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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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nur drei Schritte vor ihr, drehte ihr halb den Rücken zu und erschien ihr dabei weiter entfernt als die Sterne am Himmel. Dennoch spürte sie dieses Licht, das eine so intensive Wärme abstrahlte, dass sie glaubte, es müsse von außen sichtbar sein. Doch niemand schien es zu bemerken. Fasziniert nahm sie wahr, was da in ihrem Innersten geschah.
    Erst, als Lord Otis durch die Eingangstür verschwand, als sich die Intensität des Lichts verringerte und Rika sie mit vorwurfsvollem Blick musterte, merkte Levarda, dass sie geträumt hatte.
    Hastig folgte sie den übrigen Frauen. Als sie am oberen Treppenabsatz mit Lady Smira und den Dienerinnen nach rechts abbog, blieb Rika stehen und blockierte ihr den Weg. Adrijana hatte indes die andere Richtung eingeschlagen.
    »Ihr, Mylady«, abschätzend spuckte sie die Anrede aus, »schlaft nicht auf dieser Seite der Burg. Die Räumlichkeiten hier sind begrenzt und wir wussten nicht, dass noch eine zweite Lady bei uns ihr Quartier bezieht.« Sie sah Levarda unverfroren ins Gesicht.
    Levarda mahnte sich, einen höflichen Ton zu wahren, obwohl sich die Magd ihr gegenüber eindeutig zu viel herausnahm.
    »Wirklich? Hatten denn die anderen Gemahlinnen auf der Durchreise keine begleitende Lady bei sich? Das erschiene mir – unwahrscheinlich.«
    »Eine Gesellschafterin – ja, eine Lady – nein. Niemand riskiert das Leben einer weiteren Adeligen.« Der letzte Satz hatte den Geschmack eines offenen Affronts.
    Levarda wog einen Moment ab, ob es lohnte, mit einer Bediensteten zu argumentieren, die – Benehmen hin oder her – doch nur die Anweisungen ihres Herrn ausführte.
    »Meine Ansprüche sind nicht hoch«, sagte sie daher äußerlich gleichmütig, »es macht mir nichts, wenn ich nur einen kleinen Raum zur Verfügung habe.«
    Spitz erwiderte die Magd: »Mein Herr sagt, dass Ihr andere Räume beziehen sollt, und danach richten wir uns. Wenn Euch das nicht behagt, steht es Euch frei, das mit ihm zu besprechen.« Mit diesen Worten wandte sich Rika brüsk ab, schenkte Lady Smira ein freundliches Lächeln. »Folgt mir bitte, Mylady.«
    Unsicher, ob sie das unverschämte Verhalten der Magd rügen sollte oder nicht, sah ihre Cousine kurz zu Levarda hinüber, während Rika vorausging.
    »Ich denke, wir können das später mit Lord Otis klären, derweil sollten wir uns fügen«, flüsterte Levarda ihr zu und bedeutete ihr mit einem Kopfnicken, Rika zu folgen.
    Eine eigene Dienerin hatte Levarda noch nie benötigt, doch vermutlich stand das genauso wenig zur Diskussion wie die Raumverteilung.
    Adrijana war stehengeblieben und hatte den Wortwechsel stumm verfolgt. Nun drehte sie sich mit einem vielsagenden Lächeln in die andere Richtung.
    Levarda folgte ihr.
     
    Die Burg gefiel Levarda. Sie war völlig anders als die pompöse Burg Hodlukay. In den Gängen wurde eine schlichte Eleganz gewahrt. Es gab Bilder an den Wänden, aber nur vereinzelt, sodass jedes für sich den Betrachter zum Verweilen einlud. Manche von ihnen bildeten Menschen ab, andere wiederum Landschaften. Alles war in hellen Farben gehalten, wirkte freundlich. Licht strömte durch vielerlei Fenster, die kein Vorhang bedeckte. Der Fußboden aus hellbraunem Holz glänzte matt im Sonnenlicht.
    Immer wieder blieb Levarda stehen, weil sie die Lebendigkeit der Bilder gefangennahm. Geduldig wartete die Magd jedes Mal, bis sie mit ihren Betrachtungen fertig war.
    Endlich erreichten sie eine Tür, und ein Lächeln zauberte einen weichen Zug auf das entstellte Gesicht der Dienstmagd und ließ die frühere Schönheit darin hervorschimmern. Levarda konnte nicht anders, als zurückzulächeln. Dieses Mädchen rührte sie.
    Adrijana öffnete die Tür und forderte Levarda mit einem Wink auf, vor ihr einzutreten.
    Beim Betreten des Raums wurde ihr schlagartig klar, in wessen Räumlichkeiten sie sich befand.
    »Das ist ein Missverständnis.«
    Doch Adrijana schüttelte nur mit verschmitztem Blick den Kopf. »Nein, die Anweisungen des Herrn waren eindeutig, und glaubt mir, Rika hätte jeden Spielraum seiner Worte genutzt.« Kichernd zog sie Levarda in die Gemächer und schloss die Tür. »Verzeiht mir mein ungebührliches Benehmen, Mylady, aber ich habe so etwas bisher auch noch nicht erlebt. Ihr seid die erste Frau, die er hier einquartieren lässt.«
    Levarda versteifte sich. Allein sein Geruch, der in diesem Zimmer hing, verursachte ihr einen Schauer.
    »Ich denke, dass du es nicht erleben wirst. Es ist mir egal, welche Anweisung er gegeben

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