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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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Attraktivität. Da war einmal das äußere einer Frau, an dem bei Lady Smira nichts auszusetzen war. Dasselbe galt für ihren Körperbau. Sie besaß eine schmale Taille, ein festes Hinterteil und einen wohlgeformten Busen.
    Als nächster Punkt galt es, die Sinne des Mannes anzusprechen. Levarda rieb zwei Tropfen eines Öls hinter Lady Smiras feine Ohrläppchen sowie einen Tropfen zwischen ihre Brüste und einen weiteren auf ihren Bauchnabel. Mit kreisenden Bewegungen massierte sie das Öl ein. Die Arbeit mit den Liebesdingen verursachte sogar einen Anstieg ihrer eigenen Energien, was Levarda ein wenig erstaunte, denn immerhin verbrauchte sie bei der Tätigkeit gleichzeitig welche.
    Zufrieden mit ihrem Werk verließ sie endlich mit Lady Smira das Schlafgemach, und sie begaben sich in den Aufenthaltsraum, wo sie gemeinsam zu Abend aßen. Die Hofdamen beachteten Levarda nicht weiter, während sie ihre Cousine umschwärmten wie Motten das Licht.
     
    Nach einem Kuss auf die Stirn wünschte Levarda Lady Smira eine wunderschöne Nacht. Sie selbst sehnte sich indessen nur nach ihrem eigenen Bett. Von der vorherigen kurzen Nachtruhe, dem langen Rundgang durch die Festung und der Arbeit mit Lady Smira war sie wohlig müde geworden.
    Adrijana erwartete sie, öffnete dienstbeflissen ihr Kleid, und Levarda holte tief Luft. Sie hatte sich immer noch nicht an die Enge der Kleidung gewöhnt. Am Morgen war keine Zeit geblieben, ihren langen Nachtzopf zu öffnen. Dankbar gab sie sich Adrijanas geschickten Händen hin, die ihre Haare entflochten und sie durchzubürsten begannen. Beim Klopfen an der Tür zuckten beide zusammen.
    »Lady Levarda, Lord Otis erwartet Euch unten!«, klang es barsch hinter der Tür.
    Düster sah Levarda Adrijana im Spiegel an. »Was habe ich diesmal verbrochen?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich schwöre Euch, ich habe heute kein Wort mit ihm gewechselt.«
    Levarda stand auf, zog sich ein Wolltuch über ihr Nachtgewand.
    »Ihr solltet Euch etwas Richtiges anziehen«, schlug Adrijana vor.
    »Warum? Er sieht mich nicht das erste Mal in einem Nachtgewand und ich werde mich gewiss nicht von ihm zu einem weiteren Rundgang zerren lassen.«
    Sie öffnete die Tür und stieg die Treppe hinab, wo Lord Otis mit ungeduldiger Miene auf sie wartete, zog ihr Tuch dichter um den Körper, und bereute, dass sie nicht auf Adrijana gehört hatte. Etwas von dem Gefühl durch die Arbeit mit den Pflanzen pulsierte noch immer in ihr.
    Die Art, wie sein Blick über sie wanderte, und ein kurzes Funkeln in seinen Augen gaben ihr das unangenehme Gefühl, selbst diese Aura auszustrahlen. Sie zog ihren Schutzschild zur Eindämmung hoch.
    Er fasste sich, betrachtete sie nachdenklich.
    »Ihr wolltet mich sprechen, Lord Otis?«, brach sie das Schweigen.
    »Ja, folgt mir.« Er wandte sich schroff ab.
    Levarda blieb stehen. »Ich bin müde und bereits im Nachthemd, Mylord, hat die Angelegenheit nicht bis morgen Zeit?«
    Er stand so blitzschnell vor ihr, dass sie erschrocken zur Wand zurückwich.
    »Hätte es Zeit, Mylady, so wäre ich nicht hier. Ihr kommt jetzt mit! Haltet mich nicht für blind und ohne Sinne! Ihr habt das Schlafgemach von Lady Smira präpariert und ich will wissen, was Ihr gemacht habt! Es gibt für Euch exakt zwei Möglichkeiten. Ihr folgt mir brav oder ich zerre Euch hinter mir her. Entscheidet.« Seine Augen blitzten zornig auf.
    Sein Feuer prallte heftig gegen ihren Schutzschild, durchbrach ihn sogar an einigen Stellen. Dort, wo es auf ihre Haut traf, spürte sie einen Schmerz, wie sie ihn nur allzu gut aus ihren Träumen kannte, und er trieb ihr Tränen in die Augen. Wie hatte sie ihr Leben in seine Hände legen können? Diesem Mann voller Zorn, Wut und Hass? Sie musste vorsichtiger mit ihm sein. »Ich komme mit«, erwiderte sie gelassener, als sie sich fühlte.
    Diesmal nahmen sie den Weg durch die Dienstbotenquartiere. Er öffnete die Tür zu Lady Smiras Schlafgemach, ohne anzuklopfen.
    Suchend sah sich Levarda nach ihrer Cousine um. »Wo ist Lady Smira?«
    »In ihren Aufenthaltsräumen. Ich prüfe das Zimmer immer allein, damit es nicht zu Missverständnissen kommt.«
    »Ihr prüft das Gemach?«
    »Es ist meine Aufgabe, für die Sicherheit des hohen Lords zu sorgen.«
    »Oh«, entfuhr es Levarda zynisch, »wie romantisch, so erfährt die hohe Gemahlin, dass ihr Mann gedenkt, vorbeizuschauen. Fast so lauschig, wie ein Wachoffizier im Zimmer.«
    Er packte sie am Arm und zog sie zum Bett, deutete auf die Sträuße.

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