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Licht über den Klippen

Licht über den Klippen

Titel: Licht über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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und Stein so gegeneinanderzuschlagen, wie
Daniel es mir gezeigt hatte, stellte mich jedoch ungeschickt an.
    »Geduld«, sagte Daniel. »Es dauert seine Zeit.«
    »Das merke ich.«
    »Bald wird es Ihnen leicht von der Hand gehen«, tröstete er mich.
Während ich mich weiter abmühte, fragte er: »Was verwenden Sie in Ihrer Zeit
zum Feuermachen?«
    »Streichhölzer.«
    »Streichhölzer?«
    »Ja, warum?«
    »Damit würde ich eine Kanone abfeuern, aber für die Verwendung im
Haus erachte ich Streichhölzer nicht als geeignet.«
    Ich sah ihn verwirrt an. »Was verstehen Sie denn unter einem
Streichholz?«
    Er beschrieb es mir ausführlich. Jetzt begriff ich.
    »Wir nennen das eine Lunte«, erklärte ich. »Ein Streichholz in
meiner Zeit ist wie …« Wie hießen nur die streichholzähnlichen Stücke eng
gewickelten Papiers, die sie zum Pfeifenanzünden verwendeten? »Ein Fidibus in
der Ihren. Wie ein kleiner Fidibus. Am einen Ende ist das Ganze in Chemikalien
getaucht, die sich entzünden, wenn man damit über eine raue Oberfläche
streicht.«
    »Ach. Fidibusse, die sich selbst entzünden«, überlegte er laut. »Und
welche Chemikalien bewirken das?«
    »Ich weiß es nicht … Aua!« Ich hatte mit dem Feuerstein meinen
Daumen getroffen und hielt kurz die Luft an, bis der Schmerz abklang. »Sehen
Sie? Ich bin ein hoffnungsloser Fall.«
    Er musterte mich eine Weile schweigend, bevor er seine Hände um die
meinen legte. Mit ruhiger Stimme versicherte er mir: »So schwierig ist es
nicht.«
    Bei seiner Berührung blieb mir wieder die Luft weg.
    »Es erfordert Geduld, ja, aber …« Er schloss die Finger fester um
die meinen und führte meine Hände für mich. »… aber alles, was im Leben etwas
wert ist, erfordert das.«
    Reiß dich zusammen, ermahnte ich mich, doch Daniels Nähe aktivierte
alle meine Sinne. Er war in der Dunkelheit so dicht an mich herangerückt, dass
unsere Schultern sich beinahe berührten, und als er weitersprach, spürte ich
seine Lippen an meinem Ohr. »Wenn Sie ihnen die nötige Zeit geben, erzeugen
Feuerstein und Stahl einen Funken. Sie können gar nicht anders.«
    Feuerstein und Stahl waren nicht das Einzige in dem Raum, das Funken
schlug. Ob Daniel merkte, welche Wirkung er auf mich hatte? Obwohl er tagsüber
hin und wieder mit mir flirtete, war er zu sehr Gentleman, um das Spiel in
meinem Schlafzimmer fortzusetzen.
    Ich wusste, dass ich eine sehr schlechte Schülerin war. Trotzdem
versuchte ich, mich auf die Aufgabe zu konzentrieren und die Reaktion meines
Körpers auf Daniels Nähe zu ignorieren. Doch es hatte keinen Sinn. Ich spürte
jeden seiner nach Rum und Pfeifentabak riechenden Atemzüge an meinem Haar, und
mir war klar, dass ich ihm, wenn ich den Kopf ein wenig drehte, nahe genug
wäre, um …
    »Es geht doch«, sagte er.
    Aus unseren miteinander verbundenen Händen ergoss sich eine Kaskade
aus Funken über die Feuerstelle und auf das Stück Stoff, wo sie in der
Dunkelheit glühten wie winzige Augen.
    Daniel ließ mich los, beugte sich vor, wölbte die Finger um den
Stoff und blies auf die Funken, die sein Gesicht rötlich erhellten. Plötzlich
nahm das Licht eine goldene Farbe an und stieg wie durch Zauberhand als Flamme
zwischen seinen Fingern auf.
    »Sehen Sie? Es ist ganz einfach«, meinte er.
    Er hielt ein Stück Holz an den Stoff, bis es Feuer fing, und legte
es vorsichtig unter ein größeres Scheit.
    Endlich fand ich meine Stimme wieder. »Und wie geht der Trick?«
    »Es gibt keinen Trick, nur Geduld.«
    Ich beobachtete ihn, wie er geübt das Feuer schürte, hier und dort
ein Scheit bewegte und schließlich einen Schritt zurücktrat, um sein Werk zu
begutachten. Obwohl wir uns nicht mehr berührten, glaubte ich, seine Hände auf
den meinen noch zu spüren, und mein Herz pochte wie wild. Ich starrte ihn an
wie ein verliebtes Schulmädchen.
    Es ist ganz einfach, hatte er gesagt, und recht gehabt. Eine
zufällige Begegnung und eine Berührung – mehr war nicht nötig, um einen Funken
zu erzeugen, der zu einer Flamme wurde …
    »Hier, versuchen Sie es selbst«, sagte Daniel, hielt mir einen
Stecken hin und machte mir Platz. »Oder haben Sie Angst, sich die Finger zu
verbrennen?«
    Ich nahm den Stecken und stocherte im Feuer herum, bis die Flammen
auf das größte Scheit übergriffen und blau daran entlangzüngelten.
    Als Daniel mir einen anerkennenden Blick zuwarf, spiegelten sich die
Flammen in seinen Augen.
    Ich hätte lächeln und wegschauen sollen, aber meine Gefühle waren

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