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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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nach einem greifbaren Wesen, doch vielleicht war es nur bildlich gemeint. Frafa ging ein wenig schneller, und Wisbur ließ zu, dass sie zu ihm aufschloss und sie beide nebeneinander her am Ufer des sternglänzenden Sees wanderten.
    »Was ist das für eine Herrin?«, fragte Frafa. »Was will sie von mir?«
    Wisbur wies vage über den See, wo das Gelände zum Talausgang hin wieder anstieg. »Die Herrin eben«, sagte er. »Sie war immer schon da. Sie beschützt uns.«
    »Und sie hat mich erwartet?«
    Wisbur blickte verlegen zu ihr auf. »Ich weiß es nicht. Ich habe Befehl erhalten, am Südhang auf eine Albe zu warten. Die Herrin weiß viele Dinge, aber mit ihr zu reden ist schwierig.«
    »Hat sie einen Priester?«, fragte Frafa. Womöglich wartete gar keine Göttin auf sie, sondern nur ein weiterer Gnom, der sich als Stimme seiner Gottheit verstand.
    Wisbur schien ernsthaft darüber nachzudenken. »Die Herrin hat meist einen Favoriten. Bloma war das zuletzt. Aber jetzt...« Er verstummte.
    »Wisbur ist jetzt ihr Favorit«, verkündete der sauertöpfische Gnom hinter ihnen.
    Wisbur zuckte zusammen. »Du kommst aus Daugazburg«, wandte er sich wieder an Frafa. »Hast du dort womöglich von einem Gnom gehört?«
    Frafa legte den Kopf schräg und schaute zu ihm hinab. »Es gibt viele Gnome in Daugazburg.«
    »Ein Gnom ...«, sagte Wisbur zögernd. »Und Gulbert.«
    Frafa musterte ihn fragend, und Wisbur seufzte.
    »Es geht um Bloma Sockels, unseren Hauptmann. Wir haben ihn am Ende des Sommermonds zum letzten Mal gesehen. Er wollte nach Daugazburg ... Er wollte Gulbert töten. Wenn er es versucht hat, so muss etwas darüber bekannt geworden sein!«
    »Gulbert töten!« Frafa blieb stehen. »Aber wie? Gulbert hat ein magisches Herz, das seinen Geist am Leben hält, selbst wenn sein Leib vorübergehend stirbt.«
    »Bloma glaubt nicht an magische Herzen.«
    »Oh.«
    »Ich wusste es«, warf der dritte Gnom von hinten ein. »Bloma ist tot. Sonst hätt er sich schon wieder gemeldet.«
    »Ich dachte ...«, setzte Wisbur an, dann hob er hilflos die Hände.
    »Gulbert war Anfang des Lichtmonds in Daugazburg«, bestätigte Frafa. »Sehr zu meinem Schaden. Aber ein Gnom kann ihn nicht töten, das weiß ich genau. Es hat schon einmal einer versucht, als ich jung war, im Krieg gegen die Bitaner, und Gulbert ist wiedergekommen. Er kommt immer wieder.«
    Frafa schwieg kurz, dann fügte sie hinzu: »Ich wünschte, es wäre anders. Womöglich ginge es mir jetzt besser, wenn dieser Bloma Erfolg gehabt hätte.«
    »Vermutlich ginge es Bloma jetzt besser, wenn er Erfolg gehabt hätte«, brach es aus dem bärbeißigen Gnom heraus.
    »Jau!«, antwortete sein Gefährte. Frafa hörte, wie die beiden Gnome in die Hände klatschten und keckerten.
    Wisbur schüttelte den Kopf.
    »Tut mir leid«, meldete sich der erste Gnom einen Augenblick später zu Wort. »Es musste einfach raus.«
    »Ein Gnom entschuldigt sich nicht für einen Scherz«, tadelte ihn sein Begleiter. »Lass dir bloß kein schlechtes Gewissen einreden, Segga. Wisbur ist jetzt unser Chef, aber ein richtiger Gnom, das muss er erst noch werden.«
    »Zu spät«, knurrte Wisbur. »Waldron, Segga - wer euch kennt, der will kein Gnom mehr sein.«
 
    Auf der anderen Seite des Tals kamen sie an eine Steilwand, die von Höhlen und kleinen Löchern durchsetzt war. Sie lag verborgen hinter Buschwerk und hinter einem vorgelagerten Hügel. Frafa entdeckte sie erst sehr spät. Leitern und kleine Stege verbanden die Öffnungen und ließen fast so etwas wie ein Dorf entstehen.
    Gnomenkinder spähten aus fenstergroßen Spalten, weitere Gnome hockten in den Türöffnungen oder versammelten sich vor dem Abhang. Sie musterten Frafa aus großen Augen, manch einer trat näher und zupfte an ihrem zerschlissenen Kleid. Die Löcher im Fels schienen kaum auszureichen als Heim für all die Gnome, die Frafa in diesem Tal schon gesehen hatte. Andererseits, Gnome hatten eine andere Vorstellung von Platz.
    »Da oben.« Wisbur wies auf einen Gang, der zwölf Doppelschritte über dem Boden in die Felswand führte. »Dort wohnt die Herrin. Sie will allein mit dir reden.«
    Frafa legte die Hände auf den Holm einer Holzleiter und stutzte. Die Sprossen waren mit einer Art Bastschnur gesichert. Es war eine handgefertigte Leiter, wie sie vor Jahrhunderten üblich gewesen war, doch sie war neu, wie das Holz verriet. Auch die Waffen dieser Gnome wirkten neu, doch in anderer Hinsicht lebten sie weitab der

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