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Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Titel: Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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»Lesward war schon früher immer ein Fiesling gewesen. Ich denke nicht, dass das Licht viel dazu beigetragen hat.«
    »Trotzdem.«
    Nola schüttelte verständnislos den Kopf und widmete sich wieder ihrer Strickarbeit.
    Während Cole und Ray sich über belanglose Dinge unterhielten, schlich Jil sich aus dem Salon und ging in ihr Zimmer, um sich frische Kleidung anzuziehen. Sie wählte ein langes schmuckloses Leinenkleid. Es war ungebügelt und würde keinen Schönheitspreis gewinnen, aber es war bequem. Sie ließ den Blick über ihr Bett schweifen, das noch von der letzten Nacht zerwühlt war. Der Anblick entlockte ihr ein Gähnen. Wie spät war es? Sicherlich schon weit nach zwei Uhr morgens. Auf dem Nachttisch stand eine geöffnete Dose mit Knabbergebäck. Ihr knurrender Magen erinnerte Jil plötzlich wieder daran, dass sie seit heute Mittag nichts mehr gegessen hatte. Sie nahm die Dose, deren geringes Gewicht nichts Gutes verheißen ließ, in die Hand und schüttete den Inhalt auf den Nachttisch. Viel mehr als ein paar Krümel waren nicht mehr darin. Seufzend machte sie sich auf den Rückweg in den Salon, obwohl sie bezweifelte, dass einer ihrer Mitbewohner etwas Essbares besaß, das er oder sie ihr zur Verfügung stellen konnte. Sedharym aßen nicht. Wenn sich auch viel in ihrem Leben geändert haben mochte, einige Dinge blieben unvermeidlich von Bestand. Jil hatte selbst dafür zu sorgen, dass Lebensmittel im Haus waren, denn sie war die einzige, die welche benötigte.
    Jil blieb auf der Türschwelle stehen und suchte den Raum mit ihren Blicken ab, doch sie entdeckte nirgendwo etwas zu essen, nicht einmal die Überreste davon. Die geschmackvollen dunklen Möbel, die gepolsterten Sessel vor dem Kamin, das Regal mit den Antiquitäten – im ganzen Raum herrschte Ordnung wie auf einem Foto aus dem Möbelkatalog. Cole, Liam und Nola verdienten gut, aber Ray schaffte mit seinen Auftragsarbeiten eindeutig das meiste Geld heran. Merkwürdig, dass er sich dabei am wenigsten aus all dem Luxus machte.
    Die Standuhr in der Ecke schlug Fünf. So spät war es schon? Nola legte ihre Stricknadeln und den Wollknäuel auf den Tisch und schob ihren Stuhl geräuschvoll zurück.
    »Ich muss zur Frühschicht«, murmelte sie genervt. Ray und Cole unterbrachen ihre Unterhaltung. Niemand beachtete Jil, die noch immer in der Tür stand.
    »Viel los in der Bar?«, fragte Cole.
    »Nicht um diese Zeit. Aber was sein muss, muss sein.« Nola nickte den beiden Männern zu und verabschiedete sich. Als sie sich an Jil vorbei aus der Tür drängte, lächelte sie kurz und wandte sich dann ab. Sie nahm ihren Mantel vom Garderobenhaken und schlüpfte in ihre Stiefel. Gerade, als Nola nach der Klinke der Wohnungstür griff, wurde diese von außen mit Schwung aufgeschlagen. Beinahe wäre sie Nola gegen den Kopf gestoßen, wären ihre gewohnt schnellen Reflexe nicht zum Einsatz gekommen. Liam betrat mit großen Schritten den Flur, unter seinem Arm klemmte eine Zeitung.
    »Kannst du nicht besser aufpassen?«, blaffte Nola ihn an. Ohne seine Antwort abzuwarten, stürzte sie die Treppe im Hausflur hinunter. Liam reagierte nicht auf ihre Zurechtweisung. Er nahm seinen Hut ab und hängte ihn über einen Haken. Mit Schuhen und Mantel bekleidet betrat er den Salon, nickte Jil im Vorbeigehen höflich zu. Er warf die Zeitung auf den Tisch, Ray und Cole sahen mit hochgezogenen Augenbrauen darauf hinab.
    »Die neueste Ausgabe des Daily Telegraph«, sagte Liam und setzte sich auf den Stuhl, auf dem zuvor Nola gesessen hatte. »Druckfrisch. Habe ich soeben aus der Redaktion mitgebracht.«
    Ray und Cole warfen Liam nur fragende Blicke zu.
    »Sieh mich nicht an, lies es selbst. Neues von unserem ganz speziellen Fall«, fügte Liam mit vor Eifer geröteten Wangen hastig hinzu.
    Ray griff nach der Zeitung und überflog den Artikel auf dem Titelblatt mit gerunzelter Stirn. Jil betrat den Salon und stellte sich neben ihn an den Tisch.
    »Was steht denn da?«, fragte sie. Wieder einmal konnte sie ihre Neugier nicht im Zaum halten.
    »Du kannst es gleich selbst lesen«, brummte Ray und ließ die Zeitung sinken.
    »Ich kann nicht lesen, schon vergessen?«
    Ray seufzte und nahm die Zeitung wieder auf. Er begann zu lesen: »Weitere dreitausend Inhaftierte ins Ausland gebracht. Leichenfunde bei Sandsgate geben der Polizei weiterhin Rätsel auf. Kriegstreiberei? Invasion aus dem All?«
    »Lies weiter«, sagte Cole.
    Ray verzog missmutig den Mund, kam seiner Aufforderung jedoch

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