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Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Titel: Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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den Diebstahl des Sedhiassas selbst heraufbeschworen hatte. Jil konnte nicht fassen, dass sie selbst jemals diese Absicht gehabt hatte. Wie dumm sie gewesen war!
    Jil strich Dana eine dunkelbraune Locke aus dem Gesicht. Ihre Haut fühlte sich warm an. Ein Schreck durchfuhr Jil. Sie legte eine Hand auf Danas Hals. Der Puls war schwach, aber vorhanden. Jil fühlte sich hilflos. Gleichermaßen erleichtert wie schockiert rutschte sie hinter Dana und legte sich ihren Kopf auf den Schoß. Was sollte sie nur tun? Sie konnte ihr nicht helfen.
    Dana öffnete die Augen einen Spalt breit. Als sich ihre Blicke trafen, glaubte Jil, den Anflug eines gequälten Lächelns auf ihrem Gesicht zu erkennen. Dana versuchte zu husten, aber der Schmerz schien so überwältigend, dass sie das Gesicht verzog und für einige Sekunden reglos liegen blieb. Ein neuer Schwall frischen Bluts quoll aus der Wunde. Jil spürte den Schmerz beinahe selbst, so sehr litt sie mit ihrer Schwester.
    »Dana, was soll ich tun?« Eine heiße Träne tropfte von ihrem Kinn und traf Dana an der Schläfe. »Ich hätte dich nie allein lassen dürfen. Ich hätte es besser wissen müssen. Es tut mir so leid.« Ein Schluchzen schüttelte Jil. Sie rang nach Luft.
    Dana öffnete den Mund. »Es war nicht deine Schuld. Ich war unvorsichtig.« Ihre Stimme war dünn und belegt, aber gut verständlich. Jil wunderte sich über Danas Kampfgeist. Die weinerliche, schwache Dana, die sich vor ihrem eigenen Schatten fürchtete, schien in den letzten Wochen enorm gereift zu sein. Wie schrecklich, dass jemand sie angegriffen und verletzt hatte.
    »Was hattest du überhaupt bei den Sedharym verloren? Weshalb haben sie dich getötet?« Jil erwartete nicht wirklich, dass Dana ihr antworten würde, doch die tapfere junge Frau öffnete ihren Mund ein weiteres Mal, um zu sprechen.
    »Sedha… wer?« Dana hüstelte, ein Blutstropfen rann aus ihrem Mundwinkel. »Ich habe nach dir gesucht. Ich habe Lesward umgebracht, denn er wollte dich töten. Ich konnte das nicht zulassen.«
    Jil glaubte, den Schmerz kaum noch ertragen zu können. Es konnte nicht mehr schlimmer werden. Also war sie es doch selbst Schuld, dass ihre Schwester verwundet hier im Gras lag. Dana hatte nach ihr gesucht, sie war ihr die ganze Zeit so nah gewesen. Und Jil hatte es nicht einmal für nötig befunden, einen Gedanken an ihre Schwester zu verschwenden, während sie sich in Varyen mit Ray vergnügt hatte. Jil fühlte sich elend, sie wünschte sich, an Danas Stelle mit einem Loch im Bauch hier im Garten zu liegen. Tränen rannen wie ein Wasserfall aus ihren Augen. Sie wimmerte.
    »Jil? Du weinst. Du hast noch nie geweint.«
    Jil fühlte sich außerstande zu sprechen, deshalb streichelte sie mit den Händen über Danas Wange und hoffte, ihr ein wenig Trost spenden zu können. Eine Weile schwiegen sie. Danas Brustkorb hob und senkte sich in immer unregelmäßigeren Abständen.
    »Dana, hast du etwas von Lesward genommen?«, fragte Jil schließlich. Sie fühlte sich miserabel, als sie Dana diese Frage stellte. Es war nicht die Art Dialog, die zwei Schwestern in dieser Situation führen sollten. Dana öffnete abermals die Augen und warf Jil einen fragenden Blick zu.
    »Es ist in meiner Hemdtasche«, sagte Dana mit heiserer Stimme. Sie fragte nicht einmal, weshalb Jil sich dafür interessierte. Tapfere Dana.
    Jil nickte. Sie griff nicht in Danas Hemdtasche, das erschien ihr respektlos. »Dana, verrate mir noch Eines.« Jil griff nach Danas Hand, die rutschig und klebrig auf ihrer Brust ruhte.
    Dana sah ihr in die Augen. »Ich werde dir sagen, was ich weiß.« Ihre letzten Worte waren nur noch ein Hauchen, kaum wahrnehmbar. Jil spürte, wie Dana die Kräfte verließen, dennoch gab sie sich Mühe, Jils Blick festzuhalten.
    »Wer hat dich getötet? Waren es die Männer, die hier im Garten liegen?« Jil wusste, dass es eine irrelevante Information war, sie konnte nicht ungeschehen machen, was man Dana angetan hatte. Dennoch fühlte sie Rachedurst in sich aufsteigen. Sie musste erfahren, was die Umstände ihres Todes waren, sonst würde sie nie damit abschließen können.
    Dana schüttelte leicht den Kopf. »Es war ein Fremder. Ein hässlicher Fremder. Sein Gesicht war komplett vernarbt.«
    Jil fuhr ein Stich in die Brust. Wenn sie nicht schon gesessen hätte, wäre sie nun kraftlos umgefallen. Ihr Herz schlug wie eine Kriegstrommel gegen ihre Rippen. In diesem Moment bereute sie, Dana danach gefragt zu haben.
    Ein Windhauch

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