Licht und Dunkelheit
ja.«
Levarda erwachte, als jemand ihr die Decke wegzog und entsetzt aufschrie.
»Kein Grund zur Sorge, Lina, deine Herrin und ich haben uns nur die Nacht über unterhalten, und dabei bin ich eingeschlafen.«
Lady Smira kicherte, als sie die aufgerissenen Augen ihrer Dienerin sah, der es die Sprache verschlagen hatte.
»Ich muss heute erst mit den Hofdamen frühstücken und mich vorstellen. Seid Ihr auch da?«, erklärte die hohe Gemahlin.
Levarda hatte ihre Sachen hastig zusammengesucht. Der forschende Blick der Magd bereitete ihr Unbehagen. Sie nickte kurz als Antwort und verschwand aus dem Raum, um der Situation zu entfliehen.
Sie nutzte für den Rückweg den unteren Flur der Dienerschaft. Unbemerkt blieb sie nicht, rief neugierige Blicke hervor und hinterließ Getuschel. Wenigstens hatten die Dienerinnen etwas zum Reden, wiegelte sie das unangenehme Gefühl ab, zu viel Aufmerksamkeit zu erregen.
Als sie zum Turm kam, verstellte ihr ein unbekannter Soldat den Weg. Levarda schickte einen Stoßseufzer um Ruhe an Lishar. Das hier ging ihr allmählich auf die Nerven.
»Mein Name ist Lady Levarda«, ging sie zunächst mit Höflichkeit vor, »ich möchte nur in meine Gemächer, damit ich mich anziehen kann.«
»Tut mir leid«, kam es sonor zurück, »Ihr müsst mir folgen, Befehl von Lord Otis. Keine Unbekannten betreten die Gemächer der Hofdamen.«
»Wunderbar, da ich direkt von der hohen Gemahlin komme, habe ich den Trakt der Hofdamen überhaupt nicht verlassen, befinde mich also darinnen, das ist Eurem wachen Verstand aufgefallen, nehme ich an? Ihr braucht mich folglich nur noch in mein Zimmer hineinzulassen.«
Verwirrt sah sie der Soldat an.
Schritte erklangen auf der Treppe und Levarda hörte Adrijanas Stimme.
»... war sie verschwunden!« Das Mädchen blieb abrupt stehen, als ihr Blick auf Levarda fiel.
Hinter ihr tauchte Lord Otis auf, und Levarda konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. Die erste Ladung seiner Wut bekam der Wachposten zu spüren.
»Mein ausdrücklicher Befehl lautete, dass die Tür in der Nacht verschlossen bleibt! Was daran habt Ihr nicht verstanden?«
Der Soldat wurde rot. »Verzeiht, Lord Otis, aber die Tür war verschlossen, als ich Adrijana hineinließ.«
»Und wie erklärt Ihr Euch, dass Lady Levarda draußen ist und vor Euch steht?«
»Das – ähm, ich – also, ich weiß nicht«, stotterte der Mann.
Sie hob die Hand.
»Verzeiht, dieser Soldat hat mich nicht rausgelassen.«
»Schweigt!«, donnerte Lord Otis, »Mit Euch spreche ich später. Geht mit Adrijana hoch und zieht Euch an.«
Adrijana und der Wachposten zogen hastig die Köpfe ein. Sie konnte es ihnen nicht verdenken. Lord Otis‘ Aura umloderten Flammen, sichtbar für sie, fühlbar für die beiden anderen. Sie widersetzte sich seinem Befehl, funkelte ihn zornig an. Er würde sie nicht rumkommandieren. Weder war sie eine Dienstmagd noch einer seiner Soldaten und bisher auch keine Gefangene. Den Gedanken, dass er sie nachts einsperren ließ, schob sie vorerst beiseite.
Die Ruhe in ihrer Stimme klang bedrohlicher als der Ausbruch des Lords, als sie sagte: »Melisana kam in der Nacht, weil es Lady Smira schlecht ging, und ich blieb die Nacht über bei ihr. Eure Soldaten handelten im Sinne der hohen Gemahlin und es ist mehr als unwürdig, ihnen das als Fehler auszulegen. Sie besaßen keine Entscheidungsgewalt, vergesst das nicht. – Und wenn Ihr, Mylord«, setzte sie hinzu, »mit mir zu sprechen wünscht, so könnt Ihr mich jederzeit höflich darum bitten«, sie atmete tief ein, trat bedächtig einen Schritt auf ihn zu, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, »aber wagt es nie wieder, mir einen Befehl zu erteilen.«
Lord Otis verzog süffisant die Lippen. »Seid gewiss, werte Lady – wem ich wann einen Befehl erteile, wird auch in Zukunft allein meine Sache sein. Zieht Euch an, sonst nehme ich Euch im Nachtgewand mit, wenn Ihr meinen Männern lieber in diesem Aufzug vorgestellt werden möchtet.«
»Ich habe noch nicht gefrühstückt.«
»Euer Problem. Ich habe mehr zu tun, als mich um verwöhnte Frauen zu kümmern. Meine Zeit ist begrenzt.« Sie standen sich gegenüber. Feuer flammte an Feuer, das Flimmern in der Luft und der Schweiß auf Adrijanas Gesicht ließen sie nachgeben.
Lord Otis eilte durch die Gänge, und Levarda hatte Mühe, Schritt zu halten. Schließlich blieb sie einfach stehen. Er drehte sich um und kam zu ihr zurück.
»Das alles wäre nicht notwendig, wenn Ihr gestern auf
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