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Licht und Dunkelheit

Licht und Dunkelheit

Titel: Licht und Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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den Garten im Herzen der Anlage umschloss. An allen vier Ecken gab es Türme, die die Gebäude um ein Stockwerk überragten. Ihr gegenüber auf der langen Seite gab es ein Zimmer im zweiten Stock, das hell erleuchtet war. Adrijana trat neben sie.
    »Ist das Lady Smiras Gemach?«
    »Ja, der gesamte Komplex, den Ihr seht, einschließlich der unteren Räume, steht nur Lady Smira zur Verfügung. Links von uns befinden sich die Zimmer der Hofdamen. Rechts ist die Unterkunft von Lady Eluis, und die andere Seite beherbergt die gemeinsamen Räumlichkeiten.«
    »Das ist eine Menge Platz für so wenige Menschen.«
    »Nun ja, wir Dienerinnen sind ebenfalls hier untergebracht. Im zweiten Stock sind die Ladys, im ersten die Zofen. Möchtet Ihr schlafen?«
    Levarda nickte, rutschte von ihrem Fenstersims herunter. Sie wusste nicht, ob sie heute Nacht Schlaf finden würde, aber es war wichtig, dass sie ihre Kräfte schonte.
     
    Levarda wachte mitten in der Nacht auf. Sie spürte, dass sie von ihrer Cousine gebraucht wurde, und zwar dringend. Hastig stand sie auf, packte ihre Kräutertasche, zog einen Umhang über ihr Nachthemd und stieg die Treppe hinab. Sie drückte die Klinke der eisenbeschlagenen Tür herunter, doch sie ließ sich nicht öffnen. Erneut drückte sie dagegen – nichts. Sie streckte ihre Sinne aus, doch bevor sie die Tür weiter untersuchen konnte, hörte sie, wie ein Riegel weggeschoben wurde. Erschrocken wich der Soldat zurück, als er Levarda im Treppenhaus stehen sah.
    »Verzeiht, Mylady, Ihr habt mich erschreckt. Ich wollte gerade zu Euch hochgehen, hier ist eine Dienerin von Lady Smira.«
    Melisana tauchte hinter dem Soldaten auf, bleich wie ein Bettlaken. »Ihr müsst kommen, Lady Levarda.« Die Stimme der Magd überschlug sich. »Sie braucht dringend Eure Hilfe.«
    Levarda drückte sich an dem Soldaten vorbei, lief Melisana hinterher, die bereits die Treppe erreicht hatte. über den ersten Stock liefen sie den Gang entlang bis zum nächsten Turm. Dann ging es die Treppe wieder hoch. Ein weiterer Soldat stand am Turm, hielt sie aber nicht auf. Melisana öffnete die Tür zum Reich der hohen Gemahlin, und Levarda sah aus dem Augenwinkel marmorne Wände und üppige Wandbilder, verschwendete aber keinen zweiten Blick darauf.
    Sie liefen weiter bis zur Mitte des Trakts, wo Melisana eine Tür öffnete. Während in den Gängen in regelmäßigen Abständen Laternen Licht spendeten, lag dieser Raum in völliger Dunkelheit.
    »Mylady, Lady Levarda ist da«, stieß Melisana atemlos hervor. Eine Antwort bekam sie nicht.
    »Denkst du, du kannst heißes Wasser besorgen?«, Levarda erahnte mehr, wie Melisana nickte. »Dann lauf, ich kümmere mich um sie.«
    Sie trat ans Bett. Eingerollt und vollkommen verborgen lag ihre Cousine unter ihrer Decke, die zitterte und bebte. Leises Schluchzen drang hervor.
    Sanft streichelte Levarda ihren Rücken und ließ aus ihren Händen beruhigende Wellen herausschwingen. Sie wartete, bis Lady Smiras Kopf aus den Laken hervorkam.
    »Levarda, du bist da!«, warf sie sich schluchzend in ihre Arme. Levarda, die sich auf das Bett gezogen hatte, nahm Lady Smiras Kopf an ihre Brust und streichelte das goldene Haar ihrer Cousine.
    »Wollt Ihr darüber reden?«, raunte sie leise in das Haar hinein. Innerlich wappnete sie sich davor, was ein Mann dieser so schönen Frau angetan haben könnte.
    »Meine Mutter – sie sagte mir, wie alles sein wird, aber ich dachte dennoch, dass es sich anders anfühlt, nicht so –« Ihre Stimme brach ab. Tränen stiegen in ihre Augen.
    Melisana kam mit einem Krug heißen Wassers herein.
    »Wartet, ich mache einen Tee, der wird Euch wärmen. Melisana, du kannst ruhig ins Bett gehen.«
    Die Dienerin sah auf Lady Smira.
    Die Treue des Mädchens gegenüber ihrer Herrin erwärmte Levardas Herz. »Du kannst gehen, Melisana, es ist in Ordnung.«
    Levarda rührte die Kräuter in das heiße Wasser, ließ sie einen Moment ziehen und füllte das Getränk in den Becher. Heimlich gönnte sie sich selbst einen großen Schluck des beruhigenden Trankes, wappnete sich innerlich, bevor sie zu ihrer Cousine ans Bett zurückkehrte.
    Smira setzte sich auf, nahm den heißen Becher entgegen, steckte ihre Nase in den warmen Dampf. In winzigen Schlucken trank sie ihn bis zum Boden leer.
    Levarda stellte ihn ab und kroch zurück zu Lady Smira ins Bett. Wie ein kleines Kind legte diese erneut ihren Kopf an ihre Brust und Levarda streichelte ihr über Haar und Rücken.
    »Habt Ihr gesehen,

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