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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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Richtung des herzoglichen Tisches – »sitzt Ihr Beweis. Fürst Vladimer, hier und bereit, für Baron Strumhellers Verteidigung auszusagen. Und Baron Strumheller hat niemals Hand an Tercelle Amberley gelegt.«
    »Telmaine!«, entrüstete sich Merivan.
    Zu spät erinnerte sie sich daran, dass eines der Gerüchte Ishmael der Vaterschaft von Tercelles Kindern bezichtigte. Doch sie war zu wütend, um verlegen zu sein. »Ich werde diese Verunglimpfung zweier guter Männer nicht stillschweigend erdulden.«
    An den Tisch des Erzherzogs, wo Sejanus Plantageter mit seinem Bruder, dem Herzog von Imbré und seiner ältesten Tochter saß, trat ein Lakai und flüsterte Fürst Vladimer etwas ins Ohr. Als Vladimers dünne Gestalt erstarrte, richtete Telmaine ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihn. Dass Herzogin Calliope noch immer redete, bekam Telmaine nur am Rande mit. Ohne Vorwarnung, ohne auf das Bemühen seines Bruders, mit ihm zu sprechen, einzugehen, stand Vladimer so abrupt auf, dass sein Stock zu Boden fiel. Im selben Moment löste sich der Gegenstand aus seiner Hand und baumelte von einer Kette, die an seinen Fingern hängen geblieben war. Telmaine erkannte die Form des großen Amuletts, das sie zuletzt an Casamir Blondells Hals gepeilt hatte, das Schutzamulett gegen Magie. Sejanus Plantageter griff danach, hielt es fest. Telmaine konnte nicht widerstehen und sandte ihre Magie aus, um die Worte zu verstehen, die er seinem Bruder zuraunte: » Haltung , Vladimer.«
    Er schob Vladimer das Amulett in die Hand, dann tätschelte er Vladimers Faust und erhob sich mit einem leisen Lächeln. Der gesamte Tisch erhob sich mit ihm, wie es die Etikette verlangte. Als Sejanus sich vom Tisch entfernte und somit die Aufmerksamkeit aller auf sich zog, ließ Vladimer das Amulett in seiner Tasche verschwinden, nahm seinen Gehstock und humpelte zur Tür. Ihr Peilruf glitt über ihn hinweg – der Schock stand ihm noch deutlich ins Gesicht geschrieben. Allein die Angst vor dem Gerede hinderte sie daran, Vladimer nachzueilen. Etwas Furchtbares war geschehen.
    Falls Ishmael oder Balthasar davon betroffen waren, hätte er ihr doch gewiss ein Zeichen gegeben.
    Und wenn sie Vladimer folgte, würden die Leute ihre Aufmerksamkeit nur auf seine Verfassung richten – eine Aufmerksamkeit, die der Erzherzog derweil sehr geschickt von ihm ablenkte. Sejanus umrundete den Tisch neben Telmaines, nahm Verbeugungen und Knickse der verschüchterten Erben und Erbinnen entgegen und wechselte ungezwungene Liebenswürdigkeiten mit den Älteren. Genau wie seinem Bruder stand Sejanus die aktuelle Mode ausgezeichnet, er kleidete sich jedoch ein wenig auffälliger.
    Als er ihren Tisch erreichte, erhoben sich alle gleichzeitig, Sylvide schluckte leise. Telmaine drückte ihr die Hand, auch wenn ihr eigenes rasendes Herz ihre Nervosität verriet. Schon vor Jahren hatte sie aufgehört, sich vom Stand des Erzherzogs einschüchtern zu lassen, doch das war, bevor sie sich in seine Ratssitzungen geschlichen, sich aus unerfindlichen Gründen seinem Bruder angeschlossen, und – was das Schlimmste war – bevor sie angefangen hatte, ihn mit Magie auszuspionieren. Die dynamische Präsenz seiner Lebensenergie aus nächster Nähe zu spüren, gab ihr wiederum das beschämende Gefühl, selbst bloßgestellt worden zu sein. Sie versteckte ihre Magie so tief in ihrem Inneren, wie sie es von jeher getan hatte.
    Herzogin Calliope, der Schrecken ihrer Familie und ihrer Untergebenen, gab sich dem Erzherzog gegenüber geradezu bezaubernd, und auch er sprühte vor Charme. Dani stand stocksteif da und machte ein betretenes Gesicht, als er sich gezwungen sah, den Verlust seine Postens als Botschafter zugeben zu müssen, doch der Erzherzog versicherte ihm, für solch fähige Männer wie ihn gäbe es immer Arbeit, und ließ einen aufrechteren Dani zurück. Mit Danis Schwester ging Sejanus sehr behutsam um, und es gelang ihm sogar, ihr eine Zustimmung zu entlocken, als er eine Bemerkung über die spätsommerliche Schönheit der botanischen Gärten der Stadt machte. Merivans Höflichkeiten waren zunächst recht verhalten, aber die findige Anspielung des Erzherzogs auf ein besonders umstrittenes Theaterstück, das im kommenden Herbst aufgeführt werden sollte, lockte die wahre Merivan aus der Reserve, und er gab ihr das Gefühl, ihre herben Ansichten durchaus zu schätzen.
    Er ging weiter, um mit dem Pärchen zwischen Merivan und Sylvide zu sprechen. Telmaine beugte sich zu ihrer Freundin und

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