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Lichterfest

Lichterfest

Titel: Lichterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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zusammenzuckte, als hätte ich ihm einen Stromstoß versetzt. Dann verzog er verächtlich die Mundwinkel.
    »Machen Sie sich nicht lächerlich.«
    »Haben Sie ein Foto von ihr?«
    Er blickte mich an, als hätten mich alle guten Geister verlassen.
    »Sie wiegt etwa hundertzwanzig Kilo!«
    »Ich brauche trotzdem ein Bild von ihr, um sie zu finden.«
    Er stieß gereizt die Luft aus. »Ich habe selbstverständlich keins. Wer fotografiert schon seine Putzfrau? Zudem lief zwischen mir und Rosie nichts. Und wenn Sie jetzt bitte Ihre Arbeit machen könnten, anstatt mich mit schwachsinnigen Fragen zu löchern. Es eilt!«
    Ich sah erstaunt auf. »So groß ist die Schweinerei?«
    »Lassen Sie auf der Stelle diesen Unsinn!« Krachend landete seine Faust auf der Tischplatte, und auf seiner Stirn trat bedrohlich pulsierend eine Ader in der Form eines bläulichen Ypsilons hervor.
    Ich lächelte gewinnend.
     
    »So ein Kotzbrocken!« Zusammen mit José stand ich am Fenster und rauchte eine Zigarette, während wir Blanchard zusahen, wie er seinen Maibach beinahe geräuschlos aus der Parklücke steuerte und dann Richtung Langstrasse davonglitt.
    »Hat der denn einen Totalschaden? Eine derart astronomisch hohe Summe, um eine Putzfrau zu finden! Einer wie der? Für das Geld kriegt er eine, die leckt ihm den Staub von den Lüstern und wischt ihm mit dem Nerz den Arsch. Da ist doch was faul!«
    »Oberfaul.«
    »Vielleicht hält er dich für doof?«
    Ich warf José einen warnenden Blick zu.
    »Wär ja nicht so abwegig.« Er grinste. »Oder der Alte ist ein kleiner Schmutzfink und hat etwas versaut, das besser sauber geblieben wäre.«
    »Auf jeden Fall hat er es verdammt eilig. Deswegen war er auch so ungeduldig und aufbrausend. Fragt sich nur, weshalb er die Putze so dringend braucht.« Nachdenklich füllte ich zwei Gläser mit Amrut und reichte José eines davon. Endlich hatte auch er seine Burka ausgezogen.
    »Ah, indischer Whisky! Eine Wohltat nach der Schwitzkur.«
    »War ja auch eine selten bescheuerte Idee, unter der Burka einfach weiterzurauchen!«
    »Nun ja, Blanchard durfte mich unter gar keinen Umständen erkennen. Und ich hatte keine Ahnung, wohin mit der Zigarette. Fertigrauchen war daher die naheliegendste Lösung.«
    »Weshalb durfte er dich denn nicht sehen?«
    José rollte verlegen das Whiskyglas zwischen den Handflächen.
    »Nun sag schon!«
    »Aber das bleibt unter uns?«
    Ich drehte einen imaginären Schlüssel vor meinen Lippen.
    »Ich habe mich bei ihm beworben. Als Reporter bei seinem Revolverblatt. Mit ein paar coolen Paparazzofotos und einem schmissigen Text. Hab aber noch keine Antwort bekommen.«
    »In der Burka hättest du dich jedenfalls bestens als verdeckter Journalist empfohlen, dem keine Verkleidung zu lächerlich ist, um an eine gute Story zu kommen. Missstände im Harem! Die Schweizer Version von Günter Wallraff deckt schockierende Verhältnisse auf!«
    Ich lachte, jedoch nur so lange, bis ich bemerkte, dass José mich ausdruckslos anstarrte.
    Ich räusperte mich. »Aber im Ernst: Bei dem Schleimbeutel willst du arbeiten?«
    José zuckte mit den Schultern. »Besser als bei der Gratiszeitung wie jetzt.«
     
    Die Adresse, die mir Blanchard gegeben hatte, lag nur eine Querstraße weiter. Die eine Seite der Brauerstrasse befand sich – wie das ganze Quartier momentan – im Umbruch. Urbane, auf eine trendige Klientel ausgerichtete Lokale boten weiße Tischdecken, prätentiöse Speisekarten und vor allem große Fensterfronten, damit sich die aufgebrezelte Gästeschar abends auch angemessen präsentieren konnte. Nebenan fanden sich alteingesessene Bars sowie ein Sexshop mit leuchtend roter Fassade und einem dicken, staubig aussehenden Vorhang im Eingang.
    Auf der anderen Seite der Straße lief business as usual: Junge oder auf jung geschminkte Damen aus exotischen Ländern, deren Kleidchen wohl irrtümlich in die 90-Grad-Wäsche geraten waren, stöckelten auf halsbrecherisch hohen Absätzen über den Gehsteig, blieben stehen, blickten lasziv über die Schultern und trippelten dann zurück, als befänden sie sich nicht in der schäbigsten Ecke von Aussersihl, sondern auf dem Catwalk einer Prada- Modenschau. Das Gehirn schaffte die perfektesten aller Illusionen.
    Im Schaufenster eines Dessousladens stapelte sich knappe, eng anliegende metallspitzen- und kunstperlenbewehrte Lack-, Latex- und Lederbekleidung, es sah darin aus, als inventarisiere Christina Aguilera gerade ihren Kleiderschrank.
    Als ich mich

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