Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
Vom Netzwerk:
antwortete er schlicht. Die einsilbige Antwort berührte Levarda, denn sie zeigte ihr, wie ehrlich er zu ihr sprach. Er musste gemerkt haben, was bei der Heilung vor sich gegangen war – wie sie ihre beiden Energien miteinander verbunden hatte. Sollte sie ihn in einen Teil ihrer Geheimnisse einweihen? Vielleicht könnte sie die übrigen so vor seinem Zugriff schützen.
    »Was habt Ihr gespürt, als Ihr mir zuvor Eure Hände auf die Schultern legtet?«
    Mit einem Wink schickte er seine Männer hinaus, bevor er sich in gebührendem Abstand zu ihr setzte. »Für jeden Einzelnen von ihnen lege ich meine Hand ins Feuer«, sagte er eindringlich, »dennoch solltet Ihr in ihrer Gegenwart über solche Dinge nicht reden.«
    Levarda nickte, schloss die Augen und wandte sich ihrer Aufgabe zu. Seine Vorsicht in dieser Angelegenheit beruhigte sie. Andererseits zeigte es ihr, dass sie sein Wissen unterschätzt hatte. Er ahnte mehr über die Energie der Elemente, als es ihrer Sache dienlich war.
    »Es fühlte sich an, als würde ich eintauchen in einen See, mit dem Unterschied, dass ich atmen konnte«, hörte sie seine leise Stimme. »Erst war mir warm, dann wurde es kälter und kälter.«
    Also konnte er fühlen, wie sie seine Kräfte von ihm abzog. Eine wichtige Erkenntnis.
    »Ich sah einen alten Mann und ein Mädchen«, fuhr er fort, zögerte einen Moment. »Sie sprachen von Energien, die überall in jedem noch so kleinen Wesen verborgen sind.«
    Levarda öffnete erstaunt die Augen, blickte über Sendad hinweg in eine andere Zeit. Dieses Gespräch war ihr bei der Heilung durch den Kopf gegangen. In dessen Verlauf hatte ihr Meister ihr erklärt, wie sie Energie durch Nahrung aufnahm, wie sie diese von besonderen Orten abzog, und dass Energie auch von Mensch zu Mensch übertragen werden konnte. Aber wieso hatte er ihre Gedanken sehen und hören können, ohne dass sie es ihm erlaubte?
    »Sie sprachen darüber, dass es Menschen gibt, die Energien sammeln und sie bei Bedarf abgeben können. Wie ein Gefäß, in das ich Wasser fülle, um es über den Tag zu trinken.«
    Levarda hatte sich ihm zugewandt und betrachtete ihn nachdenklich.
    »Ich gehöre zu diesen Menschen, richtig? Nur dass ich das Abgeben nicht kontrollieren kann.«
    Sie runzelte die Stirn. Er hatte viel mehr verstanden, als ihr lieb war.
    »Es hat Euch Kraft gekostet, meine Energie kontrolliert an Sendad zu geben. Was muss ich tun, damit Ihr sie leichter nutzen könnt?«
    »Gebt mir Euren Umhang.«
    Sie rollte das Kleidungsstück zusammen und schob es unter Sendads Kopf. Sein Vergleich mit dem Gefäß hatte sie auf eine Idee gebracht. Wenn sie sich darauf konzentrierte, Energie von einem Ort zu sammeln, der über besondere Reserven verfügte, könnte sie das die nächsten Stunden bei Kräften halten. Sie wollte nur nicht riskieren, dass er tiefer in sie hineinsah. Sie wusste nicht, weshalb das passierte. Die Erinnerung, wie sie damals bei seiner ersten ungeschützten Berührung das Bewusstsein verloren hatte, mahnte sie zur Vorsicht mit ihm. Ihre Hände waren am geschicktesten bei der Arbeit mit Energien. Mit ihrer Hilfe gab und empfing sie üblicherweise Energie. Im Moment gab es um seine Aura keine abstrahlende Kraft. Es mochte an der Narbe liegen und an seinem Hass, der darin brannte, dass er so heftig reagierte, wenn er in Wut geriet. Sie hob ihre Hand, hielt inne. »Darf ich Euch berühren?«
    Er nickte stumm und schloss die Augen.
    Sie umgab ihre Finger mit den Energien des Wassers und der Erde. Sachte, nur mit den Fingerspitzen, glitt sie der Spur nach, die das Schwert des Mörders seiner Mutter durch sein Gesicht gezogen hatte. Sie zweifelte nicht, dass die Frau in seiner Vision seine Mutter war, das hatte sie an seinen Gefühlen erkannt.
    Es knisterte – mehr nicht. Keine Bilder, die durch ihren Kopf schossen, keine heftigen Entladungen. Er atmete gleichmäßig ein und aus. Ihre Hände umfassten sein Gesicht, die Mittelfinger ruhten an seinen Schläfen. Diesmal gab sie ihm eine Vision von einem Ort ihrer Kraft – dem See Luna.
    Sein Atem gewann an Tiefe.
    Ihre Hände wanderten hinunter, glitten an seinem Hals entlang, überquerten seine Brust, bis unter die Rippen und über den Bereich seines Nabels. Hier befand sich der Ort aller Kraft und Energie eines Menschen. Sie verharrte so, streckte ihre Sinne aus und entdeckte das blaue Leuchten. Dieses Bild schickte sie ihm. »Könnt Ihr das sehen?«
    Er schluckte hörbar, räusperte sich. »Ja.«
    »Gut. Stellt Euch

Weitere Kostenlose Bücher