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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Blödsinn ausgedacht hatte. Die Gesamtlänge und die Ärmellänge passten, der Brustumfang und die Taille waren zu weit, aber das störte Levarda nicht.
    »Hmm«, machte Adrijana mit schiefgelegtem Kopf, »das lässt sich leicht beheben. Erstaunlich, dass Euch die Sachen beinahe passen. – Der Herr hat ein gutes Augenmaß!«
    Levarda hatte nachgedacht, ob sie es alleine schaffen würde, das Kleid auszuziehen, und hatte nicht hingehört.
    »Was?«, merkte sie jetzt auf, »worin hat er ein gutes Augenmaß?«
    »Was Euren Körperbau betrifft«, sagte Adrijana unschuldig und faltete das Gewand im Rücken, um eine Nadel hineinzustecken.
    Levarda erstarrte bei dem Gedanken, woher er ihre Maße hatte.
    »Macht Euch nicht so steif, Ihr wollt doch, dass Euer zukünftiger Gemahl etwas zum Sehen hat.«
    »Was?!« Das war zu viel. Levarda riss sich von der Magd los. »Du brauchst das Kleid nicht zu ändern, es ist in Ordnung so!«
    »Nein«, widersprach diese ungerührt, »auf keinen Fall bleiben die Kleider so. Der Herr würde mir das nie durchgehen lassen.«
    »Unfug! Dem Herrn ist es völlig egal, wie ich herumlaufe.«
    Levarda tat ihre Heftigkeit sofort leid und sie fügte versöhnlich hinzu: »Wie auch immer – er verschwendet keinen Blick an mich.«
    »Das sah gestern Abend aber anders aus«, erwiderte die Magd vielsagend.
    Levarda fuhr herum. »Wie meinst du das?«
    Adrijana zuckte mit den Achseln und antwortete nicht auf die brüsk vorgebrachte Frage. »Verzeiht, Mylady, aber ich brauche das Kleid.«
    Levarda verdrehte genervt die Augen. Widerwillig ließ sie sich beim Auskleiden helfen. Schrecklich, immer brauchte man jemanden. Sie schnappte sich das Kleid von gestern und zog es an, während sich die Dienerin auf einen kleinen Schemel ans Fenster hockte. Dort hatte sie einen Korb mit allerlei Nähutensilien und machte gleich die ersten Stiche.
    Levarda ging zum Fenster und blieb dort stehen. Adrijana machte das äußerst geschickt. Schließlich zeigte sich die Magd gnädig.
    »Aber Ihr versprecht, dass es unter uns bleibt«, kam sie auf Levardas Frage zurück.
    Wortlos hob diese die Hand und legte sie auf ihr Herz. Die Dienerin sah offen zu ihr auf und lächelte verschwörerisch.
    »Wie Ihr da gestern Abend am Kamin standet, mit gesenktem Kopf und doch so erhaben in Eurer Haltung! Der Schein des Feuers spiegelte sich auf Eurem Kleid«, ihre Augen glänzten schwärmerisch, »und Ihr saht wunderschön aus.«
    Levarda schnaubte impulsiv. »Ich bin nicht schön«, widersprach sie.
    Das Mädchen schwieg.
    »Lady Smira ist schön«, fügte Levarda bekräftigend hinzu.
    »Das stimmt«, gab Adrijana zu. »Selbst Rika war beeindruckt, und glaubt mir, so schnell lässt die sich von den Frauen, die der Herr hier anschleppt, nicht beeindrucken. Sie sind sowieso bald tot, sagt sie immer.«
    Levarda erschreckte die Sachlichkeit der Dienerin, mit der sie von der Ermordung der Ehefrauen des hohen Lords sprach. Die Magd hatte es ohne besondere Emotion gesagt. War es so eine Selbstverständlichkeit, dass sich der Herrscher von Forran jedes zweite Jahr eine andere Tochter aus einem Herrschaftshaus holte? Wäre sie bald selbst nur eine verschwommene Erinnerung für das Mädchen? Wie lange würden die Häuser dabei überhaupt mitspielen? Und wie mochten die anderen Familien zu ihren Kindern stehen? Lord Blourred – da war sie sich sicher – würde den Tod von Smira nicht einfach hinnehmen.
     
    Levardas Volk lebte seit langer Zeit außerhalb des politischen Gefüges. Die Mintraner hatten sich in die tiefen, unwegsamen Wälder östlich des Asambra zurückgezogen. Die Machtkämpfe der Herrschaftshäuser von Forran und zwischen den Ländern interessierten sie nicht, auch nicht, dass Lord Blourred ihr Gebiet offiziell zu seinem Herrschaftsgebiet zählte.
    Es war Tibanas Entscheidung gewesen, den Heiratsantrag von Lord Blourred anzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt war ihr Vater der Vorsitzende des Ältestenrates von Mintra gewesen. Nur aus diesem Grund leitete Lord Blourred irrtümlicherweise seine Ansprüche auf das Gebiet ab – als ließe sich Land besitzen.
    Niemand in Mintra hatte sich bemüßigt gefühlt, ihn aufzuklären. Stattdessen schwanden die Grenzen zum Gebiet der Mintraner unmerklich. Nur, wem Erlaubnis erteilt war, konnte das Land betreten. Wer sie nicht hatte, ging durch einen Wald, ohne je die andere Seite zu erreichen, und kam stattdessen an einem anderen Ende wieder heraus. Demjenigen erschien es dann, als habe er den Wald

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