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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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davon haben, wie es ist, Sohn aus einer Nord-Süd-Ehe zu sein. Doch du bist kein Kind mehr, Jis; du bist ein Mann, der Sohn eines Prinzen, und du könntest durchaus mein Nachfolger werden. Ob es dir gefällt oder nicht, solche Entscheidungen musst du für dich selbst treffen – und das Risiko in Kauf nehmen. Und hiermit sei der Lektion Genüge getan«, fügte er im Scherz hinzu, als er Groll in den dunklen Augen seines Bruders aufblitzen sah.
    Es folgte langes Schweigen. Offensichtlich kämpfte Orlanjis mit sich und einer Frage, die ihm auf der Seele lag. Fejelis fürchtete zu wissen, worum es ging.
    »Jay, was glaubst du, wer ihn umgebracht hat?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Fejelis und stützte seinen Ellbogen auf der Balustrade ab. »Es besteht kein Zweifel daran, dass Magie eine Rolle gespielt hat. Die Richterschaft des Palastes überprüft noch einmal alle Verträge. Sie versuchen herauszufinden, ob sie in irgendeinem davon vielleicht eine Formulierung übersehen haben, die einen Angriff auf den Prinzen zulässt. Derweil ermittelt der Tempel wegen eventueller Verstöße gegen die vertraglichen Vereinbarungen.« Fejelis zögerte und entschied sich dann für eine noch gründlichere Offenheit, als er sie bisher gewagt hatte, beugte sich zu seinem Bruder und sagte leise: »Tammorn ist unsere größte Hoffnung, all das zu erfahren, was der Tempel uns nicht wissen lassen will.«
    »Oh«, sagte Orlanjis und starrte seinen Bruder an. »Aber wir können doch nicht … «
    Das »wir« hallte noch nach, und ihm wurde leicht ums Herz, doch Orlanjis hatte den Satz nicht beendet. Das machte aber nichts, sie hatten ja Zeit. »Mir ist kalt«, murrte Orlanjis und ging wieder in die sonnige Ecke des Balkons. Fejelis folgte ihm. Er wusste sehr wohl, dass er eigentlich zurück in sein Arbeitszimmer gehen und sich seinen endlosen Pflichten widmen sollte, doch dieses neue Verhältnis zu seinem Bruder, um das er sich bemühte, war außerordentlich wertvoll. Und er hatte keine Ahnung, wann er wieder die Gelegenheit haben würde, so mit Orlanjis zu sprechen, noch dazu ohne Einmischung von außen.
    Er lehnte sich gegen den Balkon und genoss die Wärme der Sonne auf seinem Rücken. Magische Lampen mochten zwar Leben erhalten, aber sie nährten es nicht, nicht so wie die Sonne. »Du wolltest gerade sagen … «
    Orlanjis blickte ihn an. Jäh riss er die Augen auf, und Fejelis sah das Weiß darin aufblitzen. Das plötzliche Entsetzen seines Bruders nahm Fejelis jedoch gar nicht bewusst wahr; weder erfasste er dessen Bedeutung, noch hätte er eine Absicht in Worte fassen können. Er warf sich einfach auf Orlanjis, drehte sich um und wuchtete ihn hinter den Glasschutz des kleinen Wüstengartens. Hinter sich hörte er ein raues Zischen, und etwas traf ihn mit voller Wucht im Rücken, so dass ihm die Luft wegblieb. Er stürzte nach vorn, auf die Beine seines Bruders. Dem heftigen Aufprall folgte ein brennender Schmerz. Ein Schwall metallischer Wärme stieg ihm in die Kehle. Er spürte Orlanjis’ strampelnde Versuche, sich zu befreien, doch da verließen ihn bereits die Sinne. Alles, was er hörte, war das schwächer werdende Rauschen seines Pulses, und alles, was er sah, waren rote Schatten, die sich verdunkelten. Das letzte, was seine Hände fühlten, war die flaumige Haut eines Pfirsichs.

7
    Tammorn
    Tam fiel auf die Knie und schnappte nach Luft, als Lukfers chaotische Magie sich aus seiner entwirrte. Wie durch ein Wunder lebte er noch und war unversehrt geblieben – weder war er auf dem Rasen zerschmettert, noch steckte er knietief im Sand dieser Spielzeugwüste, und er war zum Glück auch nicht mit einem der Wachmänner oder Diener zusammengeprallt, die in der sonnenbeschienenen Ecke beieinander standen. Ohne nachzudenken schwang er seine Magie, stieß sie alle beiseite und konnte endlich einen Blick auf Fejelis werfen, der regungslos bäuchlings auf dem Boden lag und aus dessen Rücken ein hölzerner Bolzen ragte. Direkt neben seinem Kopf kauerte Orlanjis, gegen die Balustrade gedrängt, mit panisch verzerrter Miene – er wollte es einfach nicht wahrhaben. Doch noch bevor Tam Fejelis sah, spürte er die faulige Aura des Bolzens – diesmal etwas, das nicht angefertigt worden war, um Lampen auszulöschen, sondern das Leben an sich.
    Die Magierwache, die neben Fejelis gekniet hatte, wehrte sich gegen den Druck von Tams mächtigeren Kräften und schrie ihm etwas zu, was er jedoch ebenso ignorierte wie das nutzlose Geflatter ihrer

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