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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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murmelte: »Nur Mut, er beißt nicht.«
    »Du hast leicht reden«, flüsterte Sylvide, doch sie bewältigte diese Aufgabe mit Haltung und sogar mit Herzlichkeit, als der Erzherzog eine Bemerkung über die Jagd in ihrer Heimat nahe der Grenze machte. Sylvide war, wie Telmaine bereits erwähnt hatte, eine gute Schützin – wie so viele Frauen, die in den Grenzlanden lebten.
    Und auf einmal war Vladimer wieder da, näherte sich dem anderen Ende des Tisches – weitestgehend unbemerkt und mit grimmiger Miene. Casamir Blondell musste irgendetwas zugestoßen sein; das war die einzig plausible Erklärung, warum sein Amulett auf diese Weise in Vladimers Hände gelangen konnte. Dann wandte sich Sejanus Plantageter an sie. »Prinzessin Telmaine«, sagte er und nahm ihre Hand, als sie vor ihm knickste. »Wie geht es der kleinen Florilinde?«
    »Ganz gut«, brachte sie als Antwort zustande. »Vielen Dank.«
    »Wie ich den Abendzeitungen entnehme, sollte ich wohl etwas finden, das die Talente Ihres Gatten in andere Bahnen lenkt.«
    Telmaine gelang es, ob seines Humors, der dem seines Bruders nicht unähnlich war, keine Miene zu verziehen. Er tätschelte leicht ihre Hand und sagte laut und deutlich: »Ich bin mir der Gründe für seine Mission durchaus bewusst und überzeugt von seinen guten Absichten.«
    Das mochte vielleicht nicht das Beste gewesen sein, was er zu Bals Verteidigung hätte sagen können, aber es war auch nicht das Schlechteste. Der Erzherzog ging weiter, und sie hielt ihr dankbares Lächeln aufrecht. Nun nahm Sylvide ihre Hand und drückte sie.
    Telmaine war gerade wieder zu Atem gekommen, als ihr plötzlich ein heißer Schauer über die Haut lief wie der Windhauch auf einer heißen Straße im Hochsommer, wie das Feuer, das sie mit ihren stümperhaften Versuchen im Umgang mit schattengeborener Magie entzündet hatte. Verängstigt sandte sie ihre Magiersinne aus und spürte, wie sich ein erdrückendes Netz aus lichtgeborener Magie über sie legte.
    Sie schnappte nach Luft. Ihr heftiger Gegenschlag sprengte das Netz, und sie spürte die Überraschung des Angreifers ob der Wucht, die ihm entgegenschlug. Telmaine wusste, dass ihr Widersacher der lichtgeborene Magier war, der in ihren Gedanken zuvor mit ihr gesprochen hatte, derjenige, mit dessen Macht sie sich gemessen hatte. ›Was machen Sie da?‹ Als Antwort warf er seine Macht erneut über sie, jedoch nicht heißer und nicht kräftiger, so dass sie sie noch einmal zerschlug, wenn auch eher unbeholfen. ›Wer sind Sie?‹
    Doch es kam keine Antwort, keine Erwiderung, kein Spott. Für einen Moment blieb alles ruhig. Für einen Moment war sie in der Lage zu erkennen, dass sie sich noch immer im herzoglichen Ballsaal befand, in Anwesenheit des gesamten Hofstaats, vor dem sie gerade was getan hatte? Was von diesem magischen Übergriff war für die anderen erkennbar gewesen, abgesehen von ihrem Keuchen? Ihr Sonar registrierte Merivan, wie sie gerade um den Tisch herumging – mit rechtschaffener Entschlossenheit, jedoch ohne Panik im Gesicht. Sylvide stand an ihrer Seite, stützte sie und sagte in argloser Bestürzung: »Telmaine, was ist mit dir? Fühlst du dich schwach?« Von der anderen Seite hörte sie die Stimme des Erzherzogs … oh, grundgütige Herrin Imogene, nein … er sprach zu ihr: »Prinzessin Telmaine?«
    »Ich habe … «, brachte sie hervor, erstaunt darüber, dass mit den Worten kein Rauch aus ihrem Mund strömte. »Ich habe … «
    Erneut ging das nun brennende Netz auf sie hernieder. »Nein! Lass mich in Frieden!« Und plötzlich war sie wieder in dem Lagerhaus, wo Flammen loderten, Balken brachen und Florilinde weinte, so herzzerreißend wie ein hilfloses Kätzchen. Ganz in der Nähe rief der Erzherzog unverständliche Worte, die in einen gequälten Schmerzensschrei übergingen. Gefolgt von einem Krachen und Kreischen. Der Erzherzog! – Dani! – Wasser! – Ich verbrenne! Die Gedankenstimme sagte: ›Nein. Oh, nein ‹, und Telmaine taumelte rückwärts, warf die Arme über den Kopf und stieß ihn von sich. ›Hör auf. Ich versuche gerade … ‹
    »Sejanus!«, brüllte Vladimer, und Sylvide schrie: »Fürst Vladimer, nein !« Aus den unzähligen Echos stürzte sich eines auf sie; als sie gemeinsam zurücktaumelten, spürte sie Sylvides Entsetzen, die nicht wusste, was vor sich ging, und lediglich auf die plötzliche Bedrohung ihrer Freundin reagierte. Dann der Knall eines Revolvers, wie der, den sie gehört hatte, als sie auf der Türschwelle

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