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Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Titel: Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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aus, blieb jedoch auf beiden Beinen stehen. Wieder zielte der Schütze, diesmal auf Nola. Und wieder fühlte Ray die schäumende Wut in sich aufkochen. Ohne zu überlegen, feuerte er einen weiteren Schuss der B320 in den Gang hinein. Wieder knallte und staubte es gewaltig, doch diesmal protestierten die anderen Vartyden nicht, sie starrten Ray lediglich mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Danke«, murmelte Dean. Er presste eine Hand auf seine blutende Wunde. Ray nickte.
    »Wir haben keine Munition mehr«, sagte Liam, der in diesem Moment zu ihnen stieß. »Um ehrlich zu sein, haben wir überhaupt keine Waffen mehr. Da hinten im Gang ist das Chaos ausgebrochen, die Sedharym fangen schon an, sich selbst zu zerfetzen. Wir müssen uns eingestehen, dass Varyen nicht mehr zu halten ist. Immer mehr Angreifer strömen nach.« Er spuckte verächtlich auf den Boden. »Und ich hatte wirklich gedacht, von den Viechern gäbe es nicht mehr so viele, nachdem wir sie seit Jahrhunderten auszurotten versuchen.«
    Er hatte kaum ausgesprochen, als sich eine Masse von Sedharym durch den schmalen Gang auf sie zu bewegte, sie alle hatten den Finger am Abzug oder die Schwerter über den Köpfen erhoben. Der Staub lichtete sich, es würde nur noch Sekunden dauern, bis sie ihr Ziel erfasst hätten. Ihr Kampfgebrüll schmerzte Ray in den Ohren. Einen Herzschlag lang starrten seine Kameraden nur fassungslos den Gang hinunter, unfähig, auf die Situation zu reagieren.
    »Dann ist es beschlossen: wir verschwinden«, sagte Ray. Zu seiner Verwunderung schienen die anderen nur auf dieses Stichwort gewartet zu haben, denn ohne einen weiteren Protestlaut folgten sie seiner Anweisung. Die fünf verbliebenen Vartyden wandten sich ab und rannten Richtung Ausgang. Als ob sie sich ohne Worte abgesprochen hätten, stürmten sie alle wie von demselben Gedanken geleitet in den Tunnel, der unter der Meerenge hindurch nach Haven führte, die feindlichen Sedharym dicht auf ihren Fersen. Schüsse fielen, aber wie durch ein Wunder gingen sie alle ins Leere. Ray spürte, dass seine Kameraden wie auch er selbst am Ende ihrer Kräfte waren. Sie alle hatten keine Gelegenheit mehr bekommen, vor dem Kampf ihre Energiereserven aufzuladen. Ihre Verfolger hingegen schienen wach und ausgeruht. Der Abstand verkleinerte sich zunehmend. Ray blieb abrupt stehen und richtete die B320, die er noch immer mit sich herumtrug, in die Reihen ihrer Gegner. Bevor diese darauf reagieren konnten, hatte Ray den letzten der drei Schüsse abgefeuert. Der Tunnel erzitterte, ein Grollen hallte von den Wänden wider. Der Staub und die herab rieselnden Steine verschafften den Vartyden wieder ein wenig Vorsprung. Ray ließ die Waffe, für die er nun keine Verwendung mehr hatte, achtlos zu Boden fallen und rannte den anderen Kriegern hinterher. Diese ließen ihn zu sich aufschließen.
    »Man, das war großartig«, sagte Liam.
    Ray stieß ein kurzes Knurren aus. Er hasste Lob. »Gerade habt ihr noch von mir verlangt, dass ich das Ding weglegen soll.«
    »Manchmal triffst du scheinbar doch die richtigen Entscheidungen«, sagte Cole.
    Ray fühlte, wie Hoffnung in ihm aufkeimte. Die Anerkennung seiner Kameraden war etwas, das ihm entgegen seiner sorgsam gepflegten Unnahbarkeit die Schamesröte ins Gesicht trieb.
    »Und ich werde jetzt auch eine Entscheidung treffen«, sagte Dean und blieb abrupt stehen. Er zog eine Dynamitstange aus dem Gürtel. Ray blieb ebenfalls stehen und starrte auf Deans Hand, die eine Schachtel Streichhölzer aus seiner Hosentasche zutage förderte.
    »Was hast du vor?«, fragte Ray. Seine Stimme klang harscher als beabsichtigt. Weiter hinten im Tunnel wurden die trampelnden Schritte und die Rufe der feindlichen Sedharym immer lauter.
    »Lauft weiter. Wir haben keine andere Chance.« Dean brach ein Streichholz aus dem Briefchen und entzündete es. Auf seinem Gesicht zeichneten sich Entschlossenheit, aber auch Verbitterung ab. »Wir haben kaum noch die Kraft, uns zu verteidigen. Sie werden uns zu Tode hetzen. Dann hätten wir den Kampf verloren. Wir und die Menschheit.« Mit dem brennenden Streichholz in der Hand suchte er nach Rays Blick, der ihn mit vor Entsetzen geweiteten Augen anstarrte.
    »Du willst dich opfern?«, fragte er. Ray konnte die Ungeheuerlichkeit seines Vorhabens kaum begreifen. »Gib die Zündhölzer her. Ich werde das für dich tun.« Ray machte einen Schritt auf Dean zu und entriss ihm das Briefchen, aber in diesem Moment hatte Dean bereits die Zündschnur

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