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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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nicht sehr erfreut über Eure plötzliche Heirat, und Gregorius habe ich noch niemals so zornig erlebt wie in dem Moment, als der Bote mit Prinz Tarkans Heiratsantrag eintraf.«
    Levarda biss sich auf die Lippen. Daran hatte sie nicht mehr gedacht.
    »Hat er seinen Besuch abgesagt?«
    »Nein, zum Glück nicht. Gregorius war sehr erleichtert. Er sagt, Lord Otis hätte mit der Heirat einen Krieg heraufbeschwören können.«
    »Das ist lächerlich. Niemand beginnt einen Krieg wegen einer Frau.«
    »Euer Wort in Lethos‘ Ohren.« Müde schloss Lady Smira die Augen.
    »Was ist mit Euch? Fühlt Ihr Euch nicht wohl?«
    Sie ging zu ihr und nahm ihre Hand, schickte ihre Sinne in den vertrauten Körper. Ein winziges, schwaches Zeichen neuer Lebensenergie pulsierte dort. Levarda konnte ihr Glück kaum fassen. Sie war zum zweiten Mal schwanger – vom hohen Lord. Sie prüfte, ob sie irgendwelche Schatten in ihrem Körper wahrnahm, aber alles schien in Ordnung. Sie öffnete die Augen.
    Ihre Cousine sah sie an. »Ich bekomme ein Kind, nicht wahr?«
    Sie nickte. Diesmal von dem Mann, der es zeugen sollte.
    Lady Smira stöhnte.
    »Ihr solltet Euch freuen und nicht stöhnen«, schalt Levarda sie.
    »Wir sprechen uns, wenn Ihr schwanger seid.«
    Das brachte Levarda zum Schweigen. Sie hatte keine Ahnung, ob sie in der Lage war, ein Kind zu empfangen und auf die Welt zu bringen. Wie jedes andere Mädchen in Mintra hatte sie einen Beutel bekommen, als sie das Alter erreichte, aber ihr Meister hatte ihr erklärt, dass sie niemals einem Kind das Leben schenken könne. Die Energie der vier Elemente war viel zu stark in ihrem Körper.
    Als sie an ihr Liebesspiel mit Otis dachte, breitete sich ein Glücksgefühl in Levarda aus. Er war geschickt und stark genug gewesen, mit der Gefahr umzugehen, die von ihr ausging, wenn sie die Kontrolle verlor. Eine dunkle Wolke schob sich vor das Gefühl. Ein beginnendes Leben würde dieses Geschick nicht besitzen.
    Mit trübsinnigen Gedanken ging sie zu ihrem Turmzimmer und setzte sich auf das Fenstersims. Eine Woche lang hatten sie sich geliebt, ohne auf die Idee zu kommen, den Beutel zu nutzen. Weshalb auch, sie waren verheiratet, Mann und Frau. Aber Otis hatte zwischendurch einige Blessuren in Kauf nehmen müssen, die sie zum Glück heilen konnte. Ein anderer Mann ohne seine Kraft und seine Fähigkeiten hätte die Liebe mit ihr kaum überlebt.
    Um wie viel verletzlicher wäre ein kleines Wesen in ihrem Innern, so dicht an der Stelle, wo ihre Energie am stärksten pulsierte. Sie schloss die Augen und erforschte ihren Körper, konnte keine Veränderung feststellen und atmete auf. In Zukunft mussten sie vorsichtiger sein.
     
    Levarda besuchte Lady Eluis. Erschrocken über die Zerbrechlichkeit ihrer Freundin nach der einen Woche ihrer Abwesenheit, nahm sie ihre Hand. Deutlich konnte sie fühlen, dass der Frau in diesem Leben nicht mehr viel Zeit blieb, und verbrachte den Tag an ihrer Seite.
    Abends kehrte sie in ihren Turm zurück, und Adrijana half ihr beim Zubettgehen. Die Wiege stand an ihrem Platz im Zimmer. Die Amme brachte Agilus vorbei, nachdem er gegessen hatte, und Levarda nahm ihn mit in ihr Bett.
    Der Gedanke, heute Nacht allein zu schlafen, fühlte sich unerträglich an. Sie spielte ein Fingerspiel mit dem Säugling, der leise brabbelnd versuchte, ihre Bewegungen zu imitieren. Sie bemerkte Otis erst, als er ihr einen Kuss aufs Haar drückte, sie weiter in das Bett schob, damit er sich zu ihr legen konnte.
    »Du willst ihn aber jetzt nicht die Nacht über hier behalten, oder?«
    Sie ließ sich gegen seine Brust sinken. »Bleibst du bei mir?«
    Er küsste ihre Augenlider. »Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, ich würde dich allein schlafen lassen?«
    Statt einer Antwort umschlang sie ihn und kuschelte sich an ihn. Augenblicklich begann Agilus zu weinen. Sie ließ Otis los und nahm das Kind in ihren Arm.
    Otis seufzte. »Ich wusste, dass ich dich teilen muss, sobald wir in der Festung sind, aber gib mir wenigstens das Gefühl, dass ich dir genauso wichtig bin wie dieser kleine Mann.«
    Er stand auf und nahm ihr Agilus geschickt ab.
    »Pass mal auf, kleiner Lord, das ist meine Frau, und wenn du groß bist, kannst du dir eine eigene suchen. Du bist hier geduldet, aber dein Bett ist genau – da.«
    Er hatte die Wiege erreicht und legte ihn hinein. Agilus begann zu protestieren. Sein Vater sah ihn streng an.
    »Wage es nicht, zu widersprechen, sonst bist du schneller raus aus dem Zimmer, als du

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