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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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verlor die Gewalt über ihre Kräfte. Ihr Körper fing unkontrolliert an zu zittern, ihr Amulett glühte auf und unterbrach den Strom.
    Bevor sie auf den Boden stürzen konnte, hatte Lord Otis sie bereits in seinen Armen aufgefangen.
    Donner grollte über den Himmel, der sich verdunkelt hatte, sachte prasselte der Regen auf sie nieder. Gierig saugte die Erde die Nässe auf.
    »Verdammt, Levarda! Wie kannst du nur so leichtsinnig sein!«
    Warme Flammen umhüllten sie, ihr Schutzschild brach zusammen, ließ seine Energie zu ihr durch. Das Licht in ihr, entzündet von seinem Zorn und seiner körperlichen Nähe, schoss durch ihre Adern, weckte ein tiefes, unersättliches Verlangen nach ihm. Anstatt zu antworten, zog sie sich an ihm hoch und küsste ihn gierig auf den Mund.
    Überrascht von ihrem Angriff, zögerte er kurz, bevor er sie an sich zog. Seine Lippen öffneten sich und erwiderten den Kuss in einer Art, wie sie es nicht erwartet hatte. Sanft, voller Wärme nahm er sie in Besitz. Drang mit seinem Feuer in jeden Winkel ihres Körpers, weckte mit seinen Händen, die ihren Weg unter ihr Hemd fanden, uralte Instinkte. Völlig ausgesaugt von der Anstrengung, das Wasser aus dem Himmel zu holen, spürte sie eine neue Kraft in sich. Sanft nahm sie ihn in sich auf, ließ sein Feuer durch ihre Adern fließen, verzehrte sich danach, musste ihren Hunger stillen. Ein kurzer Schmerz ließ sie innehalten, die Augen öffnen.
    Liebevoll strich er ihr Haar aus dem Gesicht, verharrte regungslos auf ihr. Er senkte seine Lippen auf ihre und ihr Verlangen erwachte erneut, viel intensiver, genährt von seiner Berührung und seiner Bewegung. Das Gefühl von Vollkommenheit und Einssein mit allem Leben raubte ihr den Atem.
     
    Feiner Sprühregen voller Wärme benetzte die Erde. Dort, wo sie sich geliebt hatten, wuchs dichtes Gras. Blumen verströmten einen betörenden Duft. Die Blätter der nahe stehenden Bäume bildeten ein schützendes Dach über ihnen.
    Otis lag nackt auf dem Rücken, Levarda hatte ihren Kopf auf seine Brust gebettet. Sein Arm hielt sie fest umfangen, die andere Hand spielte mit ihren Haaren. Die Hitze seines Feuers trocknete das wenige Wasser, das durch die Blätter zu ihnen drang.
    Levarda hatte die Augen geschlossen und fühlte dem Pulsieren ihres Körpers nach. Ein Rausch der Sinnlichkeit, frei von jeder Angst vor zerstörerischer Energie, hatte sie fortgetragen. Alles, was sie selbst nicht brauchte, ließ sie in die Erde, die Luft und das Wasser strömen.
    Leise lachend küsste Otis ihren Kopf.
    »Das wird nicht einfach werden in einem geschlossenen Raum«, wisperte er in ihr Haar.
    Levarda strich mit ihren Lippen über seine nackte Brust. »Nein, aber es ist ein fruchtbarer Segen für das Land.« Sie arbeitete sich langsam mit Küssen seinen Körper hoch. »Lass uns eine andere Stelle suchen.«
    Er hob sie in seine Arme und suchte ein ausgedörrtes Plätzchen Erde für ihre Liebe.
    Die Woche verging wie im Flug. Jeden Tag ritten sie aus. Jeden Tag zeigte ihr Otis ein Stückchen mehr von dem Land, das zu seinen Besitztümern zählte. Nach dem langen Regen sah man überall die Pächter auf ihren Feldern bei der Arbeit. Die Menschen machten einen wohlgenährten Eindruck, trugen Kleidung aus festen Stoffen, die Levarda deutlich machten, dass niemand hier in Armut lebte.
    Levarda lernte die Komplexität im Leben eines Lords und seiner Untergebenen kennen. Im Grunde ähnelte es der Gesellschaft in Mintra, wenn auch mit ein paar wesentlichen Unterschieden.
    Seinen Titel erbte der Mann hier durch Geburt, genauso wie die Pächter. Der Lord traf die Entscheidungen, trug die Verantwortung für seine Untertanen und ihren Schutz. Dafür bewirtschafteten sie sein Land, traten in seine Dienste, als Magd, Knecht oder Soldat.
    An der Art, wie die Menschen Otis entgegentraten, spürte Levarda sein Ansehen und den Respekt, der ihm entgegengebracht wurde. Sie lernte förmlich einen völlig anderen Lord Otis kennen: unbeschwert, in schlichter Kleidung, mit einem fröhlichen, ansteckenden Lachen und voller Zärtlichkeit ihr gegenüber. Es fiel ihr schwer, diesen mit dem Mann zusammenzubringen, den sie bisher kannte. Er hatte ihr etwas Wertvolles geschenkt – das Gefühl, eine Frau zu sein. Und sie versprach sich selbst, eines Tages den Mut aufzubringen, ihm ebenfalls ein Geschenk zu machen: ihm seinen Schmerz zu nehmen. Es würde dauern, bis Otis seinen Schutzschild fallen lassen konnte. Solange musste sie warten. Sie schwor sich,

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