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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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drückend heiß, doch Fejelis hatte selbst nach einer heißen Dusche noch über Kälte geklagt. Der junge Prinz hatte erst hinter der verschlossenen Badezimmertür die natürliche Reaktion seiner Psyche auf das Attentat zugelassen. Vermutlich erzählte man sich bereits im ganzen Palast von Fejelis’ bemerkenswerter Seelenruhe. Tam hatte aus Lapaxos Reaktion deutlich dessen Bewunderung für Fejelis’ Haltung herausgelesen.
    »Es ist sehr bedauerlich«, sagte Fejelis, »dass wir den Schützen nicht lebend fassen konnten, und nur seine Armbrust gefunden haben. Wenn es ein Vergeltungsschlag der nordländischen Fraktion für den Tod meines Vaters war … «
    »Jay«, sagte Tam ein wenig ausgelaugt, »die Palastwache wird sich darum kümmern.«
    Für einen so jungen Mann betrachtete Fejelis ihn mit seltsam nachdenklicher und mitfühlender Miene. »Du hast mich Artarian genannt, als … vorhin. Der Name deines Sohnes.«
    Mutter Aller, er musste wahrlich außer sich gewesen sein, diesen Namen preiszugeben. »Artarian war mein jüngerer Bruder. Er starb mit achtzehn, als er mich nach einem meiner Fehltritte verteidigte. Erstochen von hinten. Als ich ihn erreichte, spürte ich nur noch, wie sein Lebenslicht erlosch. Ich wusste nicht, wie ich ihm helfen sollte.«
    »Oh«, sagte Fejelis leise. »Ich danke dir. Ich fühle mich geehrt, dass du so über mich denkst. Und ich bin wirklich froh, dass es im Palast noch jemanden gibt, der versteht, warum ich gehandelt habe, ohne nachzudenken.«
    Nicht so ganz, dachte Tam, da er von Orlanjis’ Unschuld längst nicht so überzeugt war wie Fejelis. Tam wollte widersprechen und Fejelis warnen, dass selbst Magie womöglich nicht immer in der Lage sein würde, ihn zu retten. Und er wollte ihm verdeutlichen, wie knapp es dieses Mal gewesen war.
    Der Prinz erhob sich, prüfte, ob seine Beine ihn trugen. »Ich muss mich jetzt zeigen. Für eine Stunde werde ich den Empfangsraum öffnen.« Mit einem frostigen Lächeln fügte er hinzu: »Wer bis dahin nicht erschienen ist, besitzt weder Informationen noch Einfluss und kann somit auch bis morgen warten.«
    Tam stand hinter Fejelis’ Sessel und hörte zu, wie der Prinz mit Leuten, die in endloser Prozession an ihm vorüberzogen, jeweils ein paar Worte wechselte. Allem Anschein nach hatte die Nachricht sämtliche Gäste des Palastes erreicht, und sie waren allesamt angetreten, um ihren Prinzen zu inspizieren. »Auf Risse«, wie Fejelis es mit diesem trockenen Gleichmut ausdrückte, der ihn aufrecht hielt. Wachen postierten sich links und rechts von Fejelis, Wachen beaufsichtigten jeden Ein- und Ausgang, und Wachen sicherten alle Balkone. Das gesamte Kontingent an Magierwachen, das beim Palast unter Vertrag stand, trat ebenfalls an. Ausgenommen Hauptmann Beaudry, der verschwunden war, und Floria Weiße Hand.
    Angesichts dieser Unmenge von Wachen hätte Fejelis beinahe etwas gesagt, doch ein Blick in Lapaxos Gesicht genügte, klein beizugeben. Zu seiner Linken, inmitten ihrer eigenen Palisade aus Leibwächtern, saß die Prinzenwitwe mit einem erschüttert wirkenden Orlanjis und einigen anderen Mitgliedern der südländischen Fraktion. Helenja machte keinen Hehl aus ihrem berechnenden Interesse an ihrem älteren Sohn. Zu seiner Rechten saßen Prasav und Fejelis’ Cousins aus der nordländischen Fraktion. Tam hätte nicht sagen können, welche Empfindungen sich hinter deren vorsichtiger Empörung verbergen mochten.
    Derweil dieses Schauspiel in einem fort andauerte, betrachtete Tam den blau-behaubten Hinterkopf und spürte, wie seine Wut anschwoll. Dieser außergewöhnliche junge Mann, diese große Hoffnung für die Vergessenen und Vertriebenen, wäre beinahe am ersten Tag seiner Regentschaft gestorben. Trotz all seiner Macht hatte Tam es nicht voraussehen können, und er wäre fast daran gescheitert, als er es verhindern wollte. Lukfers Misstrauen gegenüber den Tempel-Vorgesetzten – so berechtigt es auch sein mochte – nahm ihnen die Möglichkeit, Verbündete zu finden, und schränkte ihren Handlungsspielraum ein. Doch hinter Tams Zorn verbargen sich Angst und ein schreckliches Gefühl der Machtlosigkeit. Er hatte noch nicht einmal den Bolzen gespürt – erst durch Fejelis’ Todesqualen, als ihn das Geschoss durchbohrte.
    Ein Leben zu nehmen, erforderte keine Magie – wie er nur allzu gut wusste. Selbst Magier ersten Ranges konnten jemanden gesunden – oder erkranken – lassen und elementare talismanische Magie wirken. Und bereits ein

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