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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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»Nicht vor meiner Schwester.«
    Jack wandte den Kopf und zuckte vor Schmerz zusammen. »Eva. Guten
Morgen.«
    Als ich zur Antwort nickte, dämmerte ihm etwas. »Ich hatte heute
Nacht einen unglaublichen Traum … von Ihnen …«
    »So, so«, sagte Fergal. »Besinn dich auf deine gute Kinderstube.«
    »Nein, nichts Ungehöriges.« Einen Moment vergaß Jack seinen Kater
und schüttelte den Kopf. Wieder zuckte er vor Schmerz zusammen. »Sie konnte
sprechen.«
    »Tatsächlich? In welcher Sprache denn?«
    »Natürlich in Englisch. Sie hat mit Daniel geredet.«
    »Wie stark war der Schlag auf deinen Kopf?«, erkundigte sich Fergal.
»Oder war es eher der Rum?«
    »Es kam mir so echt vor.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Ich sehe auch kleine Männchen, wenn
ich zu viel Whiskey getrunken habe.« Er reichte Jack den feuchten Sack. Der Geruch
ließ Jack erblassen.
    »Was ist das?«, fragte er mit matter Stimme.
    »Dein Abendessen«, antwortete Fergal. »Sobald Eva und ich ihn
ausgenommen haben. Bringst du ihn bitte für mich ins Haus?«
    Jack wurde so blass, dass sich die blauen Flecken in seinem Gesicht
dunkel von seiner Haut abhoben. »Mach das selbst, du Mistkerl.
Ich lege mich wieder ins Bett.« Jack warf Fergal den Sack vor die Füße und
verschwand mit einem letzten erbosten Blick in Richtung Haus.
    Fergal grinste, als ich ihn ansah.
    »Was?«, fragte er. »Gönnen Sie mir den kleinen Spaß nicht?« Er
schwang den Sack mit dem Aal über die Schulter und folgte Jack. »Nehmen Sie die
Axt, wenn sie Ihnen nicht zu schwer ist«, bat er mich.
    Ich zog die Axt aus dem Hackstock. Für ein Werkzeug mit so kurzem
Griff war sie tatsächlich ziemlich schwer. Es dauerte eine Weile, bis ich sie
richtig gefasst hatte, und als ich mich auf den Weg über den Hof machte, waren
Jack und Fergal bereits im Haus.
    Da hörte ich einen Reiter den Hügel herunterkommen.
    Von meiner Position aus konnte ich die Straße nicht sehen, aber ich
vermutete, dass es Daniel war. Ich blieb auf dem Hof stehen und versuchte, die
Schmetterlinge in meinem Bauch unter Kontrolle zu bekommen, während ich voller
Vorfreude in seine Richtung schaute.
    Das dunkelbraune Pferd trabte mit einer gewissen Arroganz um die
Ecke, die gut zu seinem schwarz gekleideten Reiter passte. Ich wusste nicht,
wer von uns beiden überraschter war. Meine Finger schlossen sich instinktiv um
den Griff der Axt.
    Mit einem verächtlichen Lächeln lenkte er das Pferd zwischen das
Haus und mich und brachte es zum Stehen. »Mistress O’Cleary«, begrüßte mich der
Constable. »Guten Morgen.«
    Ich nickte und sah ihm in die Augen, um ihm zu zeigen, dass ich
keine Angst vor ihm hatte. Mir war klar, dass meine schauspielerischen
Fähigkeiten weit hinter denen Katrinas zurückstanden, aber offenbar gelang mir
meine Vorstellung gut, denn er reagierte mit einem leichten Heben der Augenbrauen.
    Nach einem Blick auf die Axt in meiner Hand murmelte er: »Sie wollen
mir Ihren Mut beweisen? Da sind Sie sehr schlecht beraten.« Er beugte sich über
den Sattel und sagte in vertraulichem Tonfall: »Ich an Ihrer Stelle wäre
überhaupt vorsichtig, denn es könnte mir in den Sinn kommen, Ihren Liebhaber
mit einem verlockenderen Mittel aus dem Haus zu holen als das letzte Mal.«
    Er musterte mich von oben bis unten, als ließe er seine Hände über
meinen Körper gleiten. Mir stellten sich die Nackenhaare auf.
    Da schlug die hintere Tür zu, und Fergal rief: »Eva!«
    Meine Füße schienen am Boden festgewachsen zu sein.
    »Eva!« Fergals Stimme klang dringlicher. »Komm her.«
    Ich zwang mich, den Griff der Axt fest umklammernd, aus dem Schatten
des großen Pferdes herauszutreten und langsam den Hof zu überqueren.
    Doch der Constable folgte mir.
    »Was gibt es?«, fragte Fergal ihn.
    Creed schenkte der Frage keine Beachtung. »Ihre Schwester sollte mit
der Axt vorsichtig sein«, bemerkte er. »Ich könnte sie für eine Waffe halten.«
    »Tatsächlich?«
    Als ich Fergal erreichte, streckte er die Hand nach der Axt aus, und
ich gab sie ihm erleichtert.
    »Dann nehme ich sie wohl lieber selbst«, sagte er zu Creed. »Damit
Sie keine falschen Schlüsse ziehen.«
    Das war eine offene Drohung. Ich hielt den Atem an, während die
Männer einander zornig anstarrten. Nach einer Weile wies Fergal mich an: »Eva,
geh hinein.«
    Ich zögerte, weil ich fürchtete, dass er sich mit dem Constable
anlegen würde.
    »Du siehst blass aus und solltest ins Haus gehen. Jetzt!«,
wiederholte Fergal.
    Er war selbst blass

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