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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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instinktiv. Sie griff sich das Schwert, das leichter in ihrer Hand lag, als sie erwartet hatte. Beherzt schwang sie es durch die Luft, wie sie es beim Training der Männer auf der Burg gesehen hatte. Wäre der Räuber auf ihren Angriff vorbereitet gewesen – sie hätte keine Chance gehabt. Aber so durchschnitt die Klinge seine Brust, bevor er an Deckung auch nur denken konnte, glitt zwischen seinen Rippen hindurch direkt in sein Herz. Wenn sie töten musste, dann wenigstens, ohne Qual zu bereiten,
    Mit erstaunt aufgerissenen Augen fiel der Angreifer tot zu Boden.
    Stille breitete sich aus, der Kampf schien beendet. Keiner der insgesamt vierzehn Verfolger hatte überlebt.
    Zögernd näherte sich Lemar dem Angreifer auf dem Boden, drehte den Mann um, hielt sein Schwert bereit für einen tödlichen Stich. Er starrte auf den Toten, zog dann das Schwert aus dessen Leib und hielt es dem Soldaten hin, der es verloren hatte.
    »Lasst Euch nie wieder die Waffe aus der Hand schlagen«, presste er mit einem drohenden Unterton hervor, warf einen Blick auf Levarda, die zitternd neben Sita stand. Sein Mund verzog sich leicht, und er nickte ihr zu.
    »Sammelt die Pferde ein, wir reiten zurück«, klang seine Stimme laut durch den Wald. Er wandte sich zu ihr: »Es sei denn, Levarda, Ihr hättet Einwände?«
    Sie schüttelte stumm den Kopf und schwang sich auf ihre Stute. Den Umstand, dass er die Anrede ‚Lady‘ weggelassen hatte, nahm sie nur am Rande wahr.
    Zurück wählten sie den normalen Weg. Lemar schlug ein scharfes Tempo an. Ab und an warf er ein Blick auf Levarda, die neben ihm ritt. Sie blickte konzentriert nach vorne. Das Bild des Mannes mit seinen erstaunt aufgerissenen Augen verdrängte sie in die hinterste Ecke ihres Kopfes. Das Reiten erforderte den Einsatz ihrer letzten Kraftreserven, und darüber war sie sogar froh.
    Lemar verlangsamte das Tempo, ließ seinen Wallach in den Schritt fallen und hielt schließlich an.
    »Die Pferde brauchen eine Pause, lasst sie grasen und saufen!«
    Levarda ging mit Sita direkt zum Bach. Sie nahm ein Tuch aus der Satteltasche. Während Sita trank, kühlte sie die Beine ihrer Stute, wischte ihr den Schweiß von Brust und Flanken. Sie prüfte den Sitz ihres Sattelzeugs, lockerte ein wenig den Gurt.
    »Zieht den Gurt wieder an«, knurrte Lemar, »ein Krieger muss immer parat sein, habt Ihr nichts gelernt aus dem heutigen Tag?«
    Sie wandte sich mit funkelnden Augen zu ihm um, doch er tadelte bereits den Nächsten, der seinem Pferd das Gebiss herausgenommen hatte.
    Ihr Ärger verflog, als ihr bewusst wurde, dass er sie nicht mehr wie irgendeine Frau behandelte, sondern wie einen seiner Leute. Als sie mit Sita auf die Wiese ging, hätte sie sich liebend gern dort ausgestreckt. Sie brauchte keinen Gedanken daran zu verschwenden, dass ihr Pferd davonlief, denn sie konnte die Energien zwischen sich und Sita miteinander verbinden.
    Die Männer dagegen teilten sich in Gruppen auf. Während ein Mann die Pferde nahm und sie grasen ließ, setzte oder legte sich der andere hin.
    Levarda kraulte Sitas Mähnenkamm, lehnte sich an deren Schulter, um wenigstens ein bisschen auszuruhen. So bemerkte sie den Soldaten erst, als er sie ansprach: »Wenn Ihr Euch ausruhen möchtet, übernehme ich Eure Stute.«
    Es war der junge Mann, dem sie das Leben gerettet hatte.
    »Das Angebot ist verlockend«, Levarda schenkte ihm ein Lächeln, »und ich nehme es dankbar an.« Sie übergab ihm die Zügel, setzte sich etwas abseits an einen Baum.
    Es war ein alter Baum, dem viel Energie innewohnte. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich auf die Aura der Pflanze. Langsam und sanft spürte sie die Ruhe in sich einkehren. Das Sonnenlicht, von den Blättern aufgefangen, pulsierte gleichmäßig. Nach einigen Minuten öffnete sie die Augenlider. Sie fühlte sich gestärkt, als hätte sie mehrere Stunden geschlafen, ließ den Blick über Männer und Pferde gleiten.
    Der junge Soldat zuckte zusammen, als Sita ein wenig an den Zügeln zog. Levarda stand auf und ging zu ihm hinüber.
    Überrascht hob er den Kopf: »Seid Ihr bereits ausgeruht?«
    »Wie heißt Ihr?«
    »Gerolim, Mylady.«
    »Ich sehe, dass Eure Hand Euch Beschwerden bereitet. Würdet Ihr sie mir zeigen?« Sie hielt ihre rechte Hand vor ihn hin.
    Schüchtern legte er zögernd seine verletzte Hand in ihre, nachdem er die Zügel beider Pferde in seine linke genommen hatte.
    Als Sita die Situation ausnutzen und mit angelegten Ohren das Pferd neben sich beißen

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