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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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führte sie galant an seine Lippen, »allerdings ist das Boot klein. Wir sind voll beladen mit Ware für Tinau und Ihr versteht, dass dies keine reine Vergnügungsreise ist, obwohl die Anwesenheit von Lady Levarda sie kurzweilig gestalten wird. Ihr bringt mich also ein wenig in Verlegenheit.«
    Auf Otis‘ Stirn drohte die Falte zu entstehen. Sein Blick wanderte über Lord Eduardos Besatzung. Er focht deutlich einen inneren Kampf aus und seine Unruhe übertrug sich auf Levarda.
    »Otis, wenn es dir nicht recht ist, komme ich mit dir zurück.« Sie bemühte sich, ihre Enttäuschung zu verbergen.
    Sein Gesicht hellte sich auf. »Nein, auf keinen Fall sollst du auf den Tag verzichten. Ein wenig Abwechslung tut dir gut. Lord Eduardo, ich vertraue sie Eurer Obhut an.«
    Er zog Levarda in seine Arme, küsste sie auf den Mund, bevor sie sich abwenden konnte. Seine öffentliche Zärtlichkeit war ihr peinlich, zumal so etwas als unschicklich galt, doch das störte Otis nicht. Er sprach ihr leise ins Ohr: »Genieße deinen Tag in Freiheit und spare dir deinen Dank für heute Abend auf.«
    Levardas Wangen färbten sich tiefrot. Lächelnd strich er mit seinem Finger über die Hitze.
    »Wann kann ich Euch zurückerwarten, Lord Eduardo?«
    »Ich denke, es wird das Beste sein, ich bringe Eure Frau nach Hause. Lasst die Kutsche in meine Lagerhalle schaffen. Ihr könnt am frühen Abend mit uns rechnen.«
    »Ich erwarte meine Gattin wohlbehalten zurück, Lord Eduardo, Euch ist hoffentlich klar, dass Ihr dafür mit Eurem Leben haftet.«
    Mit einem schelmischen Lachen versuchte ihr Gemahl, den Worten die Schärfe zu nehmen.
    »Keine Sorge, Lord Otis. Eure Frau wird in den besten Händen sein.«
    Otis ließ beim Gehen Levardas Hände aus seinen gleiten. Er ging über die Planke ans Ufer zurück. Das Schiff erwachte zum Leben. Die Seeleute zogen die Planken ein.
    Levarda suchte sich einen Platz, an dem sie den Männern nicht im Weg stand. Gebannt verfolgte sie die Arbeiten der Leute, die in einem eingespielten Rhythmus ohne viele Worte das Schiff in Fahrt brachten. Ihre erste Reise auf einem Boot.
    Sie winkte Otis zu, und gegen ihre Gewohnheit küsste sie ihre Hand und pustete den Kuss zu Otis hinüber.
    Er machte eine Handbewegung, als finge er ihren Kuss auf, und führte ihn an seine Lippen.
    Sie wusste nicht, weshalb ihr Tränen in die Augen stiegen. Einfach ein lächerliches Gefühl, schließlich verbrachten sie in der Festung den Tag auch nicht zusammen.
    Am Abend zuvor hatte er seine Hand auf ihren Unterleib gelegt und ihr ins Ohr gehaucht: »Ich wünsche mir eine kleine Levarda von dir. So ein süßes, freches Mädchen, das immer dreckig ist und mit zerrissenen Kleidern vor dir steht, um zu erklären, dass ein blöder Ast einfach alles kaputtgemacht hat.«
    Sie hatte gelacht. »Das hast du gesehen?«
    »Du warst schon damals ein Wildfang.«
    »Was ist, wenn ich kein Kind bekommen kann?«
    »Hast du Angst, deine Kraft könnte es töten?«
    Sie fand es erschreckend, mit welcher Klarheit er ihre unausgesprochene Befürchtung verstand und nickte.
    »Ich habe darüber nachgedacht, und dann kam mir der Gedanke, wenn du alle Energie des Lebens in dir vereinst, warum nicht auch die Energie eines neuen Lebens? Und wieso sollte sie dem Ungeborenen schaden? Außerdem denke ich, dass meine Lebensenergie stark genug ist. – Levarda, ich liebe dich, egal ob wir Kinder bekommen oder nicht, aber versprich mir, dass du geschehen lässt, was immer geschieht, mehr verlange ich nicht von dir.«
    Sie beide kannten die Geschichte von Larisan. Doch sie hatte keine Angst davor, wegen eines Kindes ihre Freiheit einzubüßen. Im Gegenteil, sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als ihre gemeinsame Liebe in einem eigenen Kind wachsen zu sehen.
    Statt einer Antwort hatte sie ihn geliebt.
     
    Lord Eduardo hatte auf der Fahrt bis nach Tinau hinunter alle Hände voll zu tun.
    Drei Stunden später legten sie in einem Hafen an, halb so groß wie der, von dem sie abgelegt hatten. Die Stadt lag angeschmiegt an einen Berg, auf dessen Plateau Levarda ein hohes Gebäude entdeckte. Auf seiner Kuppel brachte die Sonne eine aus Gold geschmiedete Sonne zum Funkeln. Dort hinauf wollten sie gemeinsam wandern, sobald Lord Eduardo seine Handelsgeschäfte abgewickelt hatte. Lord Eduardo bat sie, solange unter Deck zu bleiben.
    Levarda trug zum Glück heute ihre Reisekleidung samt Beinkleidern und Stiefeln. Otis hatte darüber lächelnd den Kopf geschüttelt, doch sie

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