Ding durchsichtig geworden ist. Mein Enkel ist da drin. Das hoffe ich wenigstens.«
»Leben auch welche am See?«, fragte Connie.
»Es sah jedenfalls so aus. Sie scheinen da ein Camp zu haben, aber kein elektrisches Licht. In der Nacht war nur Kerzenschimmer zu sehen. Unlängst kamen ein paar von ihnen in einem der Boote herüber und wir tauschten Botschaften aus.« Er zuckte die Achseln. »Über meinen Enkel erfuhr ich nichts. Sie sagten, sie kennen ihn nicht. Ihre aufgebrachten Mienen sind mir aber nicht entgangen, als ich seinen Namen nannte.«
Connie nickte mitfühlend. »Ich heiße Connie Temple. Mein Sohn …«
»Ich weiß, wer Sie sind, Ms Temple. Ich habe Sie im Fernsehen gesehen. Mein Name ist Drake Merwin. Der Junge ist nach mir benannt: Drake.«
Connie tat ihr Bestes, sich nichts anmerken zu lassen. Sie hatte von dem Jungen nur Schlechtes gehört. Schreckliche Geschichten. »Was ist gestern Nacht passiert?«
Der alte Drake Merwin zuckte wieder mit den Schultern. Es schien ein Tick zu sein. »Das klingt wahrscheinlich verrückt.«
Connie wartete ab.
»Von hier sah es so aus, als würde jemand eine Lasershow veranstalten. Es gab auch Explosionen. Heute Morgen dachte ich, vielleicht kommt ja jemand herüber und erklärt das alles. Es ist aber niemand aufgetaucht. Ich war die ganze Zeit hier. Auf meinem Boot habe ich ein ziemlich gutes Fernglas, das Problem ist bloß, dass meine Augen nicht mehr so richtig mitmachen. Ich habe gut gesehen, bis ich fünfundsechzig wurde, und dann auf einmal …« Wieder ein Achselzucken.
»Darf ich mal durch das Fernglas schauen?«
Er brachte sie auf sein Boot am Ende des Piers. Das Fernglas war groß und auf einem Stativ befestigt. Sie musste in die Hocke gehen, um hindurchzublicken, und benötigte mehrere Anläufe, bis es scharf gestellt war.
Plötzlich war alles ganz nah.
»Würden Sie mir bitte sagen, was Sie sehen«, bat Merwin sie.
»Da ist ein Segelboot, es steht auf dem Kopf. Und ein brennendes Wohnmobil. Sieht aus wie ein Wohnwagenanhänger …« Sie schluckte. »Es ist aber noch viel mehr verbrannt. Autos. Boote. Können wir mit Ihrem Boot weiter ranfahren?«
Merwin war sichtlich besorgt. »Ich hab’s noch nicht getan, weil ich mich davor fürchte, was ich dort aus der Nähe zu sehen bekomme.«
Sie verstand ihn nur zu gut und legte ihm tröstend die Hand auf den Arm.
Er stellte sich ans Steuerrad und sie löste die Leinen. Es war ein großes Boot, aber er manövrierte es gekonnt und brachte es bis auf wenige Meter an die Barriere heran.
Dann stellten sie sich wieder ans Fernglas.
»Sind das …?«, fragte sie ängstlich.
»Ja.« Auf der Wasseroberfläche schwammen Leichen. Sie stießen sanft gegen die Barriere.
Am Ufer bewegte sich etwas, eine einzelne Person. Sie drehte das Fernglas nach rechts und dachte, einen erwachsenen Mann zu sehen, der einen blau-weiß gestreiften Behälter trug und sich rasch vom See entfernte.
Niemand würde sie heute hier treffen.
»Sie sagten, Sie hätten so etwas wie Laserstrahlen gesehen?« Connie konnte das Beben in ihrer Stimme kaum unterdrücken.
»Ich weiß, was Sie denken, Ms Temple«, antwortete er. »Ich kenne die Aufnahmen von Ihrem Jungen und dem Licht, das aus seinen Händen schoss. Daraus sollten wir aber keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
»Nein«, stimmte sie ihm zu.
»In der Kombüse steht eine Kaffeemaschine. Ich trinke ihn gerne mit ein wenig Milch.«
Connie war froh über diesen Vorschlag und ging nach unten. Sie drehte die Maschine an und während sie darauf wartete, dass sie sich erhitzte, brach der Henkel von der Tasse in ihrer Hand ab. Daran merkte sie, wie angespannt sie war. Sie ließ zwei Tassen Kaffee aus
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