Licht und Dunkelheit
Armen, nachdem ihn die Amme gefüttert hatte. Gemeinsam warteten sie auf den hohen Lord und seine Garde.
Diesmal fühlte sich Lady Smira mit ihrer Schwangerschaft blendend und brauchte nicht ständig erbrechen. Dennoch hatte ihr Levarda einen Trank gemixt, der die werdende Mutter stärkte. Sie hatte sicherheitshalber selbst davon einen Becher genommen. Seit Agilus in ihren Armen lag, fühlte sie sich gelassener. Sie sah ihre Aufgabe darin, ihn vor jeder Gefahr mit ihrem Leben zu schützen.
»Ich beneide Euch«, sagte Lady Smira.
»Dann nehmt Agilus, ich werde dafür sorgen, dass er still bleibt.«
Ihre Cousine schüttelte den Kopf. »Ich meine nicht Agilus. Ich spreche von Eurem Gemahl. Ich wünschte, Gregorius hegte solche Gefühle für mich.«
Innerlich stöhnte Levarda auf. Sah denn niemand, worum es ihrem Mann wahrhaftig ging?
»Ihr solltet nicht jammern«, erwiderte sie stattdessen, «er behandelt Euch gut, liest Euch jeden Wunsch von den Augen ab und teilt das Bett mit keiner Bettzofe.«
»Ja, darüber möchte ich mich auch nicht beklagen. Es ist angenehm, das Bett mit ihm zu teilen. Aber er wäre nie eifersüchtig, wenn ich mit einem anderen Mann tanze.«
Levarda reichte es langsam, dass jeder von Lord Otis sprach, als bete er den Boden an, auf dem sie wandelte, denn das war nicht der Fall.
»Oh ja, ich vergaß. Er sperrt mich in mein Turmzimmer ein, überlegt, mich anketten zu lassen, verdoppelt die Wachen, weil er so besorgt um mich ist.«
Lady Smira lachte auf. »Das habt Ihr Euch selbst zuzuschreiben. Würdet Ihr Euch wie eine Lady benehmen, käme es dazu nicht.«
Sie sah Levarda an, die schwieg. »Obwohl – vermutlich ist es das, was ihn an Euch reizt: Eure Unabhängigkeit.«
Bevor sie etwas erwidern konnte, öffnete sich die Tür zu einem Gang, der den Mittelteil der Festung mit den Gemächern von Lady Smira verband.
Der hohe Lord schaute von seiner anmutigen Frau zu seinem Sohn und zuletzt auf Levarda. Seine Augen weiteten sich.
»Lady Levarda?«
Verunsichert sah sie ihn an. Erkannte er sie nicht?
»Verzeiht, Ihr seht so verändert aus. Es freut mich, dass Ihr heute auf Euer Äußeres solchen Wert gelegt habt. Die Frisur und das Kleid stehen Euch ausgezeichnet.«
Galant verbeugte er sich vor ihr und trieb damit Levarda die Röte ins Gesicht.
Sie spürte den Blick von Otis auf sich, hob den Kopf und funkelte ihn an. Sie war nicht gewillt, ihm zu vergeben, weder das, was er getan, noch das, was er in Erwägung gezogen hatte.
In seinen Augen blitzte es auf und für einen kurzen Moment huschte ein anzügliches Grinsen über sein Gesicht.
Levardas Herz begann heftig zu klopfen. Es ärgerte sie, dass er es mit einem Blick schaffte, ihr Verlangen nach ihm zu wecken. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Thronfolger, prüfte sorgfältig die dichte Struktur ihres Schutzschildes.
Während Otis mit Egris den hohen Lord und Lady Smira begleitete, stellten sich Sendad und Lemar an Levardas Seite. Vor ihnen gingen Timbor und Eremis, und ganz vorne an der Spitze, noch vor dem hohen Lord und seiner Gemahlin, Oriander und Wilbor.
Levarda fühlte sich geborgen inmitten der Männer. Sie betraten den Festsaal von der Rückseite aus auf dem erhöhten Teil, nachdem der Zeremonienmeister den hohen Lord, seine Gemahlin und den Thronfolger lautstark angekündigt hatte.
Prinz Tarkan befand sich mit seinen Wachen auf der Plattform. Er verbeugte sich vor dem hohen Lord, nahm mit einem charmanten Lächeln Lady Smiras Hand und führte sie an seine Lippen, wobei er ihr tief in die Augen sah.
Ein zufriedenes Lächeln huschte über Levardas Gesicht. Sie hatte recht behalten, es gab keinen Grund für ihren Mann, eifersüchtig zu sein. Immerhin konnte er sehen, wie Prinz Tarkan seinen Charme auch bei Lady Smira versprühte.
»Darf ich Euch meinen Sohn vorstellen, Prinz Tarkan?«
Die Art und Weise, wie Smira seinen Namen gurrte, zeigte Levarda, dass sie es darauf abgesehen hatte, ihren Mann eifersüchtig zu machen. Sie trat mit Agilus hinter ihrer Cousine hervor.
Das Lächeln des Prinzen vertiefte sich.
Sie ignorierte es, aber als sich ihre Blicke trafen, senkte sie rasch die Augen angesichts seiner deutlich erkennbaren Begierde. Seine Energie umhüllte sie, doch im Gegensatz zu der von Otis, bei der sie sich warm und sicher fühlte, löste Prinz Tarkans Energie ein Unbehagen in ihr aus, das sich direkt auf ihren Kristall übertrug. Augenblicklich brannte dessen Hitze auf ihrer Haut. Sie bemerkte die
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