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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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»Nein, Mylord«, entgegnete sie würdig, »ich habe, was ich brauche.«
    »Tinad wird Euch zu Lemar begleiten und ihn unterrichten.« Ein kurzer Wink zu dem Reiter, der sie geholt hatte, und Levarda war auf dem Weg zu Lemar.
     
    Sie ritten bereits zwei Stunden, Levarda mit Lemar an der Spitze, aber sie folgten nicht dem direkten Weg, sondern bahnten sich einen eigenen durch die Wälder. Die meiste Zeit überließ sie Sita die Aufgabe, sich einen trittfesten Pfad zu suchen, während sie ihre Sinne in die Umgebung hinausstreckte.
    Die Männer verhielten sich still und ließen sie in Ruhe. Selbst der wortgewandte Lemar gab keinen Ton von sich.
    »Da sind sie«, flüsterte Levarda so leise wie möglich. Die Verfolger waren am Rande ihrer Wahrnehmung aufgetaucht.
    Lemar parierte sein Pferd durch. »Wo?«
    Sie schloss die Augen, holte sich das Bild in ihren Kopf.
    »An dem schmalen Durchlass bei den Felsen, wo wir die Pferde am Morgen getränkt haben.«
    Er schnaubte spöttisch. »Das ist noch zwölf Decads entfernt. Wie wollt Ihr das wissen?«
    Levarda sah Lemar scharf an. Er wand sich unter ihrem Blick, gleichzeitig sah sie seinen Widerstand. Er würde nicht einfach zurückreiten. »Ihr habt einen Befehl, Lemar. Wir sollen zum Tross umkehren und unsere Leute warnen.«
    »Wie viele sind es?«
    »Etwa vierzehn«, erwiderte sie gereizt.
    »Ihr könnt das nicht wissen!«, beharrte er.
    »Vertraut Ihr Lord Otis nicht?«
    »Doch, aber nicht Euch. Wir reiten weiter.«
    Levarda biss die Zähne zusammen, unschlüssig. Der Befehlshaber hatte ihr seine Männer anvertraut, sie konnte sie nicht im Stich lassen. Leise fluchend folgte sie ihnen.
    »Ihr werdet Euch vor Lord Otis verantworten müssen«, fauchte sie Lemar an.
    Er warf ihr einen spöttischen Blick zu. »Bei solchen Unternehmungen haben Frauen nichts zu suchen. Ihr mögt geschickt im Umgang mit dem Bogen sein, aber das macht Euch noch lange nicht zu einem Krieger.«
    »Ich habe nicht behauptet, ein Krieger zu sein.« Levardas Gefühle schwankten zwischen Zorn und purer Angst, so fernab vom Tross.
    Lautlos bahnten sie sich ihren Weg durch das Gehölz. Levarda blieb nichts anderes übrig, als die Angreifer weiter mit ihren Sinnen zu beobachten. Sie trieb Sita neben das Pferd von Lemar und er ließ sie gewähren.
    Mit der Hand deutete er den Männern an, ihnen leise zu folgen. Zumindest schlug er das, was sie gesagt hatte, nicht vollständig in den Wind, aber sein Verhalten hatte ihre Konzentration gestört. Als ihre Sinne die Reiter wieder aufspürten, trabten sie und hatten die Richtung gewechselt. Statt auf dem Weg ritten sie direkt im Wald auf sie zu.
    Impulsiv griff Levarda Lemar in die Zügel, der sich ihr darauf erbost zuwandte. Ihr Gesichtsausdruck jedoch und der Finger auf ihrem Mund ließen ihn schweigen. Die Männer hielten ebenfalls, und jetzt konnten alle die näherkommenden Verfolger hören.
    »Sie reiten zusammen in einem ungeordneten Haufen«, flüsterte Levarda.
    Lemar nickte und machte seinen Männern ein Zeichen, woraufhin sie ausschwärmten. Ihr Angriff traf die Verfolger völlig überraschend. Trotzdem kam es zu einem heftigen, blutigen Kampf.
    Levarda blieb mit Sita, die unruhig tänzelte, hinter den Linien. Weil sich das Pferd nicht beruhigte, stieg sie ab, streichelte der Stute die Nüstern und flüsterte ihr beruhigende Worte zu. Wenn sie ehrlich war, flüsterte sie sich damit selber Mut zu.
    Der Kampflärm, die Schreie und der dumpfe Aufprall der gefallenen Krieger auf dem Waldboden hallten überlaut in ihren Ohren. Tod legte sich über die Bäume und nahm ihr das Licht und die Luft. Da brach vor ihr einer der Soldaten der Garde rückwärts kämpfend durchs Gestrüpp. Einer der Verfolger – einen Kopf größer und von kräftiger Statur – schlug mit dem Schwert auf ihn ein. Trotz geschickt parierter Hiebe war es offensichtlich, dass dem Soldaten die Kraft schwand. Ein Hieb traf sein Schwert nah am Griff und es flog aus seiner Hand direkt vor Levardas Füße.
    Entsetzen lähmte sie. Aus dem Augenwinkel sah sie Lemar und zwei weitere Männer der Garde, die dem Räuber hinterherstürmten, um ihrem bedrängten Kameraden zu helfen. Aber sie waren noch zu weit entfernt.
    Sie sah das böswillige Funkeln in den Augen des Schurken, als dieser mit einem Lächeln entschied, dass die Frau ihm nicht gefährlich werden konnte. Der Soldat, jetzt waffenlos, ergab sich seinem Schicksal.
    Das alles erfasste Levarda im Bruchteil einer Sekunde und reagierte

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